Es heißt “Waterküken. Kosten: 4,8 Millionen Euro für 30 Quadratmeter! Das ist selbst für Kampener Verhältnisse ein stolzer Preis.

Kampen. Es heißt "Waterküken", liegt am Kampener Watt und ist eigentlich ein altes, bescheidenes Häuschen. Wenn nur der Quadratmeterpreis nicht wäre. Er beträgt 160.000 Euro und macht das Reetdachhaus auf Sylt zur wohl teuersten Immobilie der Welt. Dafür bietet das winzige, rote Backsteingebäude einen Raum mit winziger Küche und ein Badezimmerchen, eine schmale Treppe führt zum Schlafplatz hinauf. Doch im Liegen ist der Blick aus dem halb runden Fensterchen traumhaft schön über Wiesen und Watt oder Wasser, je nach Gezeit; überhaupt ist die Atmosphäre in dem Häuschen zauberhaft, ein magischer Ort, umgeben von einem 2400 Quadratmeter großen Grundstück, abgegrenzt vom Rest der Welt durch den Sandweg, der sich von Kampen bis nach Keitum kilometerweit durchs Naturschutzgebiet schlängelt. Die erste Wasserreihe teilt sich das mehr als 70 Jahre alte "Küken" nur linker Hand noch mit einem alten Haus, aber man müsste schon schreien, um herüberzurufen. Rechter Hand führt einer der typischen Holzstege durchs Schilf die Spaziergänger ans Wasser. Ansonsten herrscht Ruhe. Jedenfalls vor Ort, und das selbst jetzt in der Hochsaison

Und doch gibt es ordentlich Getöse um das Häuschen. Denn es wird für einen unglaublichen Preis angeboten. 4,8 Millionen Euro für 30 Quadratmeter! Das ist selbst für Kampener Verhältnisse ein stolzer Preis.

Die Krise ist in den guten Wohngegenden auf Sylt nur dergestalt angekommen, dass noch mehr "in Steine" investiert wird. Eine 160 Quadratmeter große Haushälfte unmittelbar an der Hauptstraße darf mit 1,89 Millionen Euro schon als Schnäppchen gelten. Bis unter drei Millionen Euro ist der Markt leer gefegt, gerade erst wurde eine Haushälfte für mehr als fünf Millionen verkauft.

Monika Blume vom Maklerbüro Engel & Völkers hat überraschend viele neue Kunden ausgemacht, und die, die schon Besitz haben, suchen durchaus noch weitere Immobilien. "Denn wer in Kampen gekauft hat, hat nichts verkehrt gemacht", erklärt die Maklerin. Es sei denn, er hat das "Waterküken" gekauft. Diese Erfahrung machte im vergangenen Jahr Johannes B. Kerner, wodurch die Ausbaudiskussion ins Rollen kam. Wobei der Moderator insofern doch keinen Fehler machte, als er vorsorglich eine Rücktrittsklausel im Vertrag hatte, die er auch wahrnahm. Die vom Makler zugesagte Baugenehmigung für eine Erweiterung kam nicht. Sonst wäre das "Waterküken" längst für eine astronomische Summe verkauft worden, es gilt der Satz: "Häuser am Watt haben keinen Preis." Doch wer mehr als vier Millionen für ein Haus ausgibt, will darin meist nicht wie ein Einsiedler wohnen.

Als die Makler Heinrich und Matthias Haase vor einigen Jahren das Kleinod erwarben, spekulierten sie darauf, eine Erweiterung des Häuschens durch einen Anbau vor Gericht durchzusetzen - vergebens. Die Kampener sind stur. Johannes B. Kerner hat mittlerweile ein schönes, großes Haus für seine große Familie weiter südlich auf der Insel in Morsum gefunden. Übrigens auch eine Boomgegend.