Mit so einer großen Unterstützung haben nicht einmal die Initiatoren gerechnet. 1539 Menschen haben in Bad Bramstedt per Unterschrift gefordert, die direkte Zufahrt für das Kurgebiet zu erhalten. Mit dieser Aktion will der Bürger- und Verkehrsverein (BVV) verhindern, dass Autofahrer nach Fertigstellung der neuen Ortsumgehung im kommenden Jahr einen Umweg durch die Innenstadt fahren müssen, wenn sie die Kliniken oder Hotels ansteuern. Die Chancen, dass die Behörden diesen Wunsch erfüllen werden, sind allerdings gering.

Vertreter des BVV überreichten im Rathaus Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach (FDP) die Listen mit den Unterschriften. Fünf Wochen lang hatte der Verein in den Kliniken, im Hotel Gutsmann sowie an elf Standorten in der Innenstadt gesammelt. Dabei hatte sich gezeigt, dass nicht nur die Bramstedter sich sorgen, dass ihr Kurgebiet künftig nur noch auf Umwegen zu erreichen sein wird. Jeder zweite Unterzeichner kommt aus dem Umland. Dabei dürfte es sich weitgehend um Pendler handeln, die täglich mit dem Auto nach Bad Bramstedt zur Arbeit fahren.

Die "Unterschriftenkampagne" (Originalton Kütbach) richtet sich gegen den Plan, den Verkehr von der Autobahn-Anschlussstelle Bad Bramstedt am Ortseingang direkt auf die Umgehung zu leiten, die in einem Bogen nördlich der Stadt verlaufen wird und das Zentrum vom Durchgangsverkehr entlasten soll. Um die direkte Zufahrt zum Zentrum zu verhindern, wird die Segeberger Straße zur Sackgasse umgewandelt. Damit ist eine direkte Zufahrt zum Kurgebiet nicht mehr möglich. Autofahrer, die dorthin wollen, müssen zunächst die Stadtmitte ansteuern, um die Kliniken und Hotels zu erreichen.

Geschäftsführer Jens Ritter vom Klinikum Bad Bramstedt, das jedes Jahr 13 000 Patienten versorgt, hatte sich bereits für den Erhalt einer direkten Zufahrt ausgesprochen. Er will Patienten und Besuchern die Umwege nicht zumuten und fürchtet längere Anfahrtszeiten für den Rettungsdienst, der das Klinikum ansteuert.

Eine Chance, sich durchzusetzen, haben der BVV und Ritter jedoch kaum. Bei einem Besuch von Verkehrsstaatssekretärin Tamara Zieschang (CDU) auf der Umgehungsbaustelle hatten Vertreter des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr erklärt, nachträgliche Änderungen seien nicht mehr möglich. Von den Planungen werde nicht abgewichen.

Auch der Bürgermeister ist skeptisch, dass der Planfeststellungsbeschluss jetzt noch geändert wird. Die Stadt habe zu Beginn der Planungen die bessere Anbindung des Kurgebiets gefordert, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. "Die Kröte haben wir geschluckt", sagte Kütbach.

Als Kompromiss brachte er einen Vorschlag der SPD ins Gespräch. Die Bramstedter Sozialdemokraten schlagen vor, von einem neuen Gewerbegebiet aus eine Verbindung zur Oskar-Alexander-Straße herzustellen, die ins Kurgebiet führt. Die Fläche soll nach Fertigstellung der Umgehung an der AKN-Trasse am Ostrand der Stadt entstehen. "Ich könnte mir so etwas grundsätzlich vorstellen", so Kütbach und sagte in Richtung des Bürgervereins: "Man sollte sich realistische Ziele setzen".

Offen sei jedoch die Finanzierung, räumte der Bürgermeister ein. BVV-Sprecher Ludwig Reese reagierte zurückhaltend auf den Vorschlag. Er fürchte, dass noch bis zu zehn Jahre vergehen werden, bis das neue Gewerbegebiet und damit eine neue Anbindung des Kurgebiets entsteht.