In unserer Firmenserie “Fit in die Zukunft“ stellen wir heute das Unternehmen Pütz Security in Kaltenkirchen vor. 1000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Kaltenkirchen. Der Mann ist höflich und eloquent, baumlang und durchtrainiert. Beste Voraussetzungen, um einen guten Job im Sicherheitsgewerbe zu übernehmen. Roland Strunk bringt die körperliche Fitness mit, um sich im Notfall Respekt verschaffen zu können, aber auch die theoretische Kompetenz. Bevor der 29-Jährige zu Pütz Security nach Kaltenkirchen kam, hat er an der Hochschule der Polizei in Hamburg studiert und danach vier Jahre als "Udl" an der Davidwache in St. Pauli gearbeitet. Aus der Ruhe bringt ihn seitdem nichts mehr: "Ich habe alles gesehen."

Zwar blute ihm immer noch das Herz, wenn ein Streifenwagen an ihm mit Blaulicht vorbeifahre, sagt der junge Familienvater. Doch als Assistent des Vorstands von Pütz Security fühlt er sich deutlich wohler als im starren Beamtenapparat der Polizei. Das Unternehmen bietet berufliche Chancen für die Zukunft und gleichzeitig einen sicheren Job, denn die Sicherheitsbranche boomt.

"Ich könnte sofort 50 Leute einstellen", sagt Firmenchef Thomas Pütz. Bewerbungen erhält er genug. Den Personalbedarf kann er trotzdem nicht decken, weil die Bewerber zu wenige Qualifikationen mitbringen. Einer wie Strunk, der studiert hat und Berufserfahrung vorweisen kann, ist die Ausnahme. 1000 Menschen beschäftigt Pütz in seinem Unternehmen. Als Türsteher einer Kaltenkirchener Diskothek hat der gebürtige Alvesloher in den 80er-Jahren angefangen. Heute kann er sich vor Aufträgen kaum retten. Pütz: "Wir brauchen keine aktive Akquise und kein Marketing."

"Bei uns ist Fachwissen gefragt", sagt der 46-Jährige. "Wir wollen eine qualitativ hochwertige Dienstleistung anbieten." Pütz weiß genau: Wer einen Pförtner engagiert, legt genauso großen Wert auf qualifizierte Arbeit, wie der schwerreiche Unternehmer, der sich nur in Begleitung von diskreten, geschulten und bewaffneten Leibwächtern in der Öffentlichkeit bewegt. "Wir sagen lieber Nein zu einer Anfrage, bevor wir Abstriche bei der Qualität machen müssen", sagt Thomas Pütz. Das Geschäft läuft so gut, dass er es sich leisten kann, seine Mitarbeiter über Tarif zu bezahlen.

Dass der Chef sein Unternehmen mit hohen Ansprüchen führt, hat sich bis zur Polizei herumgesprochen. Pütz Security ist das einzige Sicherheitsunternehmen in Schleswig-Holstein, das sich als Sicherheitspartner der Polizei bezeichnen darf. "Wir wollen keine Aufgaben der Polizei übernehmen", sagt Pütz. "Aber wir können unsere Augen und Ohren offenhalten."

Großen Wert legt er angesichts des Personalmangels auf die Nachwuchsgewinnung. Zwölf Azubis bildet Pütz pro Jahr aus. Wer in seinem Unternehmen anfange, erhalte eine Zukunftsperspektive.

In Pütz' Büro in Kaltenkirchen hängen Dutzende Fotos von den Prominenten, die er und seine Kollegen beschützt haben: Pütz neben Michael Douglas, Pütz neben Morgan Freeman, ein Pütz-Mitarbeiter neben Bill Clinton. Jahrelang waren die Sicherheitsspezialisten fast jeden Sonnabend live im ZDF zu sehen, wenn sie im grellen Scheinwerferlicht Boxer durch eine Arena zum Ring begleiteten. Thomas Pütz ist dort bei ähnlichen Veranstaltungen immer noch präsent - als Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer.

So schillernd die Auftritte mit Promi-Faktor auch sind, machen diese Aufträge doch nur ein bis zwei Prozent des Geschäfts aus. Der Alltag verläuft unspektakulär: Pütz-Mitarbeiter sorgen für Sicherheit im Herold-Center und anderen Einkaufszentren, haben die Landesgartenschau in Norderstedt geschützt und übernehmen demnächst die Kontrollen auf der Internationalen Gartenschau in Hamburg. Sie bewirtschaften Parkplätze, fahren nachts Streife in Gewerbegebieten und sind exklusiv zuständig für die komplette Security in der Hamburger O2-World. Der Student an der Garderobe, der Leiter der Brandmeldeanlage, der Bodyguard für die Künstler - sie tragen alle Dienstkleidung mit dem Pütz-Logo. Hinzu kommen Aufträge aus dem Einzelhandel. Zu den Kunden zählen Ikea und Wempe.

Regelmäßig sind ganze Busse voll mit Pütz-Mitarbeitern bundesweit unterwegs zu großen Box-Veranstaltungen. Wenn Felix Sturm in Oberhausen in den Ring steigt, sind 120 Mitarbeiter im Einsatz. Für das Unternehmen gehören solche Aufträge zur Routine.

Als Pütz 1986 sein Unternehmen gründete, verstand man unter einem Sicherheitsdienst eine Wach- und Schließgesellschaft. Das Bedürfnis nach professionell produzierter Sicherheit ist seitdem immens gewachsen. Ist die Welt gefährlicher geworden?

Das Bedürfnis der Gesellschaft nach mehr Schutz wächst

Außer einem überall sichtbaren Werteverfall in der Gesellschaft zählt Pütz mehrere Faktoren auf, die zu einer wachsenden Nachfrage in seiner Branche führen. Noch nie habe es so viele Konzerte und andere Großveranstaltungen gegeben wie heute. Katastrophen wie die Loveparade in Duisburg und der 11. September in New York erhöhen seiner Ansicht nach zusätzlich das Bedürfnis der Menschen nach mehr Schutz.

Dazu kommen immer neue Auflagen von Versicherungen, die nur dann Verträge für Gebäude oder Veranstaltungen abschließen wollen, wenn ein Sicherheitskonzept auf dem Tisch liegt.

Roland Strunk gehört zu den Männern, die die Arbeit an der Nahtstelle zwischen Unternehmensleitung und der operativen Ebene übernehmen. Im Klartext: Bevor die Busse mit den Pütz-Leuten sich zu einer Großveranstaltung in Bewegung setzen, hat er die Halle unter die Lupe genommen, mit den Veranstaltern gesprochen und ein Konzept geschrieben, welche Aufgaben zu erledigen sind.

Strunk: "Bei diesen Arbeiten ziehe ich immer einen schwarzen Anzug an." Seriöses Auftreten gehört zum Geschäft.