Noch sind die Preise recht hoch für das königliche Gemüse, aber in den kommenden Wochen wird der Spargel im Norden sicherlich günstiger.

Norderstedt. Wenn es um Spargel geht, hört bei Hans-Henning Vehrs der Spaß auf. "Was meinst du, wie viel Griechen-Spargel überall auf den Märkten herumliegt, auf dem dann Heide-Spargel draufsteht", poltert der stämmige Quarnstedter hinter dem Tresen seines Marktstandes "De Frihoff" an der Tangstedter Landstraße. Solch ein Etikettenschwindel ist ihm sichtlich zuwider, mit einem Ruck dreht er die grüne Kiste mit seinem Spargel und reckt die Seite mit dem Herkunfts-Etikett in Richtung der staunenden Kunden. Was drauf steht, muss auch drin sein - der Spargel kommt vom Hof Soltau, "da gibt es keine Mogelei", sagt Vehrs.

Dabei müssen die Norderstedter Marktbesucher keine Angst mehr haben, dass bei der Herkunft des Spargels geschummelt wird. Rechtzeitig vor den Ostertagen kamen die ersten Lieferungen heimischen Spargels aus der Heide an und werden nun auf den Märkten verkauft.

Mit sogenannten Folientunneln wurde der Natur noch ein wenig nachgeholfen und des Deutschen liebstes Frühlingsgemüse unter warmer Atmosphäre herangezogen. Marktbeschicker Vehrs hält für solche Sachverhalte eine seiner ganz eigenen, im platten Norddeutsch vorgetragenen Erklärungen bereit, mit denen er die Kunden in Manier eines Marktschreiers an seinen Stand lockt: "Ich hab mir heute meine Weste angezogen. Mit dem Spargel ist's wie mit mir. Wenn ihm warm ist, geht's ihm gut."

Von noch mehr technischer Hilfe, etwa einem beheizten Boden, um den Spargel noch früher auf den Markt zu bringen, hält er aber nichts. "Da hört die Natur dann auf, so etwas brauchen wir nicht. Deshalb fangen wir mit dem Verkauf immer erst an, wenn der Heide-Spargel da ist", sagt der 50-Jährige.

Derzeit wird so ob der noch niedrigen Temperaturen vor allem Spargel der Klasse zwei auf den Märkten angeboten. Der noch dickere und gerader gewachsene Spargel der ersten Klasse, wird in den nächsten Wochen zu haben sein. Dann sinken auch die noch relativ hohen Preise von etwa zwölf Euro pro Kilogramm. Das alles schreckt echte Spargelfans natürlich nicht ab.

Bei "De Frihoff" nehmen einige Stammkunden "auch schon einmal gut und gerne fünf Kilogramm in der Woche ab", berichtet Monika Vehrs, die ihrem Mann beim Gemüse-Verkauf auf den Wochenmärkten in Norderstedt zur Seite steht.

Beliebt ist vor allem der weiße Spargel, der in extra aufgeschütteten Erdwällen gezogen wird. Da er gestochen wird, bevor er aus ihnen herauswächst, kann er kein Chlorophyll bilden und bleibt weiß. Wird der Spargel der Sonneneinstrahlung ausgesetzt, nimmt er eine grüne Färbung an. Diese Sorte ist besonders herb und enthält zudem mehr Vitamin C und Betakarotin. Guckt die Stange nur mit dem oberen Ende, dem kleinen Kopf, aus der Erde, bildet sie eine Art Sonnenschutz und färbt sich violett. Genießer wie Monika Vehrs schätzen diese spezielle Art des Spargels besonders, weil er nicht so herb ist wie der grüne, aber dennoch kräftiger als der weiße Spargel.

Ganz wichtig für die Qualität ist die Frische des Spargels, weiß auch Monika Vehrs. "Quietschen muss er, wenn er aneinandergerieben wird. Und beim Reinstechen sollte der Saft herausspritzen", sagt sie. Marktbesucher können gute Ware auch schon beim genauen Hinsehen erkennen. Falls die Stange nicht mehr zu den frischesten gehört, ist die Schnittkante am unteren Ende bereits ausgetrocknet.

Zu lange sollte deshalb mit dem Verzehr nicht gewartet werden. Etwa zwei bis drei Tage hält der Spargel sich im Kühlschrank - am besten in ein feuchtes Tuch eingewickelt, aus dem nur die Köpfe herausragen.

Wer schon sehnsüchtig auf die Spargelsaison hingefiebert hat und jetzt kräftig zugreifen möchte, kann das beruhigt tun. Eine Portion von 500 Gramm enthält lediglich 100 Kilokalorien. Mehr ins Gewicht fällt dagegen die gern zum Spargel servierte Sauce Hollandaise.

Gicht-Kranke sollten allerdings generell vorsichtig sein und das Gemüse nicht übermäßig konsumieren. Durch die darin enthaltenden Purine, die der Körper zu Harnsäure abbaut und über die Nieren wieder aussscheidet, können sich bei einer zu hohen Konzentration der Säure Kristalle bilden. Diese lagern sich in den Gelenken ab und können einen Gichtanfall provozieren.

Bei "De Frihoff" erhalten ältere Spargel-Käufer einen besonderen Service. Stammkundin Hanne Kurzidim kauft hier jede Woche ein, so manches Mal auch reichlich. "Wenn ich wieder mal besonders viel mitnehme, tragen mir die beiden die Sachen auch schon mal zum Auto", sagt sie erfreut.

Für Hans-Henning Vehrs ist das selbstverständlich. Der Quarnstedter ist nicht nur laut, sondern auch herzlich. Seit 34 Jahren steht er jede Woche auf dem Markt. Schon vor gut 40 Jahren, als der Garstedter Wochenmarkt eröffnete, war "De Frihoff" dabei. Den Stand der ersten Stunde hat Hans-Henning Vehrs zusammen mit seiner Frau mittlerweile von den Schwiegereltern übernommen. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. "So lange wie die Kunden mitmachen", möchte er dabei bleiben. Bis dahin wird er die Kundinnen auf den Märkten in Garstedt, Glashütte und Harksheide wie gehabt mit einem ebenso freundlichen wie ernst gemeinten "So Schatzi, was darf's denn sein?" begrüßen.