Ehrenamtliche Energiesparhelfer helfen einkommensschwachen Familien kostenlos, ihre Stromkosten zu senken

Lüneburg. Steigende Preise für Strom und Heizung treffen diejenigen besonders hart, die mit wenig auskommen müssen. "Gerade mal fünfzehn Euro sind im aktuellen Hartz-IV-Regelsatz für Alleinstehende, pro Monat für Stromkosten vorgesehen", sagt Maren Bielfeld vom Serviceteam Stromsparen. Ihre Erfahrung zeigt, nur Einzelne kommen mit diesem Kostenrahmen aus. Dazu fehlen in einkommensschwachen Haushalten oft die Mittel, um neue, stromsparendere Geräte zu kaufen. Speziell für diese Zielgruppe gibt es im Landkreis Lüneburg die Stromsparhelfer.

Derzeit geben vier ehrenamtliche Mitarbeiter Tipps, wie man Energiekosten reduzieren kann. Auf Wunsch überprüfen sie die Stromrechnungen, um eventuelle Ungereimtheiten aufzudecken und suchen in der Wohnung, ausgerüstet mit modernen Messgeräten, nach Einsparmöglichkeiten. "Bei einem ersten Hausbesuch sehen wir uns an, welche und wie viele Geräte in Betrieb sind", beschreibt Stromsparhelfer Wilhelm Meyer.

Die größten Sünden beim Energieverbrauch zählt Irene Weinert vom Serviceteam Stromsparen rasch auf: angekippte Fenster während die Heizung läuft, alte Radiatoren und Gefriertruhen, Nachtspeicherheizungen und Durchlauferhitzer. Aber auch moderne Plasmabildschirme sind im Vergleich zu herkömmlichen Röhrenfernsehern wahre Stromfresser, weiß der ausgebildete Industrieelektroniker Wilhelm Meyer. "Viele staunen, wenn wir ihnen bei einem zweiten Besuch die Auswertung vorstellen", sagt er.

Manchmal helfen einfache Maßnahmen, wie das Einbauen von abschaltbaren Steckerleisten, Energiesparlampen oder Zeitschaltuhren. Zuweilen führt das Ergebnis der Beratung aber auch dazu, dass unrentable Geräte komplett vom Netz genommen werden. "In einer Familie wurde ein Wasserbett aussortiert, weil wir vorrechnen konnten, dass allein für das Heizen des Wassers 280 Euro im Jahr fällig werden", erzählt Ingrid Weinert.

Wichtig sei, den Menschen direkt zu helfen. Deshalb bauen die Stromsparhelfer Hartz-IV-Empfängern bei Bedarf kostenlos unter anderem wassersparende Duschköpfe oder Wasserstoppgewichte in der Toilettenspülung ein, stellen Steckerleisten und Energiesparlampen zur Verfügung. Stellen die Stromsparhelfer fest, dass die Fenster in der Wohnung undicht sind oder andere bauliche Mängel wie Schimmelpilzbefall vorliegen, erhalten die Mieter Beratungsscheine für die Verbraucherzentrale.

Entstanden ist das Projekt in Lüneburg, nachdem das Bundesumweltministerium Fördergelder für eine Energiesparinitiative in Privathaushalten ausgab. In Lüneburg wurden Langzeitarbeitslose über ein Jahr zu Stromsparhelfern ausgebildet. Knapp 50 Haushalte haben die Experten bislang beraten. Und gerade hat der Landkreis Lüneburg dem Projekt, das von der Neuen Arbeit Lüneburg-Uelzen getragen und von der Caritas unterstützt wird, die Finanzierung in Höhe bis zu 10 000 Euro bis Ende 2011 zugesichert.

Auch die Kommune hat ein Interesse am Stromsparen, schließlich kommen ihr weniger Ausgaben für die Unterbringungskosten zugute. Stärker unterstützt werden die Energiesparhelfer künftig von der Klimaleitstelle für Stadt und Landkreis Lüneburg. "Wir haben den Auftrag, das Projekt zu begleiten und unter anderem bei der Öffentlichkeitsarbeit zu helfen", sagt Stefanie Slowek-Klaus von der Klimaschutzleitstelle. Sie möchte gezielt auf Bürgerversammlungen und Informationsveranstaltungen auf das Angebot hinweisen.

Auch in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen gebe es diskussionswürdige Ansätze, um die Energiekosten zu senken. Wenn es beispielsweise die rechtlichen Voraussetzungen zuließen, könne das Jobcenter auf eine Unterbringung der Hartz-IV-Empfänger in Wohnungen, die mit einem Energiesparpass ausgerüstet sind, drängen. Darüber hinaus hat der Landkreis Harburg Interesse an dem Projekt.

Das Serviceteam Energiesparen ist montags bis freitags zwischen 9 und 13 Uhr unter der Telefonnummer: 04131/757 57 80 oder per E-Mail stromsparen@neue-arbeit-lueneburg.de zu erreichen.