Tierischer Schnuppertag: Der beste Freund des Menschen soll heute das Betriebsklima verbessern. Auch in Hamburg läuft die Aktiom.

Hamburg. Seit dem Tag, als die Mitarbeitermotivation erfunden wurde, existieren in vielen Unternehmen Arbeitnehmerbespaßungsprogramme, die das Betriebsklima verbessern helfen. Sollen. Seit fünf Jahren mischt dabei auch der Deutsche Tierschutzbund mit, der den heutigen Tag zum bundesweiten Aktionstag "Kollege Hund" erklärt hat. Das ist so eine Art "Girls and Boys Day" für den besten Freund des Menschen. Im vergangenen Jahr machten rund 1000 Unternehmen mit, in diesem Jahr sollen es mehr werden. Die meisten Anmeldungen kommen aus Nordrhein-Westfalen, während es in Hamburg gerade mal 20 Firmen sind, unter anderen Blohm + Voss Industries und die United Seven GmbH. Insgesamt beteiligen sich 150 Unternehmen aus Norddeutschland an der Aktion, für die man sich noch bis heute unter www.kollege-hund.de registrieren kann. "Wir wollen zeigen, dass es durchaus vereinbar ist, einen Hund zu halten und gleichzeitig einen Job zu haben", preist Marius Tünte, Pressesprecher des Tierschutzbundes, die Aktion an.

Allerdings sollte man nicht einmal von einem Pudel (der zu den klügsten Hunderassen gezählt wird) erwarten, dass er Frauchen oder Herrchen in deren Jobs entlasten könnte, indem ihm einige leichtere Bürotätigkeiten übertragen werden; es sei denn, der Reißwolf ist kaputt und der Vierbeiner hat Spaß am Zerfetzen von Altpapier. Nur mit Geduld und Spielchen kann man seinen Hund im Laufe der Zeit tatsächlich dazu bringen, beispielsweise Türen aufzumachen oder Notizzettel an Kollegen zu verteilen. "Nichts mag ein Hund lieber, als Herrchen oder Frauchen zu zeigen, was er drauf hat - er braucht Anerkennung", sagt Imke Wirth, seit zehn Jahren Hundepsychologin in Hamburg.

Doch ein Hund im Büro kann schon allein aufgrund seiner Anwesenheit zur Aufhellung des Betriebsklimas, das sich durch allgemeines Krisengeschwätz, übertriebene Sparmaßnahmen oder unbezahlte Überstunden eingetrübt hat. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen: So kann das Streicheln eines Hundes den Blutdruck senken und gegen Kopfschmerzen und Verdauungsbeschwerden helfen. Hunde dienen überdies als Gesprächsstoff, können selbst schüchterne Kolleginnen und Kollegen aus der Reserve locken, die Laune anheben - und so für mehr Effizienz im Job sorgen. Diese Argumente können dafür sorgen, dass auch die hartherzigste Geschäftsleitung vielleicht irgendwann auf den Hund kommt.

Doch dem Plan, mithilfe von Hunden die menschliche Produktivität zu steigern, gehen Bedingungen voraus, die erfüllt werden müssen, damit "Kollege Hund" die Probezeit übersteht: Er sollte ausreichend sozialisiert sein, sodass ihm fremde Menschen und Geräusche keine Angst einjagen. Dazu gehört auch, dass er nicht aggressiv ist - und am besten auch schon etwas älter, denn Welpen können anstrengend werden und mit ihrem Geschäft nicht immer warten, bis man mit ihnen Gassi geht. Sinnvoll sei es auch, so die Experten vom Tierschutzbund, dem Hund einen festen Platz zu reservieren, auf den er sich jederzeit zurückziehen kann und auf dem er seine Ruhe hat. Sein Plätzchen sollte nicht zugig sein und Schutz vor Sonne und Kälte bieten. Außerdem muss ihm ständig Wasser zur Verfügung stehen. Und für Hunde mit kurzen Beinen und langem Rücken, wie etwa Dackel oder Bassetts, sollte ein Fahrstuhl vorhanden sein, weil das Treppenlaufen für diese Hunderassen unzumutbar ist.

Viele Menschen sind jedoch der Meinung, dass man Hunde generell zu Hause lassen sollte. Aber das stimme nicht, sagt Imke Wirth: "Hunde fühlen sich dort am wohlsten, wo ihre Herrchen oder Frauchen sind. Auch wenn für sie häufig nicht alles zu 100 Prozent optimal im Büro ist, gehen sie doch lieber mit, als allein daheim zu bleiben, oft stundenlang."

Will die Geschäftsleitung den "Kollegen Hund" doch nicht einstellen oder leidet jemand in der Firma an einer Tierhaarallergie oder werden Hunde gar mit gefährlichen Bakterien oder Parasiten assoziiert, bleiben häufig nur der Hundesitter oder der Hundekindergarten. Das ist kein ganz billiges Vergnügen: Bei Imke Wirth zum Beispiel kostet der professionell ausgestattete Halbtagesplatz 22 Euro, der ganze Tag (höchstens 12,5 Stunden) 32 Euro. Stammkunden gewährt sie auch individuelle Rabatte.

Doch vielleicht können verunsicherte oder unschlüssige Kollegen ja mit einem tierärztlichen Attest überzeugt werden, dass ihnen keine Gefahr droht. Allerdings handelt es sich bei Angst oder Abneigung gegenüber Hunden um eine emotionale Angelegenheit, an der rationale Argumente abprallen. In solchen Fällen muss "Kollege Hund" freigestellt werden. Denn auch "Hundehasser" haben ein Recht auf einen unbelasteten Arbeitsplatz - und in einer konfliktträchtigen Atmosphäre würde sich ohnehin kein Hund wohlfühlen.