Vorerst kein Antrag des ADAC-Fahrsicherheitszentrums. Kritik an mangelhafter Diskussion

Embsen. Der Geschäftsführer des Fahrsicherheitszentrums Embsen, Bernd Beer, will seine Pläne zunächst nicht weiter verfolgen, einen nichtöffentlichen Sonderlandeplatz für Hubschrauber auf dem Gelände einzurichten. Das sagte Beer der Rundschau. Wie berichtet, war dem Vorhaben heftiger Gegenwind von Bürgern und Politikern entgegengeweht - noch bevor überhaupt ein Antrag vorlag.

Vor gut einer Woche hatten Geschäftsführer Bernd Beer und Vertriebsleiter Thorsten Schreiber ihre Idee bei einem Runden Tisch vorgestellt: Vertretern der Gemeinden Embsen und Melbeck, der Samtgemeinde Ilmenau, der Hansestadt und dem Landkreis Lüneburg, der Unteren Naturschutzbehörde. Dem vorangegangen waren monatelange Vorplanungen, die Erstellung von Lärmgutachten und erste entsprechende Informationen an Gemeindevertreter, sagte Beer der Rundschau: "Die haben grundsätzlich gesagt, sie hätten nichts dagegen und könnten sich das vorstellen."

Mittlerweile sieht die Situation anders aus. "Der Verwaltungsausschuss der Gemeinde Embsen hat eine Änderung des Bebauungsplans abgelehnt", sagte Gemeindedirektor Peter Gentemann. Ein Votum des Rats sei dafür nicht nötig, der Tenor im Verwaltungsausschuss habe laut Gentemann einhellig durch alle Fraktionen gelautet: "Es wäre mit erheblichen Lärmbelästigungen zu rechnen. Und Lärmbelästigungen gibt es schon jetzt."

Dabei starten dort bereits seit zwei Jahren Hubschrauber, und zwar jeweils mit Ausnahmegenehmigungen. Innerhalb dieses Zeitraums hat es nach Angaben des Geschäftsführers zehn bis 15 Veranstaltungen gegeben, bei denen Teilnehmer von Fahrsicherheitstrainings für Werbezwecke selbst den Helikopter steuern dürfen (Drive-and-fly), sowie weitere rund 200 Rundflüge für Teilnehmer von Trainings in den Monaten Januar bis Februar - ebenfalls als Marketing-Maßnahme. "Bis auf einen Anrufer aus Adendorf hat sich über diese Flüge niemand beschwert", sagte Beer der Rundschau.

Die Luftfahrtbehörde habe dem ADAC schließlich vorgeschlagen, die Sondergenehmigungen in eine Dauergenehmigung zu verwandeln. Beer: "Das war für uns nachvollziehbar, wir hätten eine Rechts- und Genehmigungssicherheit gehabt." Angedacht hatten Beer und Schreiber nach ihren Angaben für die Zukunft bis zu zwölf Drive-and-fly-Veranstaltungen, ein bis zwei Schnupperflüge pro Woche und - "im Extremfall", so Beer - drei bis vier Rundflüge pro Tag, bei Großveranstaltungen maximal 15. "Wir hätten eine Verpflichtungserklärung unterschrieben, nicht über bewohnte Gebiete zu fliegen, insbesondere Rettmer, Häcklingen und das Stadtgebiet Lüneburg, und sonntags nicht."

Die öffentliche Reaktion auf die Planungen und die Medienberichterstattung hätten Beer "irritiert", sagte er. "Die Bürgerinitiative wollte nicht einmal mit uns sprechen. Da bekomme ich das Gefühl, man will unsere Informationen gar nicht und stellt uns unter Generalverdacht." Beschwerden über Lärm könne er in einem Jahr "an einer Hand abzählen", sagte Beer. Die meisten anderen Anrufe betreffen die benachbarte Kartbahn, die nicht zum ADAC gehöre. Oder sie drehten sich um angebliche Motorradtrainings an Tagen, an denen gar kein Training stattgefunden hat - dann waren Biker mit offenem Auspuff auf der Ostumgehung unterwegs, vermutet Schreiber.

Mit den Plänen für einen Hubschrauberlandeplatz zu den Akten gelegt sind auch Überlegungen, einen Notarzt-Helikopter in Embsen starten zu lassen. Dementsprechende Gespräche mit dem Klinikum hat es nach Angaben von Beer gegeben.

Jetzt sagte Beer: "Wir warten ab, bis sich eine sachlich fundierte Diskussion entwickeln könnte. Dann diskutieren wir gerne weiter." Gewünscht hätte sich der Geschäftsführer anstelle von Leserbriefen in der Lokalzeitung eine direkte Kommunikation mit den Kritikern: "Wenn jemand uns nicht direkt anspricht und nicht mit uns diskutieren möchte, finde ich das schade."

Zum erwarteten Lärmaufkommen des verstärkten Hubschrauberbetriebs sagte Beer der Rundschau: "Das würde am Gesamtlärmaufkommen nichts ändern." Der ADAC betreibe eine permanente Lärmmessanlage, und ein Gutachten des TÜV habe bescheinigt, dass die Anlage mit zehn bis 15 Prozent unter den genehmigten Maximalwerten bleibe - "und zwar bei Vollauslastung", so Beer. Kumuliert auf einen Tag hätten ihm zufolge fünf Rundflüge "keine signifikante Änderung" zur Folge, denn pro Flug kommen laut Beer nur rund sechs Minuten Lärm auf die Nachbarschaft sowie Rettmer und Häcklingen zu - und mehr Starts und Landungen seien gar nicht geplant gewesen.