Immobilien verkaufen sich in der Region derzeit nur schleppend

Scharnebeck. Vorbei ist der Bauboom in der Samtgemeinde Scharnebeck. 1999 ist die Scharnebecker Erschließungs- und Baugesellschaft (SEB) - eine hundertprozentige Tochter der Samtgemeinde - angetreten, um Neubürger zu werben.

Boomte das Geschäft über Jahre, so preist derzeit SEB-Geschäftsführer Horst-Günter Adam die Grundstücke in den Baugebieten der Kommunen wie Sauerbier an. "Auch wir haben die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen", sagt Geschäftsführer Adam. Augenfällig ist dies vor allem im Scharnebecker Baubebauungsgebiet "Lüneburger Straße". Verloren stehen die wenigen Häuser auf dem 2008 eröffneten Areal. 68 Grundstücke waren zum Verkauf angeboten worden. "15 Bauplätze sind veräußert, über den Verkauf weiterer acht laufen Verhandlungen", sagt Adam.

Die Prognosen des Immobilien-Kaufmanns sind optimistisch. Bis zum Jahresende sollen 30 Liegenschaften den Besitzer gewechselt haben. Im seit 2005 erschlossenen Baugebiet Dahlwegsberg im südlichen Boltersen - einem Teil der Gemeinde Rullstorf - wurden von 30 Grundstücken bisher elf verkauft. Beinah vollständig besiedelt ist dagegen das Hittbergener Baugebiet "Im Kamp".

Schleppend verläuft der Verkauf in Artlenburg und Lüdersburg. "Hier ist nicht der Nabel der Welt", lautet Adams Begründung. Eine Ausnahme bildet das noch junge Bebauungsgebiet "Am Kronsberg". Auf dem Areal nahe der Ortsgrenze zu Scharnebeck sind acht der zwölf Bauplätze belegt.

Die Gemeinde indes reagiert auf die Flaute und hat für das Baugebiet entlang der Lüneburger Straße ein Änderungsverfahren auf den Weg gebracht. "Es melden sich viele Interessenten mit Vorstellungen, die sie hier nicht realisieren können. Deshalb sollen die Vorgaben gelockert werden, so dass bei uns jeder sein Traumhaus bauen kann", sagt Hans-Georg Führinger, Bürgermeister der Gemeinde Scharnebeck. Viele Jahre profitierte die Kommune von der Flucht der Städter auf das Land. "Seit 1990 wuchs die Bevölkerung in der Samtgemeinde von 10 000 auf 15 000 Einwohner", erklärt Lars Gerstenkorn, Aufsichtsratsvorsitzender der SEB und Bürgermeister der Gemeinde Echem. Mit einer weiteren rasanten Entwicklung dieser Art sei nicht mehr zu rechnen. "Im Gegenteil, das Regionale Raumordnungsprogramm des Landkreises sieht eine Reduzierung des Flächenverbrauchs vor und forciert durch Lückenbebauung die Verdichtung innerhalb der Dörfer."

Das Programm ist auch eine Antwort auf die demografische Entwicklung, die zukünftig mehr denn je den Kommunen Sorgen bereiten wird. Bereiche wie den Landkreis Lüneburg definiert die Bertelsmann Stiftung in der Studie "Wegweiser Kommunen" als ländlichen Raum mit geringer Dynamik. Das mag weniger auf den Ort Scharnebeck zutreffen, doch umso mehr auf die Mitgliedsgemeinden. "Der Anteil der 80-Jährigen wird sich bis 2020 nahezu verdoppeln und dann neun Prozent der Gesamtbevölkerung in der Kommune betragen. Ein Drittel aller Einwohner ist 2020 älter als 60 Jahre, nur 15 Prozent sind jünger als 18 Jahre, heißt es in der Studie.

Dennoch brütet die Gemeinde Scharnebeck über einem weiteren Baugebiet im Dr.-Karl-Heinrich-Weg. "Mein Bestreben ist es nach wie vor, im ersten dem Ort zugewandten Teil des Baugebiets die Errichtung von 50 Häusern zu ermöglichen", sagt Bürgermeister Führinger. 12 000 Euro haben die Planung bereits verschlungen. Von weiteren Mitteleinstellungen in den Haushalt hat die Gemeinde Abstand genommen. Grund ist, der für das Gebiet "Lüneburger Straße" weit hinter den Prognosen zurück gebliebene Verkauf von Bauplätzen im vergangenen Jahr.

Hat die Flucht der Städter aufs Land einst den Bauboom begründet, ist nunmehr mit einer Flucht zurück in die Stadt zu rechnen. Es sei denn, den Kommunen gelingt es, beispielsweise mit einer kreativen und zukunftorientierten Seniorenpolitik, die Potenziale des Alters als besondere Chance zu nutzen.