Neuer Investor für Kaltenkirchener Bahnhofsprojekt gefunden. Im Spätsommer sollen die Bauarbeiten endlich beginnen.

Kaltenkirchen. Die Kaltenkirchener werden die gute Nachricht erst glauben, wenn die ersten Bagger anrücken: Nachdem die Fläche rund um den Bahnhof jahrelang brach gelegen hat, sollen dort demnächst die Bauarbeiten für ein neue Geschäfts- und Wohnviertel beginnen. 23 Millionen Euro will die Wuppertaler Firma Ferox auf dem Gelände investieren. Geplant ist der Bau eines Supermarkts, kleinerer Geschäfte und Restaurants sowie neuer Wohnungen und Büros. "Unsere Freude ist groß", sagte Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause, der gestern gemeinsam mit Ferox-Vertretern die Pläne präsentierte.

Ferox hat das 20 000 Quadratmeter große Gelände dem israelischen Immobilienkonzern Gazit abgekauft, der die Fläche 2006 von der AKN übernommen hatte. Im Dezember 2008 verkündete eine Geschäftsführerin von Gazit unter dem nagelneuen Bauschild den Baubeginn für das sogenannte Quartier 4, das Ostern 2010 eröffnet werden sollte. Ein Bauzaun wurde aufgestellt - und wieder abgebaut. Seitdem ist auf dem Areal in bester Lage nichts passiert.

Coop-Gruppe will im Frühjahr 2013 einen Supermarkt eröffnen

Ferox hatte bereits vor zwei Jahren Kontakt mit dem Unternehmen aufgenommen, stieß jedoch immer wieder auf unerwartete Schwierigkeiten. Gazit mahnte zur Geheimhaltung der Gespräche, Unterlagen waren nicht verfügbar. "Gazit wusste selbst nicht, wohin die Reise geht", sagt Ferox-Geschäftsführerin Jasmin Altfeld. "Der Verkäufer war äußerst kompliziert."

Ihr Projektentwickler Philipp Roth geht davon aus, dass im Spätsommer dieses Jahres der erste Spatenstich gefeiert wird. Das Unternehmen beginnt mit dem Bau des Blocks eins, der gegenüber der Polizei entstehen wird. Mieter des Gebäudes wird voraussichtlich die Coop-Gruppe, die dort einen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 3000 Quadratmetern einrichten will. Im Frühjahr 2013 soll das Gebäude eingeweiht werden. Roth kündigte an, dass die weiteren drei Gebäude sechs Monate später bezugsfertig sein werden.

Insgesamt baut Ferox auf 8000 Quadratmetern Flächen für den Einzelhandel. Hinzu kommen 1000 Quadratmeter für Büros, 1300 Quadratmeter für Wohnungen und 309 Parkplätze. "Rund um den bereits erstellten Bahnhofsvorplatz wird ein Mietermix aus Nahversorgung und Innenstadterweiterung angesiedelt", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Ferox und der Stadt Kaltenkirchen.

"Die Innenstadtentwicklung ist wichtiger als die Erweiterung von Dodenhof ", sagt Bürgermeister Krause. Das neue Viertel stärke den Einzelhandel und werde neue Käufer nach Kaltenkirchen ziehen. Dodenhof will seine Verkaufsflächen an der Autobahn 7 erheblich erweitern und gleichzeitig in der Innenstadt präsent sein.

"Dodenhof hat 1000 Quadratmeter zugesagt", sagte Krause. Der Bau einer Dependance in der Innenstadt sei Bestandteil eines Kompromissvorschlags, den Dodenhof und die Stadt im Streit mit dem Innenministerium präsentiert haben.

Das Ministerium lehnt die Erweiterung an der Autobahn unter anderem deshalb ab, weil die Landesplaner eine Schwächung des Einzelhandels in den Innenstädten der Region fürchten, wenn das Unternehmen weiter expandiert. Ferox-Geschäftsführerin Altfeld will sich am Freitag zu ersten Gesprächen mit Dodenhof treffen.

Sie und Projektentwickler Roth versprechen, dass kein Discounter in dem neuen Viertel gebaut wird. Der Bedarf werde bereits im Umfeld gedeckt, sagte Roth. In dem Viertel sollen auch Restaurants und Cafés einziehen. Er versprach außerdem, das alte Bahnhofsgebäude in das Konzept zu integrieren. Bei ihrem Bauplanungen hat sich Ferox weitgehend an dem Konzept von Gazit orientiert. Eine Änderung des Bebauungsplans ist voraussichtlich nicht erforderlich. Das ergaben Gespräche eines Architekten und der Stadtverwaltung beim Bauamt des Kreises Segeberg. Allenfalls beim Bau des Supermarktes könnten sich noch kleine Änderungen ergeben.

Ferox engagiert sich bereits seit Jahren geschäftlich im Großraum Hamburg. Das Unternehmen, das 20 Mitarbeiter beschäftigt, hat das Forum Altona in Hamburg saniert und die Welau-Arkaden in Wedel (Kreis Pinneberg) aufgebaut.

Sanierung der Parkpalette würde 3,7 Millionen Euro kosten

Unklar ist noch, ob die Stadt ihre Parkplatte nördlich des Bahnhofs saniert oder eine neue bauen wird. Das marode Gebäude muss dringend instand gesetzt werden. Der TÜV beziffert die Kosten für eine Sanierung mit 3,7 Millionen Euro. Was ein Neubau kosten würde, ist noch offen. Der Nachteil einer Sanierung: Danach würden nicht mehr Parkplätze zur Verfügung stehen als jetzt.

Einen Wunsch des Bürgermeisters wollen die Ferox-Vertreter schnell erfüllen. Das Bauschild von Gazit, das immer noch am Bahnhof , soll möglichst schnell verschwinden.