Die Kreise Segeberg, Stormarn und Lauenburg richten ein Krisenzentrum ein. In Feuerwehrzentrale wurden 14 Arbeitsplätze eingerichtet.

Bad Segeberg. Von der afrikanischen Schweinepest ist Deutschland bisher verschont geblieben. In Italien, vor allem auf Sardinien, spielt diese Tierseuche dagegen eine große Rolle: In verseuchten Gebieten verläuft die Erkrankung bei Schweinen verheerend und ist mit enormen wirtschaftlichen Konsequenzen verbunden. In den Kreisen Segeberg, Herzogtum Lauenburg und Stormarn wäre man gut gerüstet, wenn diese Tierseuche eines Tages doch noch nach Deutschland überspringen sollte. Die drei Kreise haben gestern das gemeinsame Krisenzentrum Tierseuchen eingeweiht. Standort ist die Kreisfeuerwehrzentrale an der Hamburger Straße in Bad Segeberg.

Die letzte große Seuche sorgte vor 20 Jahren für erheblichen Schaden

An die afrikanische Schweinepest denkt in Bad Segeberg zurzeit niemand. Wahrscheinlicher ist ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche, der Schweinepest oder der Geflügelpest. Aber auch diese Krankheiten hat es hier schon lange nicht mehr gegeben: 1993 war die letzte schwerwiegende Tierseuche in den drei Kreisen ausgebrochen - und hatte großen Schaden angerichtet. Trotzdem bereiten sich die zuständigen Tierseuchenüberwachungsbehörden auf den Ernstfall vor. Deshalb wurden drei Krisenzentren zu einem gemeinsamen Krisenzentrum zusammengefasst.

Die Kreise nehmen diese Einrichtung so ernst, dass zur Eröffnung die Spitzen der Kreisverwaltungen in die Segeberger Kreisfeuerwehrzentrale kamen: Landrat Gerd Krämer aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg, Landrat Klaus Plöger aus dem Kreis Stormarn und Landrätin Jutta Hartwieg aus dem benachbarten Kreishaus in Segeberg. "Für uns ist das eine sehr bedeutsame Einrichtung", sagte Jutta Hartwieg. Für sie und ihre Landratskollegen ist das Krisenzentrum ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit der drei Kreise.

In der Feuerwehrzentrale wurden 14 Arbeitsplätze eingerichtet

Grundgedanke ist es, durch den kreisübergreifenden Einsatz des Fachpersonals die Effektivität in der Bekämpfung hoch ansteckender Tierseuchen mit dem Ziel zu erhöhen, den volkswirtschaftlichen Schaden für die Region möglichst gering zu halten. Für diesen Zweck wurden in einem Schulungsraum der Segeberger Kreisfeuerwehrzentrale 14 voll eingerichtete Büroarbeitsplätze geschaffen, hinzu kommen sieben mobile Arbeitsplätze. Alle Arbeitsplätze werden natürlich nur bei Bedarf besetzt: Sollte es zum Ausbruch einer Tierseuche kommen, eilen Mitarbeiter aus allen drei Kreisverwaltungen in die Feuerwehrzentrale, um Einsätze zu koordinieren und Rettungsmaßnahmen zu ergreifen. Da es vermutlich jahrelang keine Seuchenfälle geben wird, muss gelegentlich geübt werden, um für den Ernstfall vorbereitet zu sein.

In den drei Kreisen werden von zusammen rund 1400 Landwirten 120.000 Rinder gehalten, in 850 Ställen stehen 400.000 Schweine, 3100 Züchter halten 1,39 Millionen Enten, Gänse oder Hühner - sie alle können von entsprechenden tierartspezifischen Seuchen betroffen sein. "Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung spielt in den drei Hamburger Randkreisen somit eine recht bedeutende Rolle", sagt Stormarns Landrat Klaus Plöger. "Das gilt auch für die direkt nachgelagerte Lebensmittelindustrie, die durch Gebiets- und Handelssperren auch erheblich beeinträchtigt werden kann." Eine längerfristige Sperre dieser Betriebe könne existenzielle Folgen haben.

Über geschützte elektronische Datenverbindungen können die Mitarbeiter im Segeberger Krisenzentrum mit dem Landes- und Bundeskrisenzentrum und den drei Kreisverwaltungen kommunizieren. "Die technischen und räumlichen Voraussetzungen im gemeinsamen Krisenzentrum sind sicherlich richtungsweisend", sagte Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg. "Weitreichende Tierseuchen können nicht gegeneinander, sondern nur gemeinsam erfolgreich bekämpft werden." Sie und ihre Landratskollegen halten die gemeinsame Einrichtung für richtungsweisend.

Für den Standort Bad Segeberg haben sich die drei Kreise wegen der guten Verkehrsanbindung entschieden: In unmittelbarer Nähe der Feuerwehrzentrale verläuft die A 21, in absehbarer Zeit auch die A 20. Im nächsten Schritt werden die von den Kreisen bestimmten Mitarbeiter des Krisenzentrums Daten zusammenführen, um ein gemeinsames Tierseuchenhandbuch zu erstellen, das beim Ausbruch relevanter Tierseuchen den Ablaufplan zur Bekämpfung vorgibt.