Die AKN-Strecke soll für 50 Millionen Euro elektrifiziert werden. Die Linie S 21 könnte 2018 vom Hamburger Hauptbahnhof durchfahren.

Hamburg. Der Ausbau des Hamburger S-Bahn-Netzes bis nach Kaltenkirchen rückt näher. Einstimmig hat der Hamburger Verkehrsausschuss die Elektrifizierung des 30 Kilometer langen Abschnitts zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen empfohlen. Schon zuvor hatten sich der Kieler Landtag und die betroffenen Kommunen für das Projekt ausgesprochen. Eine Entscheidung der Landesregierungen steht noch aus. Für 10.000 Pendler, die diesen Abschnitt täglich nutzen, würde das Umsteigen in Eidelstedt entfallen.

Derzeit gibt es nur zwei AKN-Züge, die bis zum Hauptbahnhof durchfahren, ohne dass die Fahrgäste umsteigen müssen. Die Züge verlassen Eidelstedt werktags um 8.22 Uhr sowie um 9.02 Uhr und erreichen 15 Minuten später ihr Ziel. "Diese Züge werden überdurchschnittlich gut genutzt", sagt AKN-Sprecher Jörg Minga. Bis zum Dezember 2009 gab es abends auch zwei Verbindungen in umgekehrter Richtung. Sie wurden eingestellt, als zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen ein 20-Minuten-Takt eingeführt wurde.

+++ AKN prüft Bau einer S-Bahn +++

"Unser Ziel ist es, einen durchgehenden Betrieb bis in die Innenstadt einzuführen - und zwar täglich", sagt der AKN-Sprecher. Er hebt hervor, dass dadurch die Zahl der Fahrgäste verdoppelt werden könne. Voraussetzung ist die Elektrifizierung. Bisher fährt die AKN bis Eidelstedt mit Dieseltriebwagen. Von dort geht es im Gleichstromnetz der Bahn bis zum Hauptbahnhof.

Nach der Elektrifizierung werden alle Züge mit Strom angetrieben. Allerdings wird es zwei Stromkreise geben: Bis Eidelstedt sind die Leitungen in den Schienen verbaut, von Eidelstedt nach Kaltenkirchen soll ein oberleitungsgestütztes Wechselstromnetz installiert werden. Das ist nötig, weil es auf diesem Abschnitt ebenerdige Bahnübergänge gibt. Der Bau von Brücken oder Tunneln wäre zu teuer. Allein die Kosten für die Elektrifizierung werden auf 50 Millionen Euro geschätzt. Darin enthalten sind die Verlängerung der Bahnsteige von 110 auf 138 Meter sowie ihre Erhöhung von 76 auf 96 Zentimeter. Beides entspricht S-Bahn-Niveau. 60 Prozent der Kosten könnten vom Bund bezuschusst werden, der Rest entfiele auf die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Beide sind je zur Hälfte Gesellschafter der AKN Eisenbahn AG.

Die AKN muss zudem weitere 50 Millionen Euro für neue Züge aufbringen. Da das Unternehmen über 15 Triebwagen der Baujahre 1976/77 verfügt, müssen diese langfristig ohnehin erneuert werden. Für die Elektrifizierung rechnet die AKN mit einer dreijährigen Genehmigungs- und einer zweijährigen Bauphase. Weil noch bis Jahresende eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden muss, könnte dort frühestens 2018 die erste S-Bahn fahren.

Eine wichtige Vorleistung - der zweigleisige Ausbau zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen - ist fast vollendet. Die letzte Lücke zwischen Schnelsen und Bönningstedt wird Anfang 2013 geschlossen. Dann geht auch an der Halstenbeker Straße der neue Haltepunkt Schnelsen-Süd in Betrieb. In diesen Abschnitt fließen 39 Millionen Euro. Der gesamte zweigleisige Ausbau kostet 250 Millionen Euro.

Der Vertrag über den Betrieb des Hamburger S-Bahn-Netzes läuft Ende 2017 aus. Vertragspartner der Hansestadt ist die S-Bahn Hamburg GmbH, eine Tochter der Deutschen Bahn. Ob die S-Bahn Hamburg GmbH später auch die Strecke nach Kaltenkirchen übernimmt oder diese bei der AKN verbleibt, ist noch unklar. Es gibt schon Gedankenspiele, die Linie S 21 bis nach Kaltenkirchen zu führen.

Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der GAL-Bürgerschaftsfraktion, freut sich über das positive Signal des Verkehrsausschusses. "Eine S-Bahn auf dieser Nordweststrecke kann vielen Autopendlern den Umstieg auf die Schiene erleichtern. Auf Hamburger Gebiet bekommen die Stadtteile Eidelstedt und Schnelsen eine komfortable und attraktive Anbindung."