Das Abendblatt hat gemeinsam mit dem ADAC 30 Bahnhöfe getestet. Heute die Ergebnisse für Ulzburg-Süd

Henstedt-Ulzburg. Gut, wenn man sich auskennt. Wer mit der AKN den Bahnhof Ulzburg-Süd ansteuert und dort umsteigen will, sollte über den Bahnhof Bescheid wissen oder sein Ohr ganz nah an die kleinen Lautsprecher im Triebwagen halten. Die Dame spricht im freundlichen Ton vom Band, doch ihre Stimme geht im Gedröhne der betagten Dieselmotoren unter. Angekommen im Bahnhof können die Fahrgäste zu beiden Seiten aussteigen: Nach rechts geht es zum Zug in Richtung Kaltenkirchen, links fährt die Bahn in Richtung Hamburg-Eidelstedt ab. Doch wer weiß das schon vorher, wenn er nicht Stammgast in Ulzburg-Süd ist. Einmal falsch ausgestiegen gibt es kaum noch eine Chance, den richtigen Zug zu erreichen. Man kann ihm allenfalls entnervt hinterher blicken, wenn er davon rollt.

Die AKN hat die Fahrpläne der Linien aufeinander abgestimmt

Ulzburg-Süd dient als Kreuzung der drei AKN-Linien und damit als wichtigster Umsteigebahnhof im Netz zwischen Neumünster und Eidelstedt sowie Norderstedt und Elmshorn. ADAC-Tester Carsten Willms braucht ein wenig Zeit, um sich nach der Ankunft zu orientieren. Das Konzept, mit zwei Bahnsteigen drei Gleise zu bedienen, ist gewöhnungsbedürftig. Besonders, wenn die Akustik nicht stimmt und Hinweisschilder fehlen. Wer sich auskennt, kommt hingegen mit dem Bahnhof beim Umsteigen bestens klar: Die Wege sind kurz, die AKN hat die Fahrpläne der Linien aufeinander abgestimmt.

Ulzburg-Süd kann weitere Pluspunkte verbuchen. Der Bahnhof wurde im typischen AKN-Standard konzipiert, der immer wieder von Fachleuten für seine Kundenfreundlichkeit gelobt wird. Kameraüberwachung, Fahrkartenautomaten, Informationen in Schaukästen – diese Prüfkriterien bewältigt die AKN mit Bravour. Auch bei der Sauberkeit liegen die Bahnhöfe ganz vorn.

Willms will den Bahnsteig verlassen, um die Bahnhofsumgebung zu überprüfen. Dabei stößt er auf ein Problem, das ihm und seinen Kollegen auch bei anderen AKN-Bahnhöfen begegnen wird: Der Weg vom Bahnsteig über die Gleise ist frei. Nur ein Schild „Achtung Zugfahrt!“ warnt vor dem Betreten des Gleises. Gitter, um die Fußgänger herumgehen müssen und dabei einen Blick auf den Zugverkehr werfen, fehlen. „Unsere Verkehrsingenieure halten das für gefährlich und nicht zeitgemäß“, sagt Willms.

Einen weiteren Mangel bekommen besonders die Anwohner des Bahnhofs zu spüren: Eine Toilette fehlt. Dass mancher AKN-Kunde dann die Gärten in der Nachbarschaft aufsucht, war mit unappetitlichen Fotos sogar ein Thema in einer lokalen Online-Zeitung. Das Problem fehlender Bahnhofstoiletten wirkt sich besonders gravierend aus, weil auch in den Zügen keine WCs installiert sind.

In Ulzburg-Süd hat die AKN mit einem weiteren Problem zu kämpfen, das auch in den anderen Bahnhöfen im Hamburger Randgebiet festzustellen ist: Es fehlen Fahrradständer. Wer als Pendler morgens zur Bahn radelt, wird stets vor der Herausforderung stehen, einen sicheren Platz für sein Zweirad zu finden.

Wo geht es zum Parkplatz? Ein wenig muss sich der ortsfremde Besucher auch hier orientieren. Hinweisschilder dorthin und zur Ortsmitte fehlen. Auf der Straße direkt vor dem Bahnhof hat die Gemeinde auf einer Seite ein absolutes Halteverbot eingerichtet. Warum bleibt offen, zumal auf dem großen P+R-Parkplatz keine Ecke mehr frei ist. „Überbelegt“, sagt ADAC-Fachmann Willms. Diesen Begriff nutzen die Verkehrsexperten, wenn nicht nur die markierten Stellplätze belegt sind, sondern auch die freien Stellen an Zufahrten oder auf Grünflächen.

Als Tester Willms sich den Parkplatz genauer anschaut, trifft er mehrere Arbeiter, die auf der Fläche die Büsche beschneiden sollen. Keine leichte Aufgabe, wenn direkt daneben die geparkten Autos stehen. „So eine Arbeit sollte am Wochenende erledigt werden“, meint Willms. „In Hamburg wird das so gemacht.“

Warum die Gemeinde den Parkplatz nicht erweitert, kann sich Willms nicht erklären. Bis zu 75 Prozent Zuschuss kann eine Gemeinde für die Investition einer P+R-Anlage erhalten. Auch vor großen Belästigungen durch mehr Verkehr müssten sich die Anwohner kaum fürchten. Willms: „Die Leute kommen morgens mit dem Auto und fahren abends wieder weg – das war’s.“

Die ausführlichen Testergebnisse und eine Fotodokumentation finden Sie unter www.abendblatt.de/norderstedt.

Am Dienstag, 1. Oktober, lesen Sie die Testergebnisse für den Bahnhof Ochsenzoll.

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Beschwerden über Bahnhöfe und ihr Umfeld? Wir leiten Ihre Mail an Experten weiter und veröffentlichen sie mit der Antwort. Schreiben Sie uns: norderstedt@abendblatt.de . Bitte das Stichwort „Bahnhof“ nicht vergessen.