Mehr Interessenten als Grundstücke in Lüneburg. Neue Flächen An der Wittenberger Bahn für 2013 in Aussicht

Lüneburg. Die Hansestadt Lüneburg wächst im Osten weiter. Das zurzeit noch eher stiefmütterlich im Bewusstsein der meisten Lüneburger bedachte Gebiet jenseits der Bahnschienen wird neue Lebensadern bekommen: nicht an den Außenrändern, sondern innerhalb der vorhandenen Struktur. Nach Speicherquartier mit möglicher Kulturbäckerei und Hanseviertel ist das nächste Neubaugebiet für 2013 in der Brache An der Wittenberger Bahn geplant - und die Nachfrage übertrifft schon jetzt alle Erwartungen.

Und das trotz der jüngst erschlossenen Gebiete einen Steinwurf weiter nordöstlich der neuen Fläche: Hanseviertel und Speicherquartier. Die Brache zwischen Schützenplatz und Moorfeld nahe dem Meisterweg, lange ödes Land fernab des Bewusstseins, wird in einigen Jahren mit menschlichem Leben gefüllt sein.

Durch das Hanseviertel läuft mittlerweile die Hansestraße, die Flächen für die ersten 40 Wohneinheiten sind bereits komplett verkauft, die ersten Häuser sind im Werden. Auch der zweite Bauabschnitt mit 50 Eigentumswohnungen und Baustart noch in diesem Jahr ist laut Uwe Prigge von der Entwicklungsgesellschaft idb "so gut wie vergeben". Für die nächsten 40 Grundstücke bei den ehemaligen Sportplätzen im südlichen Bereich des Geländes, die noch in diesem Jahr erschlossen werden sollen, gibt es laut Prigge eine Interessentenliste von mehr als 300.

Gerade hat die Stadt die Dorette-von-Stern-Straße zwischen den alten Speichern der Standortverwaltung und den Neubauten des Architekten Armando Esfandiary mit Bäumen bepflanzt, eine Parkzeile vor dem sanierten Speicher mit Café aus den alten Pflastersteinen legen lassen. Und die Neubauten für den Orthopädietechnik-Hersteller Fior & Gentz sowie das nächste Wohnhaus sind im Gange.

Auch das Gebiet Rosenkamp in Oedeme ist nahezu ausverkauft: Vom ersten Bauabschnitt mit 205 Grundstücken sind zurzeit nur noch elf frei - trotz der Beschränkung auf eingeschossige Bauweise. Im Frühjahr 2012 sollen die 57 Grundstücke des zweiten Bauabschnitts mit veränderten Bauvorgaben verkauft werden.

Prigge sagte der Rundschau: "Für die Grundstücke haben wir mehr als 100 Bewerber. Lüneburg boomt wie verrückt - bei privaten Bauherren wie auch Kapitalanlegern. 2010 hat die idb so viele Grundstücke verkauft wie noch nie." Laut einer von der idb mit in Auftrag gegebenen Studie werden bis zum Jahr 2025 rund 2400 zusätzliche Wohnungen in Lüneburg gebraucht, sagte Prigge der Rundschau. "Der Bedarf ist riesig. Die Leute zieht es wieder in die Stadt."

Das Angebot der freien Bauflächen erweitern soll im Jahr 2013 das schmale Grundstück zwischen Ilmenau und Bahngleisen, zurzeit Brachland. Im Gespräch ist das bereits seit 2004. Damals fassten Bau- und Verwaltungsausschuss den Beschluss, einen Bebauungsplan für die Fläche aufzustellen. "Einen Schub hat die Entwicklung mit der EFRE-Förderung der Europäischen Union bekommen", sagte Stadtbaurätin Heike Gundermann bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Die Entwicklung eines solchen Gebiets nahe Bahnstrecken sei immer ausgesprochen schwierig. "Aber es ist das, was wir alle stadtentwicklungspolitisch wollen: Innen- vor Außenentwicklung."

Und das Interesse ist ganz offensichtlich trotz aller Widrigkeiten und Lärmschutzprobleme da. "Wir haben schon heute täglich Anrufe von Investoren, die ähnliche Projekte in Hamburg und Berlin realisiert haben", sagte Silke Freitag von der Firma Aurelis Real Estate Management, die in ganz Deutschland ehemalige Bahnflächen entwickelt und umnutzt. "Aber auch Privatleute rufen an. Das Interesse ist sehr groß, wir sind selbst erstaunt, wie hoch die Nachfrage ist. Wir gehen von einem relativ schnellen Abverkauf aus, da wir das Gebiet sukzessive in Feldern entwickeln werden."

Geplant sind unter anderem Reihen- und Doppelhäuser auf insgesamt fast vier Hektar, aber auch Flächen für Dienstleistungen und Gewerbe. Eine neue Brücke nördlich der Konrad-Adenauer-Straße im südlichen Drittel des Gebiets soll die Flächen erschließen, das Ilmenauwehr als Fußgängerquerung ertüchtigt werden. Die Brücke, von Stadtbaurätin Gundermann auf 1,3 bis 1,5 Millionen Euro taxiert, soll mit bis zu 75 Prozent aus dem EFRE-Top finanziert werden.

Der Haken ist der Zeitdruck. Will die Stadt die Fördermittel der EU einstreichen, müssen Erschließung und Brückenbau bis 2013 fertiggestellt und abgerechnet sein. Die Mitglieder des Bauausschusses gaben einstimmig ohne Enthaltung grünes Licht für die Auslegung der Unterlagen.