Stadt will weniger investieren, aber eine neue Betriebsgesellschaft gründen und Geschäftsführer einstellen

Lüneburg. Deutlich abgespeckt hat die Stadt Lüneburg ihre Pläne für den Ausbau des Hafens im gleichnamigen Industriegebiet am Elbe-Seitenkanal. Mit Beginn kommenden Jahres will die Stadt einen Hafenmanager einstellen, anschließende Investitionen sollen sukzessive und abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Hafens fließen.

Als "eine Nummer zu hoch" bezeichnete Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) bei der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am Montagnachmittag die Vorgänger-Studie der Firma PricewaterhouseCoopers (PWC). Sie hatte ein Investitionsvolumen von 60 bis 80 Millionen Euro angepeilt. Die Stadt bat die Süderelbe AG um eine weitere Untersuchung, die liegt nach einem halben Jahr Arbeit jetzt vor.

Die Entwicklung des Gewerbegebiets Bilmer Berg II, bisher stets parallel zum Hafenausbau diskutiert, haben die Berater ausgeklammert. Ihr Ziel: einen "eigenwirtschaftlichen Betrieb des Hafens ohne dauerhafte Zuschüsse" zu ermöglichen, erklärte Jürgen Glaser von der Süderelbe AG. Zurzeit bestehe dort ein "erheblicher Instandhaltungsstau mit erheblichen finanziellen Risiken". Die aktuelle Vertragskonstellation biete "kein funktionsfähiges Geschäftsmodell", eine Investitionsplanung existiere nicht.

Die Süderelbe AG empfiehlt der Stadt daher, eine neue Gesellschaft zu gründen: die Hafen Lüneburg (HLG). Ab dem 1. Januar 2011 soll die HLG den Massengutumschlag betreiben, die Flächenvermietung betreuen, den Stückgut- und Containerumschlag vorantreiben und neue Dienstleistungen rund um das Hafengeschäft entwickeln. Investieren soll die HLG vorerst nur in neue Gabelstapler, Trucks und Trailer.

Läuft die Arbeit der Gesellschaft gut an, könnte sie ab 2013 weiter in den Umbau der östlichen Kaizunge investieren und 2015 zwei Liegeplätze am Elbe-Seitenkanal errichten. Der einst geplante Schlepphafen südlich der Bundesstraße 209 ist gestrichen.

Laut den Berechnungen von Jürgen Sorgenfrei, der mehr als 20 Jahre Erfahrung beim Thema Häfen vorweisen kann, wird die HLG von Beginn an schwarze Zahlen schreiben: mit mehr als 100 000 Euro Gewinn 2011 bis hin zu 300 000 Euro im Jahr 2020. Selbst die Investitionsjahre 2013 und 2015 schließen laut Studie positiv ab.

"Wir können nicht von vornherein große Investments machen und hoffen, dass die Kunden kommen", sagte Sorgenfrei. Aber "eine wirtschaftliche Umsetzung ist möglich". Gerechnet hat der Hafen-Berater mit einem Umschlag von 220 000 Tonnen - zurzeit liegt er bei 150 000.

Ziel der Anstrengungen des neuen Geschäftsführers müsse sein, den Hafen "nicht als Warenschleuse", sondern für Veredelung und Wertschöpfung von Waren zu entwickeln, ergänzte Glaser.

Wenn das nicht gelinge, sagte Eugen Srugis (SPD), könne man das Becken "lieber zuschütten". Reiner Containerumschlag bringe keine Arbeitsplätze. "Wir müssen Dienstleistungen ansiedeln." Srugis sieht zwar auch die Risiken neben den Chancen, aber: "Wir haben gar keine andere Chance, als den Hafen zu entwickeln. Der Standort ist gut. Man sollte mutig sein."

Andreas Meihsies (Grüne) vermisste in den Worten der Wirtschaftsexperten Sicherheit: "Ich sehe viel Hoffnung, viel Prognose, aber wenig Konkretes." Sorgenfrei hielt dagegen: Für die Studie habe man Firmen in der Region Lüneburg zu einem möglichen Engagement im Hafen befragt. "Der Wille ist da."

Nach der Sommerpause will die Verwaltung der Politik konkrete Vorschläge zur Gründung einer neuen Hafengesellschaft vorlegen.