Der Konzernleitung der Para-Klinik überrascht die Menschen in der Region mit dem Verkauf des Krankenhauses. Wer übernimmt das Haus?

Henstedt-Ulzburg. Erst im vergangenen Jahr hatten Geschäftsleitung, Patienten und Mitarbeiter den 28-Millionen-Euro-Umbau der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg gefeiert. Jetzt überrascht die Konzernleitung die Menschen in der Region mit einer bestürzenden Nachricht: Das Krankenhaus wird verkauft. "Das ist eine Entscheidung der Geschäftsführung", sagte eine Sprecherin der Paracelsus-Gruppe in Osnabrück und bestätigte damit einen Bericht der "Segeberger Zeitung". Wer die Klinik übernehmen wird, wollte das Unternehmen nicht mitteilen und verwies auf eine Pressekonferenz, die für Mittwoch geplant ist. Pikanterweise hatte Klinik-Verwaltungsdirektor Matthias Stulpe-Diederichs für denselben Tag zum festlichen Neujahrsempfang mit lokaler Prominenz eingeladen.

Nach Informationen der Norderstedt-Redaktion des Hamburger Abendblatts kämpft die Klinik seit der Eröffnung mit Auslastungsproblemen. Offenbar lassen sich weniger Patienten in Henstedt-Ulzburg behandeln als zunächst angenommen. Diese Entwicklung dürfte schwerwiegende Folgen für die Bilanzen der Klinik gehabt haben, die sich gegen die große Konkurrenz der Hamburger Krankenhäuser behaupten muss.

"Das Gerücht über den Verkauf schwirrte schon seit Monaten herum", sagte ein Kenner der regionalen Krankenhausszene. Besonders mache der Henstedt-Ulzburger Klinik das Verhalten der niedergelassenen Ärzte zu schaffen, die immer mehr dazu übergehen, ihre Patienten in hoch spezialisierte Krankenhäuser einzuweisen. Dabei werde auf die geografische Nähe kleiner Kliniken mit Rundum-Versorgung kaum Rücksicht genommen.

Auch der Rettungsdienst macht immer häufiger bei akuten Notfällen einen Bogen um die Paracelsus-Klinik. Patienten aus dem Norden des Kreises Segeberg werden ins Krankenhaus nach Neumünster gefahren, die Fahrten aus dem Süden enden in der Regel im Hamburger Heidberg-Krankenhaus. "Da sind große Häuser, die alles können", sagte ein Fachmann. Die Versorgungsmöglichkeiten in Henstedt-Ulzburg seien hingegen begrenzt.

Außerdem melde die Klinik häufig Sperrungen ihrer Notaufnahme für Rettungswagen, da die Kapazitäten ausgelastet seien. Zudem beklagen Insider das schlechte Betriebsklima in dem Krankenhaus. Seit Anfang des Jahres gibt es mit Dr. Thomas Bonitz einen neuen ärztlichen Leiter der Klinik.

Seit November geht unter der Belegschaft der Klinik das Gerücht über einen Verkauf an die Hamburger Asklepios Kliniken GmbH herum. Von offizieller Seite wird das nicht bestätigt. "Dazu sage ich gar nichts", teilte am Freitag Asklepios-Sprecher Rudi Schmidt mit. Zu diesem Gerücht passen würden allerdings zwei Personalien aus der jüngsten Zeit: Seit Anfang vergangenen Jahres ist Mathias Stulpe-Diederichs Verwaltungsdirektor der Klinik - ein Mann, der einige Jahre für die Asklepios Kliniken als stellvertretender kaufmännischer Direktor der Asklepios-Klinik Barmbek tätig war. Mit Andreas Reins ist erst vor wenigen Monaten ein Mann zur Klinik in Henstedt-Ulzburg gestoßen, der dort für den Bereich Qualitätsmanagement und Marketing zuständig ist. In genau dieser Funktion war er vorher für die Asklepios Klinik in Barmbek tätig.

Die Asklepios-Gruppe ist mit 91 Kliniken einer der größten Klinikbetreiber in Deutschland, die Hamburger Asklepios Kiniken GmbH ist eine von zwei Tochterunternehmen. Der Klinik-Konzern Paracelsus, 1968 in Osnabrück von Dr. Hartmut Krukemeyer gegründet, betreibt derzeit bundesweit über 40 Einrichtungen an 24 Standorten. Sein Sohn Manfred Krukemeyer ist heute Alleininhaber. Er hatte sich Ende der 90er-Jahre offenbar verspekuliert, als er eine Klinikkette in den USA aufbauen wollte. Mehrere Häuser in Europa und in den USA mussten damals abgestoßen werden, berichteten die Zeitungen damals. Hausbanken sollen den Rückzug Krukemeyers aus der Geschäftsführung zur Bedingung für ihre weitere Engagement gemacht haben.

Aber diese finanziellen Probleme sollen längst überwunden sein. 2005 berichtete das Deutsche Ärzteblatt wieder von einem "kontrollierten moderaten Wachstum". In Henstedt-Ulzburg gab es weitere Expansionspläne: Die Klinik hatte Interesse an Nachbargrundstücken bekundet.

Das Kieler Gesundheitsministerium ist gestern über die Verkaufspläne der Paracelsus-Gruppe informiert worden. "Für die Sicherstellung der Versorgung gemäß Krankenhausplan ist es nicht ausschlaggebend, wer Eigentümer eines Krankenhauses ist", teilte Ministeriums-Sprecher Christian Kohl mit. "Das Ministerium geht auch bei einem Verkauf davon aus, dass die Aufgaben im Sinne des Krankenhausplans weiterhin fortgeführt werden." Das Land hatte den Krankenhausumbau und -ausbau mit Zuschüssen in Höhe 17 Millionen Euro unterstützt.