Das Krankenhaus wird nun doch nicht verkauft, aber die Zukunft ist noch nicht gesichert. Betreiber sehen baldige Trendwende als notwendig.
Henstedt-Ulzburg. Das Krankenhaus an der Wilstedter Straße in Henstedt-Ulzburg bleibt im Eigentum der Osnabrücker Paracelsus-Gruppe. Das gab gestern während einer Pressekonferenz Alfred Felscher, Sprecher der Geschäftsführung, bekannt. Der Hintergrund: Keiner der interessierten Bieter und Verhandlungspartner konnte oder wollte einen Fortbestand der Klinik gewährleisten. "Kaufen, um dann zu reduzieren, zu verlagern oder zu schließen, damit ein Wettbewerber vom Markt verschwindet, war mit uns nicht zu machen", sagte Felscher. "Der Bedarf für ein Akutkrankenhaus in der Region ist deutlich."
+++ Paracelsus-Klinik ist nicht konkurrenzfähig +++
+++ Kommentar: Viele offene Fragen +++
Zu Beginn des Jahres hatte die Geschäftsführung mit der Ankündigung überrascht, die offenbar unrentabel gewordene Klinik in Henstedt-Ulzburg zu verkaufen. Knapp neun Monate nach Abschluss des 28 Millionen Euro teuren Umbaues, zu dem das Land Schleswig-Holstein 17 Millionen Euro beigesteuert hatte, war das Haus praktisch auf dem Markt. Und die Interessenten standen Schlange. "Es gab mehr als fünf und weniger als zehn Interessierte, mit denen wir verhandelt haben", umschreibt Felscher die Zahl der Interessenten. Noch vor zwei Wochen hieß es aus der Klinik auf Nachfrage, es werde noch mit zwei potenziellen Käufern verhandelt. Aber offenbar war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass keiner das Rennen machen würde. "Am Ende des Auswahlprozesses stand fest, dass keines der Angebote für uns akzeptabel war", so Geschäftsführer Felscher.
+++ 10.000 Patienten +++
Mit dieser Entscheidung ist klar, dass die Paracelsus-Klinik unter diesem Namen erhalten bleibt. Aber die Zeiten werden härter: Zu wenig Patienten und zu hohe Kosten haben im vergangenen Jahr zu einem Defizit von 7,5 Millionen Euro geführt - auf Dauer kann dieser Verlust nicht von der gesamten Paracelsus-Gruppe getragen und ausgeglichen werden.
Betreiber setzen auf eine Trendwende in den kommenden zwei Jahren
Muss er wahrscheinlich auch nicht: Im laufenden Jahr zeichnet sich eine Verringerung des Defizits ab, in den nächsten beiden Jahren soll eine deutliche Trendwende erreicht werden. Gelingt das nicht, droht ein drastischer Schnitt. Felscher: "Allen muss klar sein, dieser Anlauf kann der letzte sein, um die Klinik zukunftsfähig zu machen." Er spricht unumwunden von einer "Galgenfrist".
Es gebe noch keinen signifikanten Zuwachs an Patienten, aber einen Zuwachs an Fallzahlen. Nach der Neueröffnung im April 2011 seien die Erwartungen möglicherweise zu hoch gewesen, dass die Klinik in Henstedt-Ulzburg sofort wieder auf das wirtschaftliche Niveau von vor der Umbauphase gelange. Diese Erwartung habe die Entscheidung, die Klinik zum Verkauf anzubieten, mit beeinflusst, sagte Felscher.
Nach einem Kooperationspartner wird nach wie vor Ausschau gehalten
Für die Mitarbeiter bedeutet dieser Schritt vor allem harte Arbeit. Die Geschäftsleitung erwartet "maximales Engagement". Eine Kündigungswelle werde es nicht geben, sagte Alfred Felscher. Der Betriebsrat der Klinik kann sich mit den Plänen anfreunden und hofft weiterhin auf sachliche Informationen aus der Konzernzentrale. Christian Franges, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, will beobachten, was für die rund 300 Mitarbeiter des Hauses zumutbar ist. Seinen Kolleginnen und Kollegen stellt er ein gutes Zeugnis aus: "Während der letzten Monate haben alle Mitarbeiter professionell weitergemacht." Ärztlicher Leiter Dr. Thomas Bonitz sieht die Klinik auf einem guten Weg. Etliche qualifizierte Ärzte hätten zu einer Ausweitung des Angebots "auf hohem Niveau" geführt.
+++ Sana will weiter wachsen: Paracelsus-Klinik im Visier +++
Seinem Versorgungsauftrag wäre Paracelsus nach Angaben von Alfred Felscher gerne im Verbund mit einem anderen Träger nachgekommen. Die realistische Möglichkeit hierzu habe sich bislang nicht ergeben, aber nach wie vor werde nach einem möglichen Kooperationspartner Ausschau gehalten. Gedacht wird dabei allerdings weniger an eine medizinische Kooperation, sondern eher an eine Zusammenarbeit auf anderen Gebieten - Einkauf, Küche, Reinigung.
Der Verkauf des Kaltenkirchener Krankenhausgeländes nimmt offenbar konkretere Züge an. Nach Angaben von Alfred Felscher wird derzeit mit der Stiftung Alsterdorf verhandelt. Es gebe Pläne, dort ein Altenpflegezentrum einzurichten. "Es ist unsere Absicht, die Immobilie einem Zweck im Gesundheits- und Sozialwesen zuzuführen."