Neuer Standort könnte jetzt das Klinikum Bad Bramstedt werden. Das Rote Kreuz befürchtet Umwege, die Büger lange Wartezeit auf den Notarzt.

Kreis Segeberg. Bislang ging es beim Streit um die neue Verkehrsverbindung ins Bramstedter Kurgebiet nur darum, ob Gäste, Patienten und Angestellte komfortabel die Kliniken und Hotels erreichen. Doch jetzt könnte die Debatte auch für die Bewohner Kaltenkirchens und der Gemeinden im gesamten Nordwesten des Kreises Segeberg interessant werden. Wenn das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ab 1. Januar 2011 ein Notarzteinsatzfahrzeug am Klinikum Bad Bramstedt stationieren sollte, könnte die neue Verkehrsführung im kommenden Jahr für erhebliche Verzögerungen bei Einsatzfahrten der Retter sorgen.

Der Geschäftsführer des Rot-Kreuz-Verbandes, Stefan Gerke, verhandelt mit dem Klinikum (früher Rheumaklinik) über den neuen Standort in Bad Bramstedt. Er muss einen Ausweichstützpunkt suchen, da die Paracelsus-Klinik in Kaltenkirchen den Vertrag mit dem DRK gekündigt hat und ab 1. Januar keine Notärzte mehr für Einsätze zur Verfügung stellt. Nur die kreiseigene Wache am Krankenhaus mit vier Rettungswagen bleibt erhalten.

Die Lücke bei der notärztlichen Versorgung soll im neuen Jahr das Klinikum schließen, wenn es nach Gerke geht. "Wir führen Sondierungsgespräche", bestätigte Klinikum-Sprecherin Regina Matheis. Dass jedoch ab Herbst kommenden Jahres der Weg vom Klinikum nicht mehr direkt über die Segeberger Straße zur A 7 führt, sondern über den Umweg durch die Innenstadt und die neue Bramstedter Ortsumgehung, ist für Gerke nicht akzeptabel. "Das geht nicht", sagte der DRK-Geschäftsführer. "Für das Notarzteinsatzfahrzeug muss eine andere Lösung gefunden werden." Der Notarzt müsse schnell die A 7 und die Bundesstraße 206 in Richtung Bad Segeberg erreichen können.

Auch in Bad Bramstedt ist der Unmut über die künftige Abkoppelung des Kurgebiets groß. Der Bürger- und Verkehrsverein hat knapp 1600 Unterschriften dagegen gesammelt. Der Landesbetrieb für Straßenbau hat jedoch deutlich gemacht, dass eine Änderung der Planung nicht infrage komme.

Kaltenkirchen gehörte bisher neben Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Bad Segeberg zu den vier Notarztstandorten im Kreis Segeberg. Die Paracelsus-Klinik wollte bereits zum 1. September den Vertrag mit dem DRK kündigen, doch Gerke war froh, dass die Frist bis zum Jahresende verlängert werden konnte. Die Paracelsus-Klinik verlagert sämtliche Abteilungen des Kaltenkirchener Krankenhauses an den Standort Henstedt-Ulzburg, der mit Millionenaufwand saniert und erweitert wird. Die Zukunft des Standortes Kaltenkirchen ist offen.

"Bad Bramstedt wäre die beste Lösung", sagt ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes. "Von Kaltenkirchen ist die Anfahrt manchmal zu weit." Besonders bei schlechten Straßenverhältnissen sei der Notarzt in die Dörfer im Norden des Kreisgebiets sehr lange unterwegs. Auch Gerke ist der Ansicht, dass es zum Klinikum keine Alternative gibt: "Der Versorgung tut das gut." Schon jetzt fahre der Kaltenkirchener Notarzt in Bad Bramstedt und den umliegenden Gemeinden 60 Prozent seiner Einsätze. Kaltenkirchen bleibe auch nach dem Abzug des Notarztes gut versorgt. Bei einem Notfall komme das Fahrzeug künftig aus Bad Bramstedt oder aus Henstedt-Ulzburg. Gerke: "Schon jetzt ist das Kaltenkirchener Fahrzeug wegen der vielen Einsätze im Norden in der Stadt häufig nicht verfügbar."

Gerke schließt nicht aus, dass der Fuhrpark der Rettungswagen in Kaltenkirchen sogar aufgestockt werden muss. Da die meisten Patienten künftig nicht mehr in Kaltenkirchen, sondern im Krankenhaus in Henstedt-Ulzburg versorgt werden, müssten die Fahrzeuge weitere Wege fahren und seien damit seltener verfügbar. Dieser zusätzliche Aufwand müsse möglicherweise ausgeglichen werden, sagte Gerke. Von den vier Rettungswagen sind zwei rund um die Uhr einsatzbereit, der dritte kann bis zum späten Abend alarmiert werden. Das vierte Auto wird hauptsächlich für Krankentransporte eingesetzt, bei denen keine Eile erforderlich ist.

Der bevorstehende Abzug des Notarztes bereitet vielen Bürgern Sorge. "Das ist ein Thema in der Stadt", sagt Bürgervorsteherin Elke Adomeit. Bei vielen entstehe der Eindruck: "Erst machen sie das Krankenhaus dicht, dann ist auch noch der Notarzt weg." Für Adomeit ist klar: "Wenn der Notarzt aus Henstedt-Ulzburg oder Bad Bramstedt kommt, braucht er eindeutig länger."