Bad Segeberg. Camper kommen zum Konzert oder für die Karl-May-Spiele zum Kalkberg – und blockieren Parkplätze. Anwohner sind sauer.

Dürfen die großen Wohnmobile denn überall im Stadtgebiet parken? Bad Segeberg wird jetzt zu seinen Veranstaltungs-Highlights, zu den Konzerten und den Karl-May-Vorstellungen, von Wohnmobilen geradezu überschwemmt. Immer mehr Gäste nehmen ihr Zuhause auf vier Rädern mit. Das kostet viel Platz. Und der Bad Segeberger Anwohner Udo Nickel, der gleichzeitig auch Radfahrbeauftragter der Kreisstadt ist, wundert sich, wie immer mehr Parkplätze von den diesen Fahrzeugen in Beschlag genommen werden.

Dabei wollen Wohnmobilisten doch Abenteuer, Individualität, den Rückzug in die Natur, heißt es auf einer ihrer Internetseiten. Aber manchmal lässt sich dafür zum Beispiel auch der kleine, lauschige Parkplatz am Marienkindergarten am Winklersgang zum Womo-Stellplatz umwidmen. Bei zwei Wohnmobilen seien hier sogar die Abwasserbehälter geleert worden, und der private Müll der „Womo“-Fahrer landete in der Mülltonne beim Kindergarten, beklagt sich Nickel.

Camping: Wohnmobile machen sich breit – und Bad Segeberg ist genervt

Bad Segeberg freue sich über die Touristen, aber es sei „total unfair“, wenn man als Anwohner jetzt dafür alles hinnehmen müsse, sagt Nickel. So besetzte nach seiner Darstellung schon lange vor Beginn eines der Kalkberg-Konzerte ein mächtiges, querstehendes Wohnmobil gleich vier Stellplätze auf dem kleinen Parkplatz.

Campingstühle werden herausgestellt, alles „belagert“. Nickel: „Wenn jetzt ein Pkw-Fahrer kommt, der auch zum Konzert will, gibt es für ihn keine Chance, weil hier wenige Wohnmobile den ganzen Parkplatz blockieren und deren Besitzer ,auch mal pennen’.“ Während der „Normalparker“ von der Stadt einen auf den Deckel bekomme, weil er nicht seinen Park-Euro eingeworfen habe, „machen die hier, was sie wollen.“ Es seien auch schon Partys auf dem Parkplatz gefeiert worden, musste Nachbar Udo Nickel erleben.

„Normalparker“ für die Karl-May-Spiele finden keinen Platz mehr

Auf diesem Sandparkplatz am Winklersgang ist das Parken für Wohnmobile verboten. Die Stadt möchte das Verbot aufheben, um dem Ansturm an „Womos“ gerecht werden zu können. Schon jetzt hält sich bei Veranstaltungen am Kalkberg ohnehin niemand daran.
Auf diesem Sandparkplatz am Winklersgang ist das Parken für Wohnmobile verboten. Die Stadt möchte das Verbot aufheben, um dem Ansturm an „Womos“ gerecht werden zu können. Schon jetzt hält sich bei Veranstaltungen am Kalkberg ohnehin niemand daran. © Privat

Ihm wäre es wichtig, dass Bad Segeberg „ein Konzept für unsere Touristen entwickelt“. Es gibt ja noch den offiziellen Wohnmobilstellplatz „Kalkbergblick“ für 23 Wohnmobile gegenüber der Jugendherberge am Kastanienweg. Aber darüber hinaus fahren immer mehr Wohnmobile in die Stadt – „darauf müssen wir reagieren“, fordert Nickel.

Bei dem Santiano-Konzert sei wieder „alles rappeldickevoll“ mit Wohnmobilen gewesen. Selbst auf dem Sandparkplatz am Winklersgang, für den schon vor Jahren ein Wohnmobil-Verbot verhängt wurde, standen trotz entsprechender Beschilderung mehrere Womos. Nickel schlägt nun vor, auf einem der offiziellen Karl-May-Parkplätze, weitab vom Zentrum, eine entsprechend große Fläche für Wohnmobile auszuweisen. Da könnten die Leute zur Not auch übernachten.

„Schwarze Schafe“ kippen sogar ihre Chemikaltoiletten aus

Tatsächlich sei jetzt geplant, den großen innenstadtnahen Sandparkplatz am Winklersgang nicht mehr für Wohnmobile zu verbieten, berichtet Hartmut Gieske vom Bad Segeberger Ordnungsamt. Noch ist der Platz für Womos komplett gesperrt. Aber hier würden sie niemanden stören, sagt Gieske überzeugt. „Wohnmobile werden immer mehr, da müssen wir als Stadt auch etwas anbieten.“

Natürlich gebe es auch hier „schwarze Schafe“, weiß Gieske. Aber das Übernachten zu verbieten, sei rechtlich schwer durchsetzbar. Denn Autofahrer dürften nächtens stehen bleiben und schlafen, wenn das zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit diene. Gieske: „Was sie nicht dürfen, ist campen, Grill aufbauen, Liegestühle herausstellen und Tische aufbauen.“

Bad Segeberg: Thema muss auf die politische Agenda, fordern Anwohner

Sie sollten natürlich auch nicht gleich mehrere Stellplätze blockieren. Wenn sie dabei ein Verkehrsüberwacher der Stadt erwische und der Womo-Fahrer habe nicht entsprechend viele Parktickets gelöst, könne man diesen für drei oder vier blockierte Stellplätze belangen.

Ob die Kalkberg GmbH ihre Parkplätze auch für Wohnmobile entsprechend ausbaut und zum Übernachten freigibt, bezweifelt Gieske. Draußen auf den Karl-May-Parkplätzen sei die soziale Kontrolle gering. Die grünen Knicks würden als „Stilles Örtchen“ missbraucht, Schmutzwasser einfach abgelassen, prophezeit er.

Das Thema „Womo-Parkplätze“ gehört auf die politische Tagesordnung. Denn schon vor einem Jahr gab es großen Ärger, als begeisterte Wohnmobil-Fahrer den Ihlsee-Parkplatz, direkt am Naturschutzgebiet, als Lagerplatz für sich entdeckten. Auch hier wurde das kostenlose Stellplatz-Angebot in Seenähe von Wohnmobilisten genutzt, um „ihre Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen“. Acht bis zehn Stunden „Rast“ sind erlaubt. Aber wer kontrolliert hier schon genau die Stunden?