Kein Grabstein, sondern ein Baum: Auf dem Friedhof in der Gemeinde Tangstedt können jetzt auch sogenannte Baumgräber angelegt werden.

Tangstedt. Seit einigen Jahren ist ein Wandel in der Bestattungskultur zu beobachten. Ein kostspieliger Grabankauf und eine aufwendige Grabpflege auf den Friedhöfen sind für viele Menschen nicht mehr möglich - aus finanziellen, oft aber auch aus zeitlichen Gründen. Deshalb entsteht bei vielen der Wunsch nach einem pflegeleichten, aber doch würdigen Grabplatz. Der Friedhof Tangstedt bietet deshalb seit Kurzem eine neue Grabart an: Es ist der erste Friedhof in der Region, auf dem Baumgräber angelegt werden.

Der idyllische Friedhof liegt direkt hinter der Kirche im Dorf Tangstedt. Er ist etwa 2,2 Hektar groß und bietet verschiedene Möglichkeiten der Bestattung an - seit 1. Juli gehören auch die Baumgräber dazu. In anderen Teilen Deutschlands gibt es diese Grabform bereits häufiger, in Norddeutschland sind sie bisher eher selten zu finden.

Friedhofsverwalterin Maren Fuehr, die von ihrem Arbeitsplatz aus direkt auf den parkähnlichen Friedhof blickt, hatte die Idee, hier Baumgräber anzulegen und anzubieten. Und sie fand mit dem Bestattungsunternehmen von Georg und Sohn Hauke Wulff, das seit 1871 in fünfter Generation von der Familie betrieben wird, tatkräftige Unterstützer. Die ersten zwei Bäume nämlich, unter denen Urnengrabstätten angelegt werden, wurden von ihnen gestiftet.

Die Kupfer-Felsenbirne und der Trompetenbaum stehen mitten auf dem Friedhof auf einer frisch angesäten Rasenfläche. Drei weitere Bäume sollen folgen. Im kommenden Frühjahr wird die Anlage außerdem mit Staudenbeeten verschönert. Die Grabstätten werden im Halbkreis rund um die Bäume verteilt, jede ist etwa einen Quadratmeter groß. Pro Baum haben sieben Grabstätten Platz, die jeweils doppelt belegt werden können. Insgesamt sind pro Baum also 14 Grabstätten vorgesehen. "Es handelt sich dabei um Urnenwahlgrabstätten", sagt Maren Fuehr. "Der Baum und der Platz sind also frei wählbar."

Bodenebene Grabsteine (Kissensteine) mit den persönlichen Daten der Verstorbenen markieren die Liegeplätze. Die Liegesteine haben eine Größe von 50 x 50 Zentimetern und sind mindestens zwölf Zentimeter stark. Zum Material und Bearbeitung gibt es keine Gestaltungsvorschriften. Die Baumgrabstätten auf dem Tangstedter Friedhof können 20 Jahre genutzt werden, was der üblichen Ruhezeit einer Urne auf dem Friedhof entspricht. Die Nutzungszeit kann nach Ablauf der 20 Jahre verlängert werden. Die Grabpflege übernimmt die Friedhofsverwaltung, um den Baum herum können Angehörige Blumenschmuck oder andere Grabbeigaben ablegen. 1062 Euro kostet die Grabstätte. "Wir möchten mit den Baumgrabstätten eine Alternative zu anonymen Beisetzungen und Beisetzungen außerhalb von Friedhöfen in Bestattungswäldern bieten", sagt Friedhofsverwalterin Maren Fuehr. "Wir sind dabei in Einklang mit den Vorstellungen der Nordkirche."