Eine Stabsstelle im Rathaus sammelt die zahlreichen Ideen, wie die Stadt Norderstedt bis 2040 zu einer klimaneutralen Kommune werden kann.

Norderstedt. Fliegende Teppiche bringen die Kinder zur Schule. Die Erdachse wird verschoben, damit Norderstedt in der Solar-Liga den Spitzenplatz erklimmt, und die Straßen werden in Gemüsegärten verwandelt, damit sich die Menschen autark versorgen können. Das sind nur drei Visionen, die Teilnehmer des Zukunfts-Workshops formuliert hatten. Dass die Norderstedter spinnen, war gewollt. Herbert Brüning, Leiter der Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt im Rathaus, und sein Team haben Ideen gesammelt, wie Norderstedt bis 2040 zu einer klimaneutralen Stadt werden kann: Es wird nur so viel CO2 erzeugt wie auch im Stadtgebiet gebunden wird.

118 Männer und Frauen ließen ihren Visionen an zwei Tagen im Rathaus freien Lauf. Ideen ohne Grenzen lautete das Motto. Bei der Ideenversteigerung ging es darum, den vorherigen Vorschlag an Verrücktheit zu überbieten und die üblichen Denkschranken zu überwinden. "Dieses Vorgehen hat sich in der Erfinderforschung bewährt, und die Wirtschaft nutzt solche kreativitätsfördernden Hilfsmittel schon lange", sagte Brüning, nachdem er das Ideenkarussell angeschoben hatte.

Weit mehr als 1000 Vorschläge hatten die Organisatoren am Ende eingesammelt, einige entwickelten sich zu von allen favorisierten Lieblingsideen: Norderstedt soll autofrei werden, oder aber für jedes Auto einen Baum pflanzen. So könnten die Menschen "schöner wohnen, ohne das Klima aufzuheizen". Weiteres Thema waren Reisen, ohne mehr CO2 zu erzeugen als zu Hause. Das schwebte den Teilnehmern ein Bonussystem vor: Wer Schadstoffe reduziert, bekommt dafür Reisekilometer gutgeschrieben. Oder ein Straßenfest, das die in Norderstedt lebenden Migranten gestalten und so Eindrücke aus ihrer Heimat vermitteln. Wer sein Haus dämmt, solle von der Grundsteuer befreit werden, so ein Vorschlag.

"Einige diskutierten so intensiv, dass sie am Ende des Workshops gar nicht aufhören wollten. Sie haben sich Ideenblöcke mitgenommen und wollen in Schule, Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz weitere Vorschläge sammeln", sagte Brüning. Einer der jüngsten Kreativen, Conrad Georg Grözinger, habe spontan angeboten, eine Facebook-Seite einzurichten. Er sucht einen passenden Namen dafür und freut sich auf schriftliche Vorschläge an die Stadt Norderstedt, Stichwort Nachhaltiges Norderstedt, Rathausallee 50, 22846 Norderstedt, oder per E-Mail an agenda 21@Norderstedt.de - Einsendeschluss ist der 29. August.

Die Ideenbörse war Teil der ZukunftsWerkStadt - die Stadt beteiligt sich am bundesweiten Wettbewerb, von dem sich Forschungsministerin Anette Schavan (CDU) Erkenntnisse erhofft, wie die Stadt der Zukunft aussehen wird. Norderstedt hat es unter die letzten 16 geschafft, bekommt rund 250 000 Euro und muss mit dem Geld Vorschläge für eine klimaneutrale Stadt erarbeiten. Dabei setzt Brüning auf den Teamgeist der Norderstedter: "Je mehr mitmachen, desto besser wird die Ausbeute sein", sagt er und nennt Beispiele: London wolle Fußgänger-Hauptstadt werden. Und in Paris seien die Hauptstraßen im Sommer mit Sand zugeschüttet und in Strände verwandelt worden - das sei bei den Franzosen bestens angekommen.

Der Kreativ-Workshop war Schritt zwei. In einer ersten Runde hatte die Stadt junge Eltern auf Spielplätzen nach ihren Wünschen gefragt. Nun sollen gezielt Vereine, Verbände und Wohnungsbaugesellschaften einbezogen werden. Weitere Infos im Internet.

www.norderstedt.de