Kreis Segeberg. Für die Radfahrer im Kreis Segeberg kann es gar nicht schnell genug gehen, bis der ersehnte Radschnellweg von Bad Bramstedt über Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt nach Hamburg führt. In den letzten Monaten wurde viel darüber geredet, alle Städte und Kommunen entlang der Strecke unterstützen das Projekt – aber erst jetzt wird es richtig konkret. Ingenieure machen sich nun an die Arbeit und ermitteln, wie genau der Radschnellweg laufen soll und vor allem, was er kosten wird. Davon hängt ab, wie realistisch die Umsetzung ist.
Federführend in der Planung ist die Metropolregion Hamburg, die Plattform, auf der die Länder Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie die Kreise, Landkreise und kreisfreien Städte seit 1950 für grenzüberschreitende Projekte zusammenarbeiten. Eine Million Euro stand für den Einsatz von Ingenieuren bereit, die acht potenzielle Radschnellwege in einem Gebiet zwischen Stade im Westen, Wismar im Osten, Bad Bramstedt im Norden und Lüneburg im Süden unter die Lupe nehmen sollen. Regionsweit werden insgesamt rund 275 Kilometer Strecke untersucht. „Wir mussten das Europa weit ausschreiben – allein das hat schon ein halbes Jahr gedauert“, sagt Marion Köhler, Sprecherin der Metropolregion. Doch bei der Umsetzung eines der größten Leitprojekte der Metropolregion Hamburg und des derzeit größten länderübergreifenden Radschnellwege-Planungs-Projektes in Deutschland gehe es um viele Millionen Euro. „Die Machbarkeitsstudien liefern die Grundlage für die Einschätzung, ob die Strecken technisch und finanziell umsetzbar sind.“
Fünf Ingenieur-Teams aus Deutschland teilen sich jetzt die eine Million Euro an Planungskosten. Die Strecke Bad Bramstedt–Hamburg wird vom Hannoveraner Planungsbüro PGV-Alrutz untersucht. PGV hat seit 1986 in über 1200 bundesweiten Radfahr-Projekten gewirkt und mit zahllosen Ländern, Städten und Kommunen an Radverkehrskonzepten gearbeitet.
Müssen Brücken gebaut werden?
Die PGV-Ingenieure werden nun in enger Zusammenarbeit mit den Verwaltungen der Städte und Kommunen entlang des möglichen Radschnellweges Bad Bramstedt–Hamburg realisierbare Trassen und Umsetzungskonzepte erarbeiten. Parallel wird ein Planungs- und Gestaltungshandbuch erarbeitet. Es soll sicherstellen, dass die Radschnellwege in der Metropolregion ein einheitliches Erscheinungsbild bekommen. Schließlich sollen sich die künftigen Nutzer auf allen Radschnellwegen an identischen Schildern und Wegführungen orientieren können. Auch die Erstellung eines Kommunikationskonzepts zur Vermarktung der Wege ist Bestandteil der Aufträge. „Die Ingenieur-Büros werden die Voraussetzungen für einen späteren Bau von Radschnellwegen schaffen. Wir nehmen den Städten und Kommunen damit die gesamte Planungsarbeit ab“, sagt Köhler. Die Ingenieure werden genau hinschauen: Welche Grundstücke gekauft werden müssen für die möglichen Trassenverläufe, welche Widerstände an welchen Stellen zu erwarten sind und wo Brücken oder Unterführungen gebaut werden müssen. Dabei genügen die Planungen selbstredend den aktuellen gesetzlichen Standards im Verkehrswegebau.
Mit den fertigen Machbarkeitsstudien schauen sich die Anrainer der Trassen dann nach den Geldgebern für die Umsetzung um, etwa beim Land oder beim Bund. „25 Millionen Euro gibt allein die Bundesregierung im Jahr für die Umsetzung von Radverkehrskonzepten aus“, sagt Köhler. Erste Zwischenergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte 2019 vorliegen. Auch die Radfahrer der Region werden mit ihren Wünschen gehört. „Wir werden Ende des Jahres eine Bürgerbeteiligung für die Planung der Radschnellwege anbieten“, sagt Köhler.
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