Gold gilt als sichere Anlage in der Krise. Wir haben ausprobiert, wo es das meiste Geld für einen Krügerrand (= eine Feinunze Gold) gibt.

Harburg. "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles." Was schon Goethe ausrief, ist heute wieder höchst aktuell. Angesichts der Eurokrise, Staatspleiten und steigender Schulden vertrauen viele Sparer nicht mehr auf stabile Wechselkurse, sie sehnen sich nach Sicherheit - beste Zeiten für Besitzer von Gold. Das Edelmetall ist so hoch im Kurs wie nie, wer jetzt verkauft, kann stattliche Preise erzielen. Aber wie viel ist eine Feinunze Gold wirklich wert bei Banken, Goldhökern oder Pfandleihern?

Die Lüneburger Sparkasse kauft nur offizielle Goldmünzen wie den Krügerrand an. Der hat offiziell das Gewicht einer Feinunze Gold. Seit zwei Jahren beobachtet Carsten Junge einen steigenden Trend in Lüneburg: "20 bis 30 Kunden kommen etwa in der Woche, um Goldmünzen zu kaufen." Die könne man nicht nur in der Hauptstelle an der Münze, sondern in jeder Filiale erwerben. Kunden, die verkaufen wollten, kämen nur sehr selten.

Mit beschädigten Münzen kommen Kunden zu Brigitte Witthöft vom Juwelier Kampe. "Ältere Leute taten die Münzen oft in Fassungen als Schmuckstück. Dadurch werden sie beschädigt und die Bank nimmt sie nicht mehr", sagt sie. Die meisten Kunden kämen allerdings mit altem Schmuck oder Zahngold. "Fast immer sind auch noch die Zähne dran", sagt Monika Witthöft. Und fast immer sei der Schmuck echt. Der Juwelier bezahlt nur den Materialwert. Durch den hohen Goldpreis könnten die Kunden aber manchen Gewinn machen.

Eine kleine Umfrage unter Lüneburger Passanten bringt unterschiedliche Ergebnisse. Monika Rößner, 53, Hausfrau aus Lüneburg: "Ich habe meine Anlagen gestreut. Ich habe etwas Gold, ein wenig Geld auf dem Sparbuch oder Konto und ein paar Aktien. Mein Gold würde ich trotz des hohen Preises derzeit nicht verkaufen, denn ich halte es für eine längerfristige Anlage."

Anke Iptchiler, Ärztin aus Lüneburg, würde sich Gold als Anlage kaufen. "Der Preis geht zwar seit Jahrhunderten hoch und runter, aber genauso lange ist es auch eine Wertanlage und ein Zahlungsmittel", sagt sie.

Thomas Götze, 30, Krankenpfleger: "Mein Geld liegt bei der Bank. Eher als Gold würde ich mir ein Haus als Anlage kaufen. Generell halte ich von solchen festen Anlagen eigentlich nichts, man muss ja auch leben und sich was von dem Geld gönnen, dass man verdient."

Unsere Redakteurin Lena Thiele hat in Harburg die Probe aufs Exempel gemacht. Ausgerüstet mit einem südafrikanischen Krügerrand, angeblich ein Erbstück aus der Familie, probierte sie aus, wie viel tatsächlich für die Münze herauszuschlagen ist.

Zuerst versucht sie es in einer Filiale der Haspa. Die Mitarbeiterin am Serviceschalter ist sichtlich überrascht, als sie ihr die schimmernde Münze mit dem Konterfei Paul Krugers über den Tisch schiebt. Sie sieht zum ersten Mal einen echten Krügerrand, ahnt jedoch sofort, worum es sich hier handelt. Nach kurzer Rücksprache mit zwei Kolleginnen findet sie im Computer die entsprechende Münze und ihren Wert. "Wir würden Ihnen heute 1100 Euro dafür zahlen." Um das Geschäft perfekt zu machen, stände allerdings noch eine Fahrt in die City an. Denn der Umsatz ist nur in der Haspa-Zentrale in der Hamburger Innenstadt möglich, wo die hilfsbereite Mitarbeiterin telefonisch kurz nachfragt und dann darauf hinweist, dass zum Verkauf einen Ausweis mitzubringen ist.

Nächste Station ist die Commerzbank, nicht weit entfernt von der Hamburger Sparkasse. Der Berater dort ist bereit, den offiziellen Tageskurs für eine Feinunze Gold zu bezahlen: 1086,50 Euro. Ob das, was da vor ihm liegt, tatsächlich eine ganze Unze ist, kann er jedoch nur vermuten.

Die Commerzbank lässt das angenommene Gold in Frankfurt auf Echtheit prüfen. Erst bei einem positiven Ergebnis wird Geld ausgezahlt, dann gelte natürlich der Kurs vom Abgabetag, versichert der smarte Berater. Bei der Hypovereinsbank wiederholt sich das Ritual. Dort würde das Edelmetall allerdings nach München geschickt, um den Wert zu checken. Der ausgezahlte Preis richtet sich nach dem Kurs am Tag des Prüfergebnisses.

Wer übrigens eine Münze bei der Bank kaufen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen, wie die Preistabelle eindeutig ausweist. Ein Krügerrand kostet an diesem Tag bei der Commerzbank 1171,50 Euro. Was hat es mit der Differenz von etwa 85 Euro zum Ankaufspreis auf sich? Das seien Kosten für Lagerung und Transport, erklärt der Mitarbeiter. Auch bei der Haspa liegt der Verkaufspreis 62 Euro über dem Preis, der beim Ankauf für die Münze gezahlt würde.

Der Commerzbankmitarbeiter zeigt noch die Goldpreisentwicklung der vergangenen Jahre, eine goldene Kurve klettert auf der Grafik steil nach oben. Eine Prognose für die weitere Entwicklung mag er nicht abgeben. Nur soviel: "Angst um den Euro schürt den Goldpreis." Er gibt den Tipp, die Münze auch einem Goldhändler anzubieten.

Der betreibt seinen Laden für Goldankauf nur ein paar Schritte entfernt, in einem spartanisch eingerichteten Raum mit zwei Schmuckvitrinen und einer Fensterfront, an der ein paar lose Blätter mit Informationen zum Geschäft kleben. Der Händler wiegt den Krügerrand, 33,93 Gramm bringt die Münze auf die Waage. Für eine genauere Prüfung - ihn interessiert nur das Feingold, nicht die hübsche Münzprägung - würde der Goldhändler, der nur einen schlichten Ehering und eine silberne Uhr trägt, zur Säge greifen.

1020 Euro bietet er spontan für die Münze. Der Händler rät, mit der Münze in eine Bank zu gehen. "Damit sind Sie auf der sicheren Seite. Aber versuchen Sie es bloß nicht übers Internet." Er ist mehr an Schmuck als an Münzen interessiert

Nächster Versuch, das Geschäft wirbt schrill für den Ankauf von Münzen, Schmuck und Zahngold. Der kleine Raum ist so sparsam eingerichtet, wie ein Werbestand im Einkaufszentrum. Zwei Vitrinen, ein Tresen mit einer Waage darauf. Die Mitarbeiterin, die zwischen Tresen und einer hellen Trennwand die Leute auf der Straße beobachtet hat, wiegt die Münze, tippt Zahlen in einen Taschenrechner, schiebt das Gold zurück und sagt: "780,90 Euro." Eindeutig der schlechteste Preis bisher. Auch dort liegt der Schwerpunkt eher beim Ankauf von Schmuckstücken.

Im Pfandhaus wird der Krügerrand genau unter die Lupe genommen. Eine Mitarbeiterin legt ihn erst auf eine Waage, versenkt ihn dann in einem Wasserzylinder, klemmt ihn zwischen ein Messgerät und betrachtet ihn durch eine Lupe. Dann verkündet sie mit ausdruckslosem Gesicht das Ergebnis ihrer Prüfung: "910 Euro." Und auch beim letzten Versuch ist nicht viel mehr zu holen. Der Juwelier begutachtet die Münze nur kurz und druckt anschließend ein schriftliches Angebot aus: 964 Euro für das südafrikanische Goldstück. Fazit: Den besten Preis haben eindeutig die Banken geboten.