Die Stadt kauft der Stadtreinigung Hamburg 500.000 Beutel ab. Sie sollen noch in dieser Woche bei Budnikowsky-Geschäften ausliegen.

Norderstedt. Die Stadt hat schnell reagiert. Noch in dieser Woche soll es wieder Kotbeutel für Hunde in den vier Norderstedter Filialen von Budnikowsky geben. In der vorigen Woche waren die Beutel aus den Regalen verschwunden. Die Stadtreinigung Hamburg, die die Tüten herstellen lässt, hatte einen Fehler in der Logistik entdeckt, denn: Die Kunststoffbeutel sind ausschließlich für die Hundebesitzer in der Hansestadt bestimmt, da die Produktion vom Steuergeld der Hamburger bezahlt wird (wir berichteten).

Nachdem Norderstedter Hundehalter bei Budni vergeblich nach den kostenlosen Gassi-Beuteln gesucht hatten, meldeten sie sich bei der Verwaltung im Rathaus und bei der Regionalausgabe Norderstedt des Hamburger Abendblatts. Noch am Freitag nahm Abfallberater Peter Hübschmann Kontakt zur Stadtreinigung auf und einigte sich flott auf folgendes Geschäft: Die Behörde beliefert die Drogeriemärkte in Norderstedt weiterhin mit den Beuteln, diesmal aber ganz offiziell und gegen Entgelt.

In so manchem Beutel landen auch Kosmetika aus dem Badezimmer

3000 Euro gibt Norderstedt aus, damit sich die Hundebesitzer auch künftig wie gewohnt mit den kostenlosen Entsorgungsbeuteln eindecken können. Dafür liefert die Stadtreinigung in den nächsten drei Monaten rund 500 000 Gassi-Tüten. Nach den Erfahrungen von Mitarbeitern des Betriebsamtes werden aber bei Weitem nicht alle Beutel ihrem Zweck entsprechend genutzt. Da sie prima in die kleinen Mülltonnen in den häuslichen Badezimmern passten, dienten sie auch als Sammler für Kosmetik-Artikel.

Die Norderstedter Hundebesitzer beziehen ihre Gassi-Tüten aus unterschiedlichen Quellen. "Früher habe ich immer die kleinen Rossmann-Tüten gesammelt. Irgendwann bekam ich dann durch Zufall bei Budnikowsky am Krohnstieg mit, dass es die Gassi-Beutel in Hamburg gibt", sagt Stefanie Kühn. Die 37-jährige Hausfrau kennt bisher nur Beutel, die Privatpersonen vor ihren Häusern aufhängen. "Aber nachgefüllt werden die ja auch nie", sagt sie.

Hundebesitzer Rainer B. bezieht seine Beutel meist aus dem Alstertal-Einkaufs-Zentrum. "Ich habe die aber auch schon im Internet bestellt und dafür bezahlt", sagt der 64-Jährige. Früher brachte die Frau des Lehrers im Ruhestand die Beutel noch von Ikea mit, doch das Möbelhaus habe auch keine mehr. Elke Koppe hingegen kennt die Ständer mit den Kotbeuteln, die im Willy-Brandt-Park stehen. "Ich war ganz überrascht, als ich die hier gesehen habe", sagt die 52-Jährige. Der Mann, der den Park reinigt, füllt die jeden Tag wieder auf.

"Wir gehen davon aus, dass sich der Hauptausschuss unmittelbar nach der Sommerpause damit beschäftigen wird, wie die Norderstedter Beutel aussehen sollen", sagt Baudezernent Thomas Bosse. Zwar hatten die Parteien schon im Februar mit Mehrheit den Grundsatzbeschluss für die stadteigenen Gassi-Beutel gefasst, doch seitdem ringen Politiker und Verwaltung intensiv um den Text, mit dem die Beutel bedruckt werden sollen.

"Das Braune muss weg!" stand auf den Plastiktüten aus Berlin, die als Vorlage dienten. Für Norderstedt wünschte sich die politische Mehrheit eine ähnlich doppeldeutige Aussage, die gleichermaßen den Kampf gegen die "Tretminen" wie das klare Bekenntnis der Stadt gegen rechtsextremistisches Gedankengut ausdrückt. Einfach übernehmen wollen und können die Norderstedter den Text nicht. Nun ringen die Verantwortlichen um ein Motto, das zugleich die geforderte politische Position bezieht, aber auch "die Weltoffenheit der Stadt" ausdrückt.

Im Stadtgebiet gibt es mehr als 20 Beutel-Ständer und -Stationen

Thomas Schokolinski vom Betriebsamt weist darauf hin, dass es auch bisher schon mehr als 20 Ständer mit Kotbeuteln in Norderstedt gibt. Fünf befinden sich im Bereich des Langenharmer Ringes in Harksheide, vier an der Falkenbergstraße, vier rund ums Herold-Center, zwei jeweils im Willy-Brandt-Park am Center und am Hundetummelplatz im Rantzauer Forst. Hinzu kommen sieben feste Stationen zum Beispiel im Ossenmoor- und Tarpenbek-Park und gegenüber der Tierklinik Magunna am Kabels Stieg.

"Und wir werden in den nächsten Wochen eine große Offensive gegen den Hundekot im Stadtgebiet starten", sagt Sandhof. Geplant sind 20 bis 30 weitere Entnahmestationen im Stadtgebiet.