Die Schuldenkrise hat Europa fest im Griff. Wichtige Tipps für Investoren

Ist das Geld auf meinem Tagesgeldkonto und meinem Sparbuch noch sicher?

Sollte ein Euro-Mitglied zahlungsunfähig werden, so könnten einige Banken in Turbulenzen geraten. Manche fürchten gar, dass es dann zu ähnlichen Entwicklungen kommen könnte wie nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Allerdings ist die Gefahr für die Einlagen dennoch sehr gering. Zum einen gibt es die gesetzlich verankerte staatliche Einlagensicherung. Dadurch sind bis zu 100 000 Euro garantiert. Für Einlagen, die darüber hinausgehen, gelten zudem die privat organisierten Sicherungssysteme der deutschen Banken. Wer sein Geld bei einer ausländischen Bank angelegt hat, der genießt ebenfalls den gesetzlichen Schutz für bis zu 100 000 Euro, sofern es sich um ein Institut handelt, das in der EU beheimatet ist.

Sollte man jetzt auf dem schnellsten Weg alle seine Aktien verkaufen?

Nein, ganz im Gegenteil. Denn Aktien sind auch Sachwerte. Man beteiligt sich damit am Sachvermögen eines Unternehmens, das über alle Krisen hinweg erhalten bleibt. Zudem sind die Bewertungen der meisten Papiere nach wie vor nicht allzu hoch, vor allem wenn man die teilweise sehr üppigen Dividenden berücksichtigt. Generell sind Aktien daher weiterhin attraktiv, auch wenn es in den kommenden Wochen und Monaten noch zu heftigen Schwankungen kommen dürfte. Zu bevorzugen sind derzeit vor allem deutsche Aktien.

Ist der Kauf einer Immobilie jetzt sinnvoll?

Ein Immobilienerwerb sollte immer gut überlegt sein. Niemals sollte man aus Angst oder Panik kaufen. Standort, Ausstattung, Preis, Zinshöhe, Grunderwerbsteuern und Gebühren sind zu berücksichtigen. Selbst genutztes Wohneigentum ist zwar generell meist empfehlenswert, Voraussetzungen sind aber in jedem Fall ein krisensicherer Job und genügend Eigenkapital.

Was passiert mit deutschen Staatsanleihen und Bundesschatzbriefen?

Die Euro-Krise kennt einen großen Gewinner, und das ist der deutsche Finanzminister. Denn die Zinsen für deutsche Schuldtitel sind so niedrig wie selten zuvor. Das liegt daran, dass viele Investoren Deutschland als sicheren Hafen ansehen und deutsche Staatsanleihen kaufen. Das bedeutet für Sparer einerseits, dass deutsche Staatsanleihen oder Schatzbriefe außer jeder Gefahr eines Zahlungsausfalls sind, sie sind sogar sicherer als US-Titel. Der Preis für diese Sicherheit sind jedoch extrem niedrige Renditen. Mit den Zinspapieren lässt sich selbst bei langen Laufzeiten kaum noch ein Inflationsausgleich erzielen.

Kommt es zu einer Währungsreform und was würde das bedeuten?

Eine Währungsreform ist die Einführung einer neuen Währung, bei der das alte Geld teilweise wertlos wird. Das gab es in Deutschland zweimal im vergangenen Jahrhundert, weshalb die Angst davor hierzulande besonders groß ist. Dabei müssen wir Deutschen heute in dieser Hinsicht allerdings kaum Befürchtungen hegen. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Euro auseinanderbräche und die Deutsche Mark wieder eingeführt würde, entstünden deutschen Sparern dadurch keine Verluste. Denn es würden dann nach dem alten Wechselkurs Euro in Mark zurückgetauscht. Die neue Mark dürfte dann aber sehr rasch aufwerten, sodass der Tausch für Sparer sogar ein Gewinn wäre. Allerdings läge darin mittelfristig das größte Problem, wie es heute schon in der Schweiz zu beobachten ist. Die extreme Aufwertung der Währung führt dazu, dass die Exportwirtschaft stark belastet wird und dies sollte über kurz oder lang das Wachstum abwürgen.

Lohnt es sich nach der Preisrallye, Gold, Silber oder andere Rohstoffe zu kaufen?

Gold an sich ist vollkommen unproduktiv. Man kann damit nichts machen, es wirft keine Zinsen und Dividenden ab. Dennoch steigt sein Preis seit Jahren, weil die Menschen es traditionell als Krisenversicherung betrachten. Es kann daher durchaus sinnvoll sein, einen Teil seines Geldes in Goldmünzen oder kleine Barren zu investieren und diese in einem Safe zu Hause aufzubewahren. Niemand sollte aber sein ganzes Vermögen in das gelbe Metall umschichten. Denn die Regel, sein Vermögen breit zu streuen, gilt auch und gerade in der Krise.

Sollte man aus dem Euro in andere Währungen flüchten?

Beruht die Frage auf der Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro, so lautet die Antwort: nein. Wird dagegen ein Wertverlust des Euro gegenüber anderen Währungen befürchtet, dann "jein". Denn im Vergleich zu Devisen wie Schweizer Franken, norwegischer Krone oder vielen Schwellenländerwährungen hat der Euro zuletzt an Wert verloren, und diese Entwicklung könnte noch weitergehen. Allerdings ist der Devisenmarkt nie eine Einbahnstraße. Irgendwann kommt immer eine Gegenbewegung.