31-Jähriger kam Bundespolizisten verdächtig vor. Türke brachte 2006 einen Linienflug von Tirana nach Istanbul in seine Gewalt.

Hamburg. Als die Beamten der Bundespolizei den 31 Jahre alten Hakan E. im City Night Liner 483 von Kopenhagen nach Hamburg kontrollierten, wussten sie noch nicht, welchen dicken Fisch sie am Haken hatten. Weil er ihnen verdächtig vorkam, kontrollierten sie seine Papiere in Neumünster. Später stellte sich heraus, dass der Mann im Oktober 2006 den Turkish-Airlines-Flug 1476 von Tirana in Albanien nach Istanbul in seine Gewalt gebracht hatte - schließlich landete der Jet in Italien. Nach Erkenntnissen der Bundespolizei saß er dafür bereits drei Jahre in italienischer Haft. Doch Albanien sucht ihn noch per internationalem Haftbefehl. Deshalb sitzt er nun in Auslieferungshaft.

E. zeigte den Beamten im Zug ein Flüchtlingsdokument, das ihm allerdings lediglich gestattete, sich in Italien aufzuhalten. Seine wahre Identität wollte er nicht preisgeben, auch nicht, was er mit seiner Reise bezweckte. Anhand seiner Fingerabdrücke fanden die Bundespolizisten heraus, dass er türkischer Staatsbürger ist und wegen der Flugzeugentführung per Haftbefehl gesucht wird.

Die Flugzeugentführung gehört zu den bizarrsten der vergangenen Jahre. Hakan E. hatte den Moment abgewartet, in dem die Stewardessen den Piloten eine Mahlzeit servieren wollten - und sie von der ansonsten verschlossenen Cockpittür weggestoßen. Er teilte mit, dass er Komplizen an Bord hätte, die das Fugzeug in die Luft sprengen würden. Offenbar wollte er in Rom landen.

Nachdem vier Abfangjäger das mit 113 Menschen besetzte Flugzeug ins italienische Brindisi geleitet hatten, gab E. sich als konvertierter und verfolgter Christ aus. Er wollte mit einem Hilfegesuch an den Papst vor die Öffentlichkeit treten. Später ließ seine Schwester über eine türkische Zeitung wissen, dass ihr Bruder ein frommer Muslim sei. Er hatte sich vom Militärdienst nach Albanien abgesetzt. Von dort aus wurde der Deserteur ohne Polizeibegleitung in seine Heimat abgeschoben. Offenbar wollte er nicht wieder in die Türkei zurück.

Nun prüfen die deutschen Behörden, ob Hakan E. nach Albanien ausgeliefert werden darf. Schließlich ist er wegen der Flugzeugentführung bereits rechtskräftig verurteilt worden. Die türkischen Ermittlungsbehörden haben bislang kein Interesse an ihm gezeigt.