Es gibt Einwände zum Ausbau der A 7 nördlich von Hamburg auf sechs Spuren. Die Bauarbeiten werden frühestens im Jahr 2013 beginnen.

Kreis Segeberg. Mehr Lärmschutz, so lautet die zentrale Forderung der Städte und Gemeinden für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn 7. Von 2013 bis 2017 soll die A 7 zwischen der Hamburger Stadtgrenze und dem Autobahndreieck Bordesholm in jeder Fahrtrichtung eine zusätzliche Spur bekommen. Der Ausbau wird nötig, um den stetig wachsenden Verkehr bewältigen zu können. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Zahl der Fahrzeuge bis zum Jahr 2025 um ein Drittel auf rund 103 000 steigen wird.

Zurzeit ist das Millionen-Projekt, das die Planer in sechs Abschnitte aufgeteilt haben, im Planfeststellungsverfahren. "Wir werden unsere Stellungnahme zu den Anregungen und Bendenken der Kommunen und einzelner Bürger voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen fertig haben und nach Kiel schicken", sagt Projektleiter Mario Schönherr von der Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenbau). Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr muss den Ausbau genehmigen. Vorher werden aber Einwender und Deges zu Erörterungsterminen eingeladen. Beide Seiten bringen ihre Argumente vor, anschließend entscheidet die Genehmigungsbehörde.

Die Städte und Gemeinden entlang der Ausbaustrecke begrüßen den Ausbau grundsätzlich, versprechen sie sich davon doch mehr Verkehrsfluss und den Abschied von den allmorgendlichen Staunachrichten. Vor allem zwischen der Anschlussstelle Quickborn und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest kommen die Autofahrer nur im Schneckentempo voran.

Städte und Gemeinden begrüßen den Ausbau und erwarten Entlastung

Doch die Kommunen verknüpfen ihre Zustimmung mit Kritik, Wünschen und Forderungen, die über die bisher vorliegenden Pläne hinausgehen. Je nach Betroffenheit fallen die Stellungnahmen mal eher knapp, mal umfangreich aus.

Norderstedt: Die Stadt befürwortet den Ausbau grundsätzlich, da mehr Verkehrsfluss auf der A 7 Durchgangsstraßen in der Stadt wie den Straßenzug Oadby-and-Wigston-Straße/Friedrichsgaber Weg/Niendorfer Straße entlasten könne. Die Stadt kritisiert, dass der Bereich "Forst Rantzau/Garstedter Feldmark" bisher nicht als "ruhiges Gebiet" in den Planunterlagen ausgewiesen worden sei. Diese Kennzeichnung für den wichtigen und gut frequentierten Naherholungsraum sei ausdrücklich in den städtischen Lärmaktionsplan aufgenommen worden.

Nicht folgen kann die Verwaltung der Aussage, dass die Zahl der Lkw zwar von 10 640 auf 11 790 steigen, der Lkw-Anteil am Gesamtverkehr aber von 13,9 Prozent im Jahr 2005 auf 11,5 Prozent im Jahr 2025 sinken werde. "Diese Trendaussage steht im Widerspruch zu den allgemeinen Prognosen der Verkehrswissenschaft", heißt es in der Stellungnahme. Danach werde der Gütertransport über die Straßen um 55 Prozent steigen. Gerade Lkw-Verkehr trage erheblich zu Lärm- und Schadstoffbelastungen bei. Chefplaner Schönherr widerspricht: "Unsere Annahmen stützen sich auf die Verkehrsprognosen des Bundes, die allgemein als verlässliche Planungsgrundlage gelten."

Lärmschutzwände oder -wälle sind für den 10,7 Kilometer langen Ausbau-Abschnitt zwischen der Landesgrenze und der Anschlussstelle Quickborn, der Norderstedt betrifft, nicht geplant. "Dafür liegt die Stadt zu weit von der Autobahn entfernt" sagt Schönherr. Die Fahrbahndecke werde aber durch einen offenporigen, Lärm mindernden Belag ersetzt, der den Schallpegel um zwei Dezibel spürbar reduziere. Außerdem sollen die A-7-Brücken über die Straßen "Halloh" und "Spann" während der Baumaßnahmen verbreitert werden.

Ellerau: Doch dann beginnt der Abschnitt, den der Projektleiter als den sensibelsten bezeichnet. "In Ellerau und Quickborn reicht die Bebauung bis fast an die Autobahn heran", sagt Schönherr. Der Lärmschutz müsse ausgeweitet werden, fordern Ellerauer Verwaltung und Politiker. Die jetzt vorgesehenen Lärmschutzwände seien auf die vorhandene Wohnbebauung und die derzeit geltenden Immissionsgrenzwerte ausgerichtet. Doch durch den Ausbau der Autobahn werde der Lärm sich bis ins Naherholungsgebiet westlich der A 7 ausdehnen und den Erholungseffekt verringern. Daher müsse die fünf Meter hohe Lärmschutzwand um rund 350 Meter nach Norden verlängert werden.

Außerdem müsse alle drei bis fünf Jahre überprüft werden, ob der geplante "Flüsterasphalt" wie versprochen wirke und den Schall um fünf Dezibel verringere. Nur so könnten gesundheitliche Belastungen durch den zunehmenden Lärm verhindert werden. "Die vorliegenden Unterlagen enttäuschen, denn die vorgesehenen Lärmschutzmaßnahmen sind zu zurückhaltend dimensioniert", sagt auch Alveslohes Bürgermeister Peter Kroll, der in einer aufwendigen Stellungnahme vorrechnet, dass es deutlich mehr Lärmschutz schon für wenig mehr Geld gäbe.

Kostenüberlegungen dürfen dem Wohl der Bürger nicht entgegenstehen

Henstedt-Ulzburg : Bürgermeister Torsten Thormählen: "Für die östliche Seite der A 7 ist bisher kein Lärmschutz vorgesehen. Dies ist für die Bürger nicht hinnehmbar, schon jetzt ist eine permanente Lärmbelästigung durch die Autobahn festzustellen." Der Verwaltungschef fordert einen "hoch zu bepflanzenden Lärmschutzwall". Kostenüberlegungen dürften dem Wohl der Bürger nicht entgegenstehen, gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssten unbedingt erhalten werden.

Kaltenkirchen : Die Stadt fordert einen ausreichenden Schallschutz auch für Naherholungsgebiete wie den Freizeitpark, die Holstentherme sowie die Waldflächen südöstlich der Barmstedter und Alvesloher Straße. Ein sechs Meter hoher Wall von der Alvesloher Straße bis zur Krückau soll die Wohngebiete im Südwesten der Stadt schützen, Flüsterasphalt die Nachtruhe in den Häusern am Albrecht-Dürer-Ring, Käthe-Kollwitz-Weg, Heinrich-Heine-Weg und Sanddornweg garantieren. Neue Hinweisschilder müssten Lkw-Fahrer, die von Norden kommen, von der Abfahrt Henstedt-Ulzburg ins Gewerbegebiet Kaltenkirchen-Süd leiten. Jetzt fahren sie durch die ganze Stadt und verursachen unnötig Lärm, heißt es in der Stellungnahme.

"Wir haben auf der Grundlage der gesetzlichen Vorgaben geplant und im Bereich Ellerau/Quickborn schon nachgebessert", sagt Chefplaner Schönherr. Es gelte, Kosten und Wirksamkeit in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen. So seien beispielsweise neun Meter hohe Lärmschutzwände "das Höchste der Gefühle". Schönherr will die Planfeststellung noch in diesem Jahr unter Dach und Fach haben.