Das Hamburger Abendblatt hat die Stationen im Kreis Segeberg gestestet. Heute: Garstedt und Richtweg

Norderstedt. Die einzige Bahnstation im Kreis Segeberg mit eigenem Einkaufszentrum hat es dem Tester vom ADAC angetan. „Hier sind alle Standards erfüllt“, sagt Carsten Willms beim Blick auf den U-Bahnhof Garstedt, der direkt per Treppe und Fahrstuhl mit dem Herold-Center verbunden ist. Auf seinem Testbogen vergibt er gute Noten und ahnt noch nicht, wie sehr sich das hohe Niveau des Bahnhofs von dem Parkplatz unterscheidet, den er in wenigen Minuten unter die Lupe nehmen wird.

Willms notiert Pluspunkte für funktionierende Fahrstühle, Sauberkeit und Fahrgastinformationen, lobt die Sicherheitseinrichtungen wie Kameras und Notrufanlagen. Der Weg zu den Toiletten im Einkaufszentrum dürfte deutlich besser ausgeschildert sein, viel mehr Kritikpunkte lassen sich nicht finden. Auch der Service für die Pendler, die mit dem Fahrrad zur Bahn oder zum Bus fahren, ist gut. Im Fahrradhaus am Herold-Center hängt ein Automat, aus dem Radler neue Schläuche ziehen können. An einer Pumpstation gibt es frische Luft für die Fahrräder – ein einmaliger Service an den Bahnhöfen im Kreis Segeberg.

Auch der erste Blick auf das Parkhaus verspricht hohes Niveau. Der ADAC Schleswig-Holstein hat die Anlage vor Jahren zertifiziert. Beim Blick in seine Unterlagen stellt Willms jedoch fest, dass das Zertifikat am 31. Dezember 2013 endet und kein neues beantragt wurde - aus gutem Grund, wie der Verkehrsexperte sehen wird.

Willms nimmt den Eingang neben dem Fahrradhaus zum unteren Parkdeck, geht durch die Tür und steht sofort auf der Fahrbahn. Wer hier die Situation nicht erkennt, schwebt in größter Gefahr, von einem Auto erfasst und zu Boden geschleudert zu werden. „So zu bauen wäre heute nicht mehr zulässig“, sagt Willms, der unablässig Notizen macht. Sein Lichtmessgerät zeigt an, dass dieses Parkdeck viel zu dunkel ist.

Dann flattert es über dicht seinem Kopf. Eine Taube fliegt aufgeregt eine Runde unter der niedrigen Decke und sucht nach einem Landeplatz. Den findet sie auf einem Autodach, auf dem sie sofort einen schmierigen Klecks hinterlässt. Willms blättert in seinen Papieren. Schon vor drei Monaten hatte ein Kollege ein „massives Taubenproblem“ notiert, passiert ist seitdem offenbar nichts.

379 kostenlose P+R-Parkplätze hat die Stadt für die Schmuddelanlage gemeldet. Derzeit sind es jedoch deutlich weniger. Über Teilen der Garage baut Karstadt, darum stehen zwei Drittel der Stellplätze nicht zur Verfügung. Der Rest ist verdreckt und dürftig ausgeschildert. Die Lichtmessung ergibt: 20 Lux beträgt die Stärke des Lichts, das die Deckenleuchten abgeben, an den Autos. Viel zu wenig, sagt Tester. Auch die Breite der Parkplätze ist mit 2,2 Metern an mehreren Stellen dürftig.

Wer sich hier nicht auskennt, findet nur mit Mühe wieder heraus. Nicht einmal die Markierungen auf dem Boden geben eindeutig eine Richtung vor. „Die Verkehrsführung ist eine Katastrophe“, sagt Willms.

„Das Taubenproblem ist bekannt“, sagt der Sprecher der Stadtverwaltung, Hauke Borchard. Seine Kollegen vom Amt für Gebäudewirtschaft, die den Parkplatz wöchentlich reinigen, haben festgestellt, dass immer wieder Besucher die Tiere füttern und damit anlocken. Sobald die Bauarbeiten bei Karstadt erledigt sind, ist den Tieren der Weg durch die offenen Treppenaufgänge versperrt. „Wir hoffen, dann das Taubenproblem in den Griff zu bekommen“, sagt Borchard.

Außerdem soll das Parkdeck grundgereinigt werden. Willms’ Forderung geht weiter. „Hier ist eine Renovierung erforderlich“, sagt der ADAC-Fachmann und fügt hinzu: „Dieses Parkhaus ist ein klarer Verlierer, der bauliche Zustand ist schlimm.“ Probleme wie diese habe er noch in keiner Anlage gesehen. Nur einen einzigen Pluspunkt kann er entdecken: Die Fahrbahnbreite entspricht den Vorschriften.

Anders sieht es in den Etagen über dem P+R-Parkplatz aus. Dort müssen Autofahrer bezahlen, wenn sie ihr Fahrzeug abstellen wollen, dürfen aber sicher sein, dass der Wagen nicht mit Vogeldreck verschmutzt wird. Die ausführlichen Testergebnisse und eine Fotodokumentation finden Sie unter www.abendblatt.de/norderstedt.

Am Freitag, 27. September, lesen Sie die Ergebnisse für Norderstedt-Mitte. Wie es um den Bahnhof Richtweg steht, lesen Sie auf Seite 2.

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