Mehr als 2000 Soldaten gehören zum Logistik-Standort der Bundeswehr. Geplant sind Ausgaben von mindestens 60 Millionen Euro.

Boostedt

Die Panzertruppe ist fort, die Logistiker und Instandsetzer sind eingezogen. Hinter Mauern und Zäunen hat sich in den vergangenen zwölf Monaten die Rantzau-Kaserne in Boostedt weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit in einen modernen Bundeswehr-Standort mit mehr als 2000 Soldaten verwandelt. Weitere 100 kommen dazu, wenn im Jahr 2011 eine Feldjägereinheit (Militärpolizei) in Boostedt Quartier bezieht. Bis vor wenigen Jahren, als die Panzerbrigade 18 hier ihr Hauptquartier hatte, waren es nur 1400 Soldaten. Von gewaltigen Kampftruppen, die sich einem Angriff aus dem Osten entgegen stemmen, redet in der Kaserne niemand mehr. Hier geht es um Auslandseinsätze, moderne Technik und vor allem um Logistik.

Das 5,5 Quadratkilometer große Areal im Norden des Kreises Segeberg zählt zu den größten Truppen-Standorten in Norddeutschland inklusive Übungsplatz und soll in den kommenden Jahren mit enormen Investitionen auf Vordermann gebracht werden. Mehr als 30 Millionen Euro will das Verteidigungsministerium in die Renovierung der Unterkünfte stecken, dieselbe Summe ist für neue Hallen vorgesehen. Ein Problem: Die Jahrzehnte alten Werkstatthallen eigneten sich für Wartungsarbeiten an Leopard-Panzer, nicht aber für komplizierte Reparaturen moderner Fahrzeuge.

Insgesamt beziffert die Kaserne den Investitionsbedarf sogar mit 85 Millionen Euro. Außerdem plant die Bundeswehr, das Gelände zu erweitern. Bereits in diesem Jahr sollen mit den Arbeiten in den Unterkünften begonnen werden. Beim Besuch von Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) im vergangenen Sommer hatte ein ranghoher Offizier Stuben und Sanitärtrakt vielsagend als "zumutbar" bezeichnet. "Bis zum Jahr 2018 soll alles fertig sein", sagt der Kasernenkommandant, Oberstleutnant Norbert Sigges. Viele Aufträge vergibt die Bundeswehr an Firmen in der Segeberger Region.

Die Rantzau-Kaserne wurde vor 50 Jahren gegründet und beherbergte das Hauptquartier der Panzerbrigade 18 "Holstein", die im Kalten Krieg mit ihren mehr als 200 Kampfpanzern und Hunderten anderer Fahrzeuge einen Angriff auf Schleswig-Holstein abwehren sollte. Was danach folgte, nennen Militär-Experten Transformation. Das Ende der Bedrohung aus dem Osten, Terrorismus und Auslandeinsätze - die Bundeswehr und damit auch der Standort in der 4500-Einwohner-Gemeinde Boostedt musste sich den neuen Aufgaben anpassen.

Seit der Auflösung der Panzerbrigade stellt das Logistikbataillon 162 mit 1000 Soldaten den größten Verband in Boostedt. Ihre Aufgabe ist es, Material für die Bundeswehr zu beschaffen, zu transportieren und zu lagern - vom Radiergummi über Lkw-Ersatzteile bis zum Panzer. Die Logistiker sind die Spediteure und Großhändler der Truppe.

Das Logistikbataillon gehört zur sogenannten Streitkräftebasis (SKB) der Bundeswehr, die gemeinsam von den drei Teilstreitkräften Heer, Marine und Luftwaffe gebildet wird. Diese Zusammenarbeit führt zum Bespiel dazu, dass mitten im holsteinischen Boostedt fern von der Küste ein Korvettenkapitän stellvertretender Bataillonschef ist. Soldaten in Marine- oder Luftwaffenuniform gehören seit knapp einem Jahr zum Alltag in der Gemeinde. Sechs Prozent der Soldaten sind Frauen.

Der Fuhrpark des Bataillons ist riesig. Dazu zählen 220 Fahrzeuge, darunter zehn Schwerlasttransporter für Huckepack-Fahrten mit Panzern, drei Bergepanzer und vier Kräne.

Zweitgrößte Einheit in Boostedt ist das Instandsetzungsbataillon 166, das 1975 mit einigen Soldaten nach Boostedt zog. Die 800 Männer und Frauen starke Truppe war auf mehrere Standorte in Norddeutschland verteilt, bis das Bataillon komplett in der Rantzau-Kaserne zusammen gezogen wurde. "Wir sind Handwerker, Techniker und Ingenieure", sagt der Kommandeur, Oberstleutnant Jürgen Menner.

16 Hallen stehen den Instandsetzern zur Verfügung, in denen sie vom Funkgerät bis zum schweren Kampfpanzer alles reparieren können, was auf Straßen nach Boostedt geschafft werden kann. Die größte Herausforderung? "Das ist der Flugabwehrpanzer Gepard", sagt Menner. Er lässt nur Spezialisten an die Unmengen von komplizierter Elektronik heran.

Die 166-er unterstützen regelmäßig andere Einheiten bei Auslandseinsätzen. Zurzeit sind 30 Soldaten aus Boostedt in Afghanistan für die Wartung und Reparatur der Bundeswehr-Technik unterwegs. Regelmäßig begleiten sie Patrouillen, um bei Pannen im Gebirge helfen zu können. Ende des Jahres starten 150 Instandsetzer ins Kosovo.

Die Motivation in der Truppe sei groß. Der Kommandeur: "Für die Auslandseinsätze haben wir fast nur freiwillige Meldungen." Menner ist froh, dass bisher seine Soldaten gesund zurückgekehrt sind: "Bisher ist alles glatt gegangen."

Zum 50-jährigen Bestehen der Rantzau-Kaserne lädt die Bundeswehr für den 4. Juli zu einem Tag nach Boostedt ein. Das Gelände an der Von-dem-Borne-Straße ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Soldaten bereiten ein umfangreiches Programm vor.