Auf einem Hof sollen Schafkadaver auf dem Misthaufen gelandet sein. Verdacht der Tierquälerei bestätigt sich nicht. Kreis erteilt Auflagen.

Echem. Die Tierschutzorganisation "Peta" alarmierte die Amtstierärzte des Landkreises Lüneburg. Auf einem Hof in Echem würden angeblich Schafe unter unzumutbaren Bedingungen gehalten, so die Anschuldigung der Tierschützer. Sie werfen dem Halter Tierquälerei vor. Den Vorwurf bestätigt der Landkreis nach der Kontrolle der Schafherde und des Hofes nicht. "Die Tiere sind gesund", so Katrin Peters, Sprecherin des Kreises, die mit vor Ort war. Dennoch muss der 76 Jahre alte Besitzer mit einem Bußgeld rechnen, weil er Schafe, die an dem Schmallenberg-Virus verendeten, nicht ordnungsgemäß entsorgen ließ. Mehrere Kadaver lagen auf einem Misthaufen. "Das geht nicht. Sie müssen ordentlich entsorgt werden", sagt Peters.

"Peta"-Aktivistin Louisa Schlepper sagt, sie sei nach einem anonymen Hinweis mit einer weiteren Aktivistin zu dem Hof nach Echem gefahren. Etwa 100 Hinweise gehen im Monat bei "Peta" bundesweit ein. Fünf Aktivisten in ganz Deutschland erforschen die Hintergründe. "Zur Vorrecherche haben wir uns unter einem Vorwand auf dem Hof in Echem umgesehen", sagt Schlepper. Nachts seien dann Fotos und Videos gemacht worden.

"Die toten Schafe und Lämmer auf dem Misthaufen sind ein klarer Verstoß gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz", sagt Schlepper. Tote Tiere müsse ein Abdecker entsorgen. Bis dahin habe der Halter die Körper in einem gesonderten Raum aufzubewahren, zu dem andere Tiere keinen Zutritt haben. Von den Kadavern könnten Seuchen ausgehen. "Auf dem Hof läuft Tag und Nacht ein Fohlen frei herum. Es hätte sich anstecken können", so die Aktivistin.

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Sie glaubt, der Hofbesitzer sei mit der Haltung seiner Tiere überfordert. Der Mann kümmere sich mit einer Teilzeit-Kraft um sie. "Nach unseren Recherchen wird er öfter auf Missstände aufmerksam gemacht. Im Laufe des Gesprächs mit ihm hat er das auch ein Stück weit eingesehen", sagt Schlepper. Die Tierschützerinnen hätten daraufhin die Amtstierärztin und die Polizei gerufen.

Antje Freudenberg, Sprecherin der Polizeiinspektion Lüneburg, sagt, nach dem Besuch auf dem Hof werde die Polizei keine weiteren Maßnahmen veranlassen. "Das wird das Veterinäramt übernehmen", so Freudenberg.

Den "Peta"-Aktivistinnen ist besonders das Fehlen automatischer Tränken aufgefallen. "Der Besitzer und sein Mitarbeiter füllen die Tränken von Hand auf. Bei so vielen Tieren kommt man da kaum hinterher", sagt Schlepper. Doch gerade die trächtigen Stuten des Echemers müssten kontinuierlichen Zugang zu Wasser haben.

Von außen könne man die Missstände kaum sehen, so die Tierschützerin. "Der Hof liegt mitten im Dorf. Von der Straße aus sieht man nur das Wohnhaus und den Stall." Erst bei genauerem Hinsehen sei erkennbar, dass die Stallungen baufällig seien. "Es herrscht für die Tiere Verletzungsgefahr", so Schlepper.

Das Ergebnis der zwei Stunden dauernden Hofbegehung, bei der eine Amtstierärztin neben den Tieren auch Ställe, Gatter und Wiesen kontrollierte, sei, dass von 180 Schafen und 30 Lämmern der Herde nur drei Tiere angeschlagen waren, so Katrin Peters. Ihr zufolge haben sie geschwollene Gelenke. Gut sei es auch den 20 Pferden auf dem Hof gegangen. "Der Halter vernachlässigt seine Tiere nicht. Er macht sich Gedanken um deren Wohlergehen", sagt sie. Hinweise darauf, dass es der Herde gut geht, seien ihr zufolge, dass viele Schafe Lämmer zur Welt gebracht haben und die Tiere einen gut genährten Eindruck hinterließen.

Allerdings, so räumt sie ein, mache der Halter Fehler. Und diese führten nun zu Auflagen seitens der Amtstierärzte. "So stehen etwa an Verschlägen Nägel hervor, an denen sich Schafe verletzen können", sagt Peters. Das sei ein Missstand, der unbedingt behoben werden muss. Da die Tiere mit Eimern getränkt werden, bekommt der Halter von den Veterinären als weitere Auflage, sie häufiger als bislang mit Wasser zu versorgen. Auch muss er dafür sorgen, dass einige Schafe mehr Helligkeit im Stall abbekommen als es jetzt der Fall ist.

Neben diesen kleinen Verstößen wiegt die nicht fachgerechte Entsorgung der Tierkadaver viel schwerer. "Sie müssen von einem Abdecker oder der Tierkörperbeseitigungsanstalt in Rotenburg entsorgt werden. Das fordern wir vom Halter." Der Landkreis wird, so seine Sprecherin, überprüfen, ob er die Auflagen einhält. Er muss künftig mit mehreren und unangemeldeten Besuchen der Aufsichtsbehörde rechnen. Tierschützerin Louisa Schlepper findet den Ausgang der Kontrolle erfreulich: "Der Halter will den Hof vielleicht aufgeben, wir würden ihm bei der Vermittlung der Tiere helfen."