Serie zur Energiewende, Teil 5: Blockheizkraftwerke sparen 20 000 Tonnen CO2

Lüneburg. "Eine 70 000-Einwohner-Stadt wie Lüneburg könnte man durch etwa fünf Blockheizkraftwerke mit Wärme versorgen", sagt Professor Wolfgang Ruck. Er ist der Dekan des Fachbereichs für Nachhaltigkeit an der Leuphana Universität Lüneburg. Auch die Universität hat ein solches Kraftwerk. Ein Blockheizkraftwerk ist relativ unscheinbar. "Es sieht aus wie eine Garage, hat aber die Größe von zehn Garagen und einen etwa 25 Meter hohen Kamin", sagt Wolfgang Ruck.

In der riesigen "Garage" ist ein Verbrennungsmotor. Der wird meistens mit Erdgas, Bioerdgas oder Heizöl betrieben. Beim Verbrennen dieser Stoffe entsteht Wärme. Über einen Wärmetauscher kann sie aus dem Kühlwasser, dem Schmieröl und den Abgasen geholt werden. Gleichzeitig treibt der Motor einen Generator an, der Strom erzeugt. "Ein Blockheizkraftwerk hat einen viel höheren Wirkungsgrad als beispielsweise ein Kohlekraftwerk", sagt Ruck. Das würde aus dem verbrannten Material nur 30 Prozent Strom gewinnen, die restlichen 70 Prozent gelangten als Abwärme in die Luft. Dagegen kann das Blockheizkraftwerk noch 50 Prozent der Wärme als Fernwärme an Heizungen weitergeben, der Strom wird ins Netz gespeist.

"Blockheizkraftwerke sind nur wirtschaftlich, wenn sie die Wärmegrundlast abdecken", sagt Joachim Dude, Geschäftsführer der E.On-Avacon Wärme GmbH. An besonders kalten Tagen, würden zusätzlich konventionelle Kesselanlagen eingesetzt, um genug Wärme zu erzeugen. In Lüneburg betreibt die Tochtergesellschaft der E.On-Avacon drei große Blockheizkraftwerke: Vom Gelände des Unternehmens wird der Innenstadtbereich mit Wärme versorgt, das Kraftwerk auf dem Uni-Campus versorgt die Universität und die anliegenden Wohnblocks und auch im Stadtteil Klattenmoor wird Erdgas zur Energiegewinnung genutzt. Es gibt noch zwei weitere große Kraftwerke: Eins betreibt die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft im Mittelfeld und ein weiteres Kraftwerk steht auf dem Gelände der Psychiatrischen Klinik. Um allerdings die ganze Stadt mit Fernwärme beheizen zu können, müssten, laut Joachim Dude, etwa 200 Kilometer armdicke Rohre verlegt werden.

"Blockheizkraftwerke machen immer dort Sinn, wo ein gleichmäßiger und ganzjähriger Wärmebedarf ist", sagt Joachim Dude. Darum seien die Anlagen auch für Schwimmbäder oder Altenheime eine Alternative. Bei Großprojekten, wie dem Hanseviertel, wo zurzeit Wohnungen für 1500 Menschen geschaffen werden, bezieht die Stadt Alternativen zu herkömmlichen Heizungen ein. Zusammen mit den Häusern entsteht hier auch ein neues Blockheizkraftwerk. Allerdings hat die Wärmegewinnung mit Blockheizkraftwerken auch einen Haken. "Die Wärme kann nur in einem Umkreis von zehn Kilometern geliefert werden", sagt Wolfgang Ruck.

Diese Form der Energiegewinnung hat in Lüneburg eine lange Tradition. "In der Salinezeit wurden Dampfturbinen zur Stromgewinnung genutzt", sagt Dude. Dampfturbinen von 1929 hätten jahrzehntelang ihren Strom ins Netz gespeist.

Inzwischen hat Lüneburg mit dem Blockheizkraftwerk Mitte den größten Bioerdgasmotor Deutschlands. Allein durch ihn können jährlich fast 7000 Tonnen CO2 gespart werden. "Die konventionellen Kraftwerke erzeugen Strom und pusten die Abwärme in die Luft. Zum Heizen verbrennen wir dann wieder fossile Brennstoffe und erzeugen CO2. Dieser Schritt entfällt", sagt Wolfgang Ruck. Insgesamt können durch die Lüneburger Blockheizkraftwerke mehr als 20 000 Tonnen CO2 im Jahr gespart werden. Für diesen Ausstoß müsste ein Mittelklassewagen 816 Mal um die Erde fahren.

Kleinere Blockheizkraftwerke rentieren sich auch für Privatleute. "Ich würde jedem, der ein Haus ab sechs Parteien hat, zu einem Blockheizkraftwerk raten", sagt Wolfgang Ruck. Autobauer bieten dazu auf Biogas umgerüstete Motoren an, die eine geringere Leitung haben und weniger Platz wegnehmen als die großen Blockheizkraftwerke. 25 Mini-Blockheizkraftwerke werden bereits in Lüneburg betrieben.

Auch der Volkswagen-Konzern hat zusammen mit Stromanbieter Lichtblick ein solches Projekt bereits 2009 gestartet. Ihre "Zuhausekraftwerke" sollen sogar einen Wirkungsgrad von 94 Prozent haben, da Strom und Wärme nicht auf dem Weg verpuffen können. Wer ein solches "Zuhausekraftwerk" will, muss mindestens 40 000 Kilowattstunden Gas im Jahr verbrauchen, nach oben gibt es keine Grenze. 5000 Euro kostet die Anschaffung, Einbau und Ausbau der alten Anlage inbegriffen. "Das ist so günstig, weil wir sozusagen den Keller des Nutzers mieten und ihm den überflüssigen Strom abkaufen", sagt Unternehmenssprecher Ralph Kampwirth. Dazu sind die Stromversorger sogar gesetzlich verpflichtet.

Teil 6 unserer Serie beschäftigt sich am Dienstag mit Solarenergie