Die Bürger wollen die Ideen aus der ZukunfsWerkStadt in Projektgruppen realisieren, damit Norderstedt bis 2040 klimaneutral werden kann.

Norderstedt. Bis zum Jahr 2040 soll Norderstedt zu einer klimaneutralen Kommune werden; dann würde nur noch so viel CO 2 erzeugt werden, wie auch im Stadtgebiet gebunden wird. Für so ein ehrgeiziges Ziel bedarf es guter Ideen, zum Glück hat Norderstedt davon reichlich. Schon in den nächsten Monaten machen sich nun engagierte Bürger daran, die Einfälle umzusetzen.

Bei einem Zukunftsworkshop der Stadt hatten zunächst 118 Bürger unter dem Motto "Ideen ohne Grenzen" zum Teil obskure, teils aber auch realistische und zugleich kreative Visionen entwickelt. Von Fahrradautobahnen bis zu einem verbesserten ÖPNV-System reichten die Einfälle. Die sicher revolutionärste Idee wäre die Errichtung eines Fußballstadions mitsamt fest installierten Fahrrädern, auf denen sich die Fans abstrampeln und so Energie erzeugen. Auch die Vision einer intelligenten Efeufassade zur Wärmedämmung ist sicher noch nicht jedem Architekten gekommen.

Die 149 besten der in die Tausende gehenden Ideen wurden notiert. Dazu hatte das Team um Herbert Brüning, der die Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt leitet, die vielen Ideen in die fünf Handlungsfelder Wohnen, Konsum, Verkehr, Ernährung, Flächennutzung und Sonstiges aufgeteilt. Bei einem weiteren Treffen sind aus den Visionen acht Themengebiete entstanden, die von den Bürgern eigenständig in Projektgruppen umgesetzt werden. Dazu wurden meist mehrere Ideen zu einem Themengebiet zusammengefasst. Was sich die Norderstedter genau vorgenommen haben, scheint erst einmal reichlich ambitioniert:

+++ Die Spar-Lampen von Norderstedt +++

So sollen die regenerativen Energien ausgebaut werden. Das könnte durch Windräder auf den Hausdächern sowie mehr Solartechnik zur Selbstversorgung mit Strom geschehen. Durch einen Leihladen oder eine Tauschbörse und eine Reparaturabteilung im Second-Hand-Kaufhaus Hempels könnte darüber hinaus weniger Müll entstehen. Naturnahes Gärtnern sowie die Begrünung weiterer Flächen und Straßen sollen zudem in Zukunft mehr CO 2 auffangen. Zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst sollen Stadtteilgärten eingerichtet werden.

Der Ausstoß von Schadstoffen könnte durch mehr Fahrgemeinschaften, eine Begegnungsstätte und eine innerstädtische Mobilitätszentrale genauso reduziert werden wie durch einen Ausbau des ÖPNV. Außerdem soll Norderstedt attraktiver werden für Radfahrer, alle Vorhaben in Norderstedt sollen besser miteinander vernetzt werden. Dazu sucht die Stadt für eine weitere Lieblingsidee, den Neubau von bezahlbaren kleinen Wohnungen, noch Interessierte.

Die konkrete Umsetzung packen die Bürger nun an. Schon im November wird die Stadt das nächste Treffen für alle Freiwilligen und Interessierten anbieten. Dabei geht es nicht darum, zu fordern, dass Andere etwas ändern, sondern selbst tätig zu werden, wie Herbert Brüning betont. Die Stadt unterstütze die Arbeit, stelle Seminarräume bereit und berate die Bürger beispielsweise in der Frage, wie am besten Geld für die Vorhaben gewonnen werden kann. "Bisher", sagt Brüning "bin ich mit dem Verlauf sehr zufrieden. Es entstand teilweise fast eine euphorische Stimmung. Wenn es nun an die konkrete Umsetzung geht, wird es natürlich wieder ein wenig realistischer." Besonders begeistert ist Brüning von dem Engagement zweier Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe: "Die waren in ihrer Freizeit da, wollten mitgestalten und waren sehr hilfreich."

So sollen letztendlich nicht nur Ideen entstehen, sondern auch innerhalb eines überschaubaren Zeitraums umgesetzt werden. Beteiligen können sich beim Projekt der "ZukunftsWerkStadt" nicht nur Norderstedter, auch Menschen aus umliegenden Gemeinden sind herzlich eingeladen. Mit dem Projekt sollen drei für eine nachhaltige Entwicklung wichtige Fragen in das Zentrum des kommunalen Zusammenlebens rücken: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren?