Was steht 2012 in Lüneburg an? Wir geben einen Ausblick auf das neue Jahr. Heute: Die Entwicklung des Hafens am Elbe-Seitenkanal.

Lüneburg. Die Stadt schwenkt um bei ihren Hafenplänen. War vor einem Jahr noch angedacht, eine neue Gesellschaft zu gründen, um die Umschlagzahlen zu erhöhen und den Betrieb auf Vordermann zu bringen, will die Verwaltung jetzt die bestehende Hafen Lüneburg GmbH umstrukturieren und das Kapital aufstocken. 2012 soll auch endlich ein eigener Hafenmanager seine Arbeit beginnen.

Die einstigen Vorschläge der Wirtschaftsberater von "PricewaterhouseCoopers", den Lüneburger Industriehafen am Elbe-Seitenkanal für 60 bis 80 Millionen Euro aufzuhübschen, sind längst aus den Köpfen der Entscheider von Politik und Verwaltung heraus.

Stattdessen hielt sich die Spitze der Stadt bis vor rund einem Jahr noch an die Empfehlung der Süderelbe AG, eine neue Betriebsgesellschaft für den Hafen zu gründen. Im Frühjahr 2010 hatten Vertreter der Süderelbe AG ihr Gutachten vorgestellt, ihre Empfehlung damals lautete: Gründung einer neuen Betriebsgesellschaft und Einstellung eines eigenen Geschäftsführers für den Hafen, der für die "Neue Hafen Lüneburg GmbH" (HLG) auch die Flächenvermietung betreut und den Güterumschlag vorantreibt. Die Umstrukturierung sollte dazu führen, dass der Hafen ohne Zuschüsse von außen betrieben werden kann.

Doch die Stadt hat sich gegen die Gründung einer neuen GmbH entschieden. Stattdessen soll die bestehende umgebaut werden. Betrugen die Zuschüsse in den vergangenen Jahren jeweils rund 25.000 Euro, sind für 2012 rund 200.000 Euro geplant.

So will die Hansestadt im nächsten Jahr 100.000 Euro zahlen. Der Kreistag hat, wie berichtet, kurz vor Weihnachten eine Rückstellung von 825.000 Euro beschlossen, die ebenfalls für die Hafen GmbH gedacht ist: Laut Kreissprecherin Katrin Peters für Zuschüsse von je 100.000 Euro für zwei Jahre und eine Beteiligung in Höhe von 25 Prozent plus einem Anteil.

Damit würde der Landkreis groß in die Gesellschaft einsteigen, deren Hauptanteilseigner derzeit die Hansestadt Lüneburg und die Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) sind. Kurz nach dem Bau des Elbe-Seitenkanals im Jahr 1976 gegründet, verwaltet die GmbH Hafen und Infrastruktur inklusive der Gleise der Industriebahn Lüneburg-Ost mit dem Anschlussgleis der Theodor-Körner-Kaserne.

Das Geschäftsmodell ist 35 Jahre alt. Es stammt noch aus den Gründerzeiten der Hafen GmbH. Geschäftsführer war bislang immer ein von der Stadt im Nebenamt bestellter Mitarbeiter: zunächst der Wirtschaftsförderer Klaus Dützmann, später der Leiter des städtischen Bereits Betriebswirtschaft, Beteiligungen und Controlling: Rainer Müller.

"Das Geschäftsmodell ist überholt", sagte Müller dem Abendblatt. "Die Geschäftsführung muss jemand in Vollzeit übernehmen. Der Hafenmanager soll das Einzugsgebiet erkunden und aktiv in die Vermarktung einsteigen." Grünes Licht dafür hat der letzte Gesellschafter laut Müller am 20. Dezember gegeben, bis spätestens Frühjahr will die GmbH eine entsprechende Ausschreibung in Gang bringen. Mitte des Jahres soll zudem ein neuer Hafenarbeiter seinen Dienst an der Elso-Klöver-Straße beginnen.

Die Süderelbe AG hätte den Hafenmanager lieber schon in diesem Jahr an der Spitze der GmbH gesehen, doch da sich die Stadt im Frühjahr von dem Modell einer neuen GmbH verabschiedet habe, sei die Personalie ins nächste Jahr gerückt, erklärt Müller.

Mit den neuen Angestellten wachsen die Personalkosten der GmbH von 12.000 Euro im Jahr 2011 auf etwas mehr als 184.000 Euro 2012. Inbegriffen ist darin auch der Hafenmeister, der zurzeit noch bei der Unikai beschäftigt ist. Die Hafenbetriebsgesellschaft, der der Kran gehört, wickelt die Umschläge ab und soll 2012 in die Hafen GmbH übergehen.

Die Umschlagsmengen selbst plant die GmbH für 2012 betont vorsichtig. "Wir gehen von konstanten Zahlen aus", sagte Müller. Bei gut 190.000 Tonnen lagen die Zahlen im vergangenen Jahr, 2010 waren es 145.000 Tonnen. Zwar wolle man die Mengen steigern, bei der Wirtschaftsplanung aber von einer "realistischen Planungsgrundlage" ausgehen, so Müller.

Um neue Einnahmen zu generieren - etwa durch Vermietung von Flächen für die Zwischenlagerung von Schüttgütern - will die umstrukturierte, größere Hafen GmbH im kommenden Jahr zwischen 300.000 und 350.000 Euro investieren, nach Angaben von Rainer Müller für die Herrichtung entsprechender im Besitz der Stadt befindlicher Flächen und den Aufbau von Stellwänden. Weitere 40.000 Euro sollen in technisches Gerät fließen.

Läuft das Geschäft 2012 dann wie geplant an, sollen 2013 weitere 765.000 Euro investiert werden für weitere Flächen und Wände sowie einen Fuhrpark aus Lkw, Radlader, Truck und Großstapler für Container.

Ein weiteres Investitionsprojekt der Hafen GmbH will der Landkreis anschieben: die Sanierung des Industriebahnnetzes zwischen Lüneburg und Melbeck/Embsen. Darüber will Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) mit der Gesellschaft verhandeln. Sein Ziel: das Industriegebiet Lüneburg-Süd in Melbeck/Embsen in das Netz der Lüneburger Industriebahn einzubeziehen. Den Sanierungsaufwand beziffert der Kreis mit rund einer Million Euro. Die Stadt steht dem Vorhaben laut Sprecherin Suzanne Moenck positiv gegenüber. Angedacht ist zudem, zukünftig die gesamten Gleisanlagen der Industriebahn in Lüneburg über die Hafen GmbH abzuwickeln.