Der lange kalte Winter im vergangenen Jahr und höhere Ölpreise schlagen jetzt zu Buche. Für warme Räume muss künftig mehr bezahlt werden.

Lüneburg. Die gute Nachricht vorneweg: Dieser Winter wird - zumindest was die Heizkosten und damit etwaige Nachzahlungen angeht - weniger hart als der vergangene. Nichtsdestotrotz war der Energieverbrauch in den vergangenen Monaten hoch, und das wird sich selbstverständlich auch in den Abrechnungen bemerkbar machen. Die Versorger reagieren mit angepassten Abschlagszahlungen und mahnen zu "verantwortungsvollem Heizverhalten".

So sagt beispielsweise Carolin Westermann, Pressesprecherin der E.ON Avacon Vertriebs GmbH. Ihrer Meinung nach liege es in der Hand der Verbraucher selbst, wie die Strom- oder Gasheizungsrechnung ausfallen. Man müsse ja nicht unbedingt bei 24 Grad im Wohnzimmer sitzen, so eine Service-Mitarbeiterin. Und Westermann fügt hinzu: "Wenn es draußen kalt ist, passt sich der Körper im Temperaturempfinden an."

Was die Nachzahlungen im vergangenen Jahr angeht, schweigt sie sich aus. Das könne man leider nicht so pauschal beziffern, da die Abrechnungen "rollierend", also über das ganze Jahr verteilt, erstellt würden. "Und wenn man im August abgerechnet wird, fällt ein kalter Winter nicht so ins Gewicht, als wenn das im Februar stattfindet." Konkrete Zahlen liefert dagegen ihr Kollege Joachim Dude, Sprecher für den Bereich Fernwärme. Die Rechnungen seien im Winter 2009/2010 um zehn bis 15 Prozent höher ausgefallen als in den Vorjahren. Da die Abschlagszahlungen aber in diesem Jahr dementsprechend höher angesetzt worden seien, rechne man in diesem Jahr nicht mit großen Nachforderungen.

Auch Ralph Kampwirth, Sprecher bei Lichtblick, sieht den Abrechnungen in diesem Jahr relativ optimistisch entgegen. Der Verbrauch an Gas habe in den Monaten Dezember bis Februar etwa fünf Prozent unter den Vorjahreswerten gelegen, und da die Abschläge auch bei Lichtblick den hohen Heizkosten aus 2009/2010 angepasst worden seien, würden es in diesem Jahr wohl eher positive Überraschungen geben.

Einen weiteren Aspekt liefert Fred Freyermuth, der Werksleiter der Stadtwerke Barmstedt. Knapp 2000 Gaskunden würden von ihnen beliefert, sagt er, und die könnten sich zum Großteil in diesem Jahr auf eine moderate Rechnung freuen. Denn der Vorjahreswinter sei nicht nur extrem kalt und gefühlt lang gewesen, es seien auch enorme Preissteigerungen über das ganze Jahr hinzugekommen - ein "doppelter Effekt", der die Rechnungen in die Höhe getrieben hätte. Nun habe sich der Gaspreis aber vom Ölpreis gelöst; Freyermuth rechnet deshalb damit, "dass der Gaspreis lange Zeit unter dem Ölpreis bleiben wird". "Dramatisch" sei die Situation bei ihnen aber auch in der vergangenen Saison nicht gewesen, da die Stadtwerke Barmstedt eine Festpreisgarantie gegeben hätten - "deswegen fiel nur die Mengen-, nicht aber die Preissteigerung ins Gewicht".

Auch Stromkunden könnten sich entspannen, so Freyermuth weiter: Während andere Anbieter den Strompreis zum Jahreswechsel aufgrund der neuen Umlage im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) angehoben hätten, hätten die Stadtwerke Barmstedt nicht nur auf eine Preiserhöhung verzichtet, sondern komplett auf Strom aus Wasserkraft umgestellt - "wir liefern also absolut CO2-neutralen Strom, und das ohne Mehrkosten für den Verbraucher".

Ganz so rosig, wie die Energieversorger die Situation darstellen möchten, sieht sie für viele Haushalte aber nicht aus. Gerade Geringverdiener haben Mühe, die wachsenden Energiekosten zu stemmen. Zwar übernimmt in Lüneburg die ARGE sämtliche Heizkosten von Hartz IV-Empfängern, also auch die Nachzahlungen - "es sei denn, es liegt unwirtschaftliches Verhalten vor", erklärt ARGE-Sprecherin Sandra Schröder. Reiche ein Kunde einen Antrag auf Übernahme von Nachzahlungen ein, würde die Stromrechnung auf Plausibilität überprüft; eventuell würde ein Mitarbeiter losgeschickt, der sich die Wohnung und Heizanlage ansieht. Normalerweise gebe es keine Probleme, sagt Sandra Schröder. Hilfeschreie in Internetforen sprechen da allerdings eine andere Sprache.

Auch Marion Schulz von der Verbraucherzentrale Lüneburg spricht von "zahlreichen Anfragen und massiven Nachzahlungen" im vergangenen Winter, vor allem aus Kaltenmoor. Viel tun könne man allerdings nicht, es sei denn, es liegen gravierende Mängel an der Heizanlage oder auch eine falsche Abrechnung vor, "und das kommt durchaus vor". Grundsätzlich aber gelte: gesehen und genommen. Ist die Wohnung also schlecht gedämmt, hilft nur der Auszug.

Etwas Entspannung bringe in den kommenden Jahren die Energiesparverordnung, die beispielsweise vorschreibt, dass bis Ende 2011 jeder Dachboden gedämmt und Rohrleitungen isoliert werden müssten. Schulz rät: "Bevor man einzieht, sollte man sich unbedingt den Energieausweis geben lassen." Unangenehme Überraschungen in Sachen Heizkostenrechnung ließen sich so meist vermeiden.

Eine gute Nachricht zum Schluss: Der Deutsche Wetterdienst meldet, dass "bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Mittel deutlich weniger Heizenergie benötigt werden würde als am Ende des 20. Jahrhunderts."