Die bekannten schwarzen Gassi-Tüten gibt es nicht mehr. Nun warten die Hundehalter auf die versprochenen städtischen Beutel.

Norderstedt. "Die Stadt muss endlich handeln und ihr Versprechen einlösen, den Hundebesitzern Kotbeutel zur Verfügung zu stellen", sagt Eugen Nagorny. Bisher haben er und seine Frau Angelika sich immer bei Budnikowsky mit den schwarzen Kunststoffbeuteln für den Hundekot eingedeckt, um die Haufen, die Eurasier Blue hinterlässt, pflichtgemäß zu entfernen. Doch nun ist die Quelle versiegt, die Drogeriemarkt-Kette hat die Tüten aus dem Sortiment verbannt.

"Das muss sie auch, schließlich lassen wir die Kotbeutel mit Steuergeld der Hamburger ausschließlich für Hundebesitzer in unserer Stadt produzieren", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung, die für die Beutel-Produktion immerhin 120 000 Euro pro Jahr ausgibt. 23 Millionen Kottüten werden jedes Jahr in den Budni-Märkten ausgelegt und verbraucht.

"Schon der Aufdruck, in dem die Hamburger direkt angesprochen werden, macht klar, dass unser Angebot auf den Stadtbereich beschränkt ist", sagt Fiedler. Er habe allerdings schon länger den Verdacht gehabt, dass eine erhebliche Zahl der Gassi-Beutel ins Umland sickert - offensichtlich ein Fehler in der Logistik. Nun jedenfalls sei der Fehler behoben, Umlandbewohner würden nicht mehr mit dem Geld der Hamburger Steuerzahler subventioniert.

Was Fiedler begrüßt, bedeutet einen herben Rückschlag für Nagorny und die anderen rund 5000 Hundebesitzer in Norderstedt. "Wo sollen wir jetzt die Beutel herbekommen?", fragt Blues Herrchen. Da er auch weiterhin die Straßen und Wege sauber halten will, ist er auf Gefrierbeutel ausgewichen.

Das aber könne nur eine Zwischenlösung sein, sagt der Hundebesitzer, der zusammen mit seiner Frau auch viele andere inzwischen motiviert hat, den Hundekot nicht einfach achtlos liegen zu lassen. Wer so handelt, dürfe sich nicht über Hundehasser wundern, die mal wieder auf einer "Tretmine" ausgerutscht sind. Wie der Sprecher der Stadtreinigung sieht auch Nagorny Herrchen und Frauchen in der Pflicht, die Haufen ihrer Tiere zu beseitigen. Dazu sind die Hundebesitzer auch rechtlich verpflichtet.

+++ Stadt muss schnell reagieren +++

Nach geltendem Recht droht Hundehaltern, die die Haufen ihrer Hunde liegen lassen, schon jetzt ein Verwarngeld von 35 Euro, wenn sie von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes dabei erwischt werden. Im Wiederholungsfall drohen sogar Bußgelder ab 50 Euro aufwärts.

Immerhin, so Fiedlers Fazit, hat die kostenlose Ausgabe der Gassi-Tüten erzieherischen Wert. Die Haufen verschwänden zunehmend aus dem Stadtbild. Je mehr Kotbeutel im Umlauf sind, desto weniger davon bleibe liegen, und desto größer werde der Druck auf die Beutel-Muffel unter den Hundehaltern. Das sieht auch Nagorny so. Er erinnert die Stadt an ihre Zusage, kostenlose Kotbeutel an die Hundehalter verteilen zu wollen. "Das ist nun aber schon fast ein halbes Jahr her, und außer großen Worten und Ankündigungen ist noch nichts passiert."

In der Tat hatten die Kommunalpolitiker Mitte Februar einen Beschluss gefasst, der Norderstedt viel überregionale Aufmerksamkeit bescherte: SPD, FDP, GALiN und Die Linke setzten gegen die Stimmen der CDU einen politischen Gassi-Beutel durch. Die Tüte sollte den Aufdruck "Das Braune muss weg!" bekommen - ein Bekenntnis zum Kampf gegen den Hundekot und zugleich eine klare Ansage, dass rechtextremes Gedankengut in Norderstedt keine Chance hat. Die CDU hatte sich zwar gegen ein politisches Bekenntnis auf den Tüten ausgesprochen. Aber auch die Christdemokraten sehen die Stadt in der Pflicht, den Hundehaltern kostenlose Beutel zur Verfügung zu stellen. Diese Forderung wurde auch wiederholt von den Norderstedtern genannt, als sie ihre Vorschläge zum Bürgerhaushalt gemacht haben. Weiter sieht der Beschluss vor, dass die Stadt ein Jahr nach der Verteilung der Kotbeutel in Norderstedt Bilanz zieht. Geprüft werden soll, ob die "Kothaufendichte" in der Stadt abgenommen hat, und ob die Hundehalter die Beutel nutzen und richtig entsorgen.

Doch bisher ist nicht mal Teil eins des Beschlusses realisiert. Zum einen gibt es momentan Kotbeutel an den Verteilständern im Stadtpark, heißt es aus dem Rathaus. Und nach der Sommerpause sollen dann endlich die versprochenen kostenlosen Gassi-Tüten in erforderlicher Zahl in Norderstedt zu haben sein.

Noch brüte die Verwaltung über Details. So sei noch nicht klar, was denn nun endgültig auf den Beuteln stehen soll, und wo genau sie ausliegen werden. Kooperationspartner solle aber auf jeden Fall der Einzelhandel sein. Der Hauptausschuss werde sich gleich in seiner ersten Sitzung nach den Sommerferien mit dem Thema befassen. Bis dahin müssen die Hundebesitzer in Norderstedt das Problem auf ihre Weise lösen und zum Beispiel auf Gefrierbeutel zurückgreifen.