Die Täter bohrten vom Nachbargeschäft aus ein Loch in die Wand zu dem Schmuckladen in der Fußgängerzone. Sie flüchteten ohne Beute.

Pinneberg. "Das war Rififi in Pinneberg." Der Pinneberger Juwelier Constantin Petavrakis fühlt sich an den legendären Krimi aus den 50er-Jahren erinnert, nachdem Einbrecher in der Nacht zu Donnerstag einen filmreifen Einbruch in seinen Laden verübt hatten. Die Täter waren durch ein aufgebrochenes Fenster in den Friseursalon neben dem Juweliergeschäft in der Fußgängerzone eingestiegen. Dann bohrten die Einbrecher diverse Löcher in die massive Zwischenwand, um schließlich mit einem Hammer oder einem Kuhfuß einen Durchbruch zum Juwelier zu schaffen. Als die Ganoven durch das Loch in das Hinterzimmer des Juweliers kletterten, löste um 3.32 Uhr ein Bewegungsmelder Alarm aus. Die Täter flüchteten ohne Beute.

"Im vorigen Jahr gab es schon einmal einen solchen Einbruch", sagt Petavrakis, der das Geschäft 1996 von seinen Schwiegereltern übernommen hatte. 2011 hatten Kriminelle vom selben Friseurgeschäft aus ein Loch direkt in die Verkaufsräume nebenan gestemmt.

Seinerzeit hatte offenbar ein Hausbewohner die Täter gestört und den Coup der Juwelendiebe scheitern lassen. "Ich bin versichert. Aber einen Schaden und vor allem viel Stress und Ärger habe ich natürlich trotzdem", sagt der Geschäftsmann. Bereits dreimal hätten in der Vergangenheit Einbrecher die Frontscheiben zertrümmert, seien aber am Sicherheitsglas gescheitert. "Ich habe nun schon eine Alarmanlage, Bewegungsmelder, aber ich muss wohl noch mehr machen", sagt Petavrakis. Was er an zusätzlicher Sicherung anbringen wird, verrät der Juwelier natürlich nicht.

"Die Täter waren zuerst auf dem Dach, sind aber wegen des Gitters nichts durchs Oberlicht gekommen.

Dann haben sie am Hintereingang den Bewegungsmelder abmontiert und sind durchs Fenster", sagt Petavrakis. Der Juwelier wundert sich, warum keiner der Hausbewohner etwas von dem nächtlichen Treiben mitbekommen hat - vor allem vom vermutlich lauten Aufbrechen der dicken Wand. Er selbst allerdings verschlief nachts seinerseits die Alarmierung durch die von ihm engagierte Sicherheitsfirma. Der Sicherheitsdienst aus Hamburg hatte auch die Polizei in Pinneberg verständigt. Eine Streifenwagenbesatzung entdeckte vor Ort offenbar nichts Verdächtiges. "Vielleicht waren die Täter sogar noch im Gebäude", sagt der Geschäftsmann.

"Diese Vorgehensweise der Einbrecher ist außergewöhnlich", sagt Jörg Mangelmann, einer der Experten der Polizeidirektion für Prävention. Der Pinneberger Polizist berät insbesondere Privatleute, wie sie ihr Zuhause gegen Einbrecher sichern können. "Wir hatten früher häufiger Einbrüche in der Fußgängerzone, bei denen versucht wurde, die Fensterscheiben der Läden zu zerstören", sagt Mangelmann. Er appelliert an die Bürger, jede verdächtige Beobachtung oder eben auch auffällige Geräusche in der Nacht der Polizei zu melden. Mangelmann: "Es ist eine Bürgerpflicht, nicht wegzusehen oder wegzuhören." Die Anwohner wüssten genau, wer wohin gehört. "Es fällt auf, wenn verdächtige Personen um ein Gebäude laufen oder wenn Fahrzeuge auffällig langsam immer wieder durch eine Straße fahren", so der Polizist.

Polizeisprecherin Sandra Rüder sagt, es handele sich bei der Tat um einen Einzelfall. "Wer haben keine Erkenntnisse, dass eine Bande mit dieser Masche unterwegs ist." Laut Kripostatistik kam es im vorigen Jahr im Kreis Pinneberg zu 1278 Einbruchsdelikten. In diesem Jahr ermittelten die Kripo-Experten bereits an 844 Tatorten. Polizeisprecherin Rüder rechnet damit, dass die Vorjahreszahl wieder erreicht wird. "Gerade zu Beginn der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher Hochkonjunktur." Laut den Erfahrungen der Beamten reisen viele Täter aus Hamburg an. Im März hatte die Polizei eine Großkontrolle im Kreisgebiet gestartet. Beamte gingen verstärkt Streife in Wohngebieten, die Ein- und Ausfallstraßen nach Hamburg wurden abgeriegelt, es erfolgten Personenkontrollen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Rüder: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir eine solche Aktion im Winter wiederholen."

Wer Hinweise auf die Bohrer von Pinneberg geben kann, meldet sich unter der Telefonnummer 04101/20 20.