Arbeitsgruppe hat ein Finanz- und Betreiberkonstrukt entwickelt. Vier Millionen Euro Sanierungskosten werden erwartet

Lüneburg. Die Pläne für ein Kulturzentrum im Osten der Stadt nehmen Gestalt an. Ein Gerüst für Finanzierung und Betrieb steht jetzt: Die Lüwobau soll das alte Bäckereigebäude nahe der Rabensteinstraße kaufen, die Campus Management GmbH soll die künftige "Kulturbäckerei" betreiben. Die Stadt gibt jetzt ein Sanierungsgutachten in Auftrag, damit klar ist, wie viele Millionen Euro nötig sind, um die neue Nutzung des rund 80 Jahre alten Hauses möglich zu machen.

Die grob kalkulierten Kosten übersteigen derweil die bislang kommunizierte Summe um ein Vielfaches. Hatte Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) bei der Ratssitzung Anfang Februar dieses Jahres noch von Kosten in Höhe von einer Million Euro als "unterste Grenze" gesprochen, rechnet er jetzt mit einem Sanierungsaufwand von vier bis 4,5 Millionen Euro.

Auf Nachfrage der Rundschau präzisiert die Stadtverwaltung: Gemeint gewesen sei bei der Ratssitzung in erster Linie der Anteil, den die Stadt beisteuern wird. Allerdings habe sich im Laufe der Zeit durch weitere Untersuchungen im Haus sowie konkretere Nutzungsvorstellungen sehr wohl herausgestellt, dass die Kosten weit höher liegen werden als anfangs gedacht. Im zunächst angedachten Kostenrahmen könne man heute nicht mehr denken.

Die Stadt will jetzt eine sogenannte Sanierungsvoruntersuchung in Auftrag geben, um eine exakte Kostenschätzung aufstellen zu können. Die könne theoretisch auch wieder geringer ausfallen als die jetzt geschätzten vier bis 4,5 Millionen.

Anschließend könnte es folgendermaßen weitergehen, skizziert Mädge: Die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft (Lüwobau), zu 100 Prozent Tochter der Stadt, kauft der Stadt das Gebäude für einen symbolischen Euro ab. Die Lüwobau beantragt dann Mittel aus der Städtebauförderung, saniert das Haus und vermietet es anschließend an die Sparkassenstiftung zur Förderung der Kunst. Als Betreiber steigt schließlich die Campus Management GmbH ein, die bislang die Vamos-Veranstaltungshalle, die neu gestaltete Ritterakademie und Cafés auf dem Campus sowie am Sportpark Kreideberg unterhält.

1600 Meter und 20 Minuten spuckt der Routenplaner für den Fußweg vom Marktplatz zur Bäckerei aus. Sie liegt an der neuen Dorette-von-Stern-Straße, die durch das Sanierungsgebiet Speicherviertel führt. Dort standen ehemals die Gebäude der Standortverwaltung, zurzeit entstehen Neubauten und alte Speicher werden saniert. Das Grundstück liegt nördlich der Rabensteinstraße, nur wenige hundert Meter vom Anfang der Bleckeder Landstraße entfernt.

400 000 Euro stehen bereits im Haushalt. Rund 3,5 Millionen Euro sollen über Städtebaufördermittel und Abschreibungen in die Kasse kommen. Denn weil die Bäckerei in einem Sanierungsgebiet liegt, kann die Lüwobau laut dem Verwaltungschef Sonderabschreibungen für Denkmale in Anspruch nehmen, die die Investitionen günstiger machen.

Zwei bis drei Jahre werde man brauchen für Diskussion, Finanzierung und Umsetzung, schätzt Mädge. "Es ist ein schwieriger Weg, aber wir werden ihn wahrscheinlich schaffen können."

Baulich sei das Haus aus der Mitte der 1930er-Jahre in einem "einigermaßen guten Zustand", sagt Mädge bei der Besichtigung des Gebäudes mit den Vertretern des Kulturausschusses. Das Dach sei dicht, der Keller trocken: "Da verkommt nichts."

Problematisch ist laut dem Verwaltungschef der Lärmschutz. Eine einzelne Schallschutzkabine für die geplanten Probenräume von Musikbands kostet nach seinen Worten 30 000 Euro, drei bis fünf solcher Übungsräume sind geplant. Aber auch die klappenden Autotüren auf dem anzulegenden Parkplatz werden die Nachtruhe der Anwohner stören, befürchtet er.

Eine Planungsgruppe soll jetzt das Konzept weiterentwickeln. Mit dabei sind jeweils ein Vertreter aller Fraktionen im Rat, Carsten Junge von der Sparkassenstiftung, Klaus Hoppe von Campus, Heiderose Schäfke von Lüwobau, Bernd Loehn vom Jugendmusikprojekt "1000 Steine" sowie Vertreter der Amateurtheatergruppen, des Bundes bildender Künstler, von Profimusik und dem Sanierungsträger Baubecon. Ein erstes Treffen ist für Anfang Juli geplant. Entschieden wird in der Gruppe jedoch nichts, die Mitglieder geben lediglich Empfehlungen an den Kulturausschuss. Grünes Licht für den Hausverkauf und damit den Projektstart muss am Ende der Rat geben.