Es geht vor allem darum, die Energiebilanz der historischen Häuser zu verbessern. Sanierung von Fenstern und Fassaden steht im Vordergrund

Lüneburg. Für Denkmalpfleger ist es eine Perle: Das Giebelhaus in der Lünertorstraße Nummer 3 offenbarte bei seiner Restaurierung viele Schätze. Eine Wandbespannung aus bemaltem Leinen, Blumenmuster und Ranken an den Wänden, Bibelsprüche und verschüttete Fensterbögen - das alles holten Restauratoren und Baufachleute unter Schichten von Putz und Mörtel hervor.

Jetzt ist das Haus ein Hotel - das hübsche kleine Ding mit Energiesparmaßnahmen auf einen modernen Standard zu bringen, war allerdings nicht so leicht. "Bei einem denkmalgeschützten Altbau kann man eigentlich nur an wenigen Stellen etwas tun", sagt Hiltrud Lotze, Geschäftsführerin des Hotels "einzigartig" in der Lünertorstraße. Sie hat die gesamte Phase der Haussanierung begleitet. "Keller und Dach dämmen, moderne Fenster einbauen, das geht - aber die Fassade ist meist tabu. Altbauten kann man nicht einfach so einpacken wie neuere Bausubstanz", sagt sie.

Fördermittel für Eigentümer denkmalgeschützter Häuser bereitstellen will jetzt die Stadt Lüneburg. Die ersten Weichen im Haushalt sind gestellt. "Die neue Förderung ist gewissermaßen eine Fortsetzung der früheren Stadtbildpflegemittel, aus denen Eigentümer vor allem bei der Sanierung von Fenstern und Fassaden gefördert wurden. Ein Budget von 50 000 Euro jährlich soll zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt liegt auf energetischer Sanierung - unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes", sagt Stadtpressesprecherin Suzanne Moenck. "Die Förderung soll eine zusätzliche Chance sein, um sowohl Lüneburgs unschätzbaren Wert als Gesamtbaudenkmal zu erhalten, als auch den Ansprüchen als Klimaschutzstadt gerecht zu werden. Die Details für die Förderung werden im neuen Jahr erarbeitet. Außerdem muss der Haushalt genehmigt sein, bevor das Programm greifen kann", sagt sie.

Häufig sind historische Baumaterialien empfindlich, und auch das Erscheinungsbild manches historischen Denkmals würde leiden, wenn falsch gedämmt und modernisiert wird. "Mit einer falschen Dämmung können Sie ein historisches Gebäude schnell zugrunde richten. Vor jeder energetischen Sanierung muss eine genaue Prüfung des vorhandenen Bestandes erfolgen", sagt Stefan Haar, Architekt aus Wolfenbüttel und Mitglied des Vereins "Interessengemeinschaft Bauernhaus e.V.". Der Verein bietet seinen Mitgliedern Unterstützung bei Sanierungen von historischen Gebäuden. "Oft finden wir in einem alten Haus durch zahlreiche Umbauten eine ganz eigene Mischung aus Baumaterialien. Für energetische Sanierungen existiert kein Patentrezept. Leider gibt es relativ wenig kompetente Altbausanierer", sagt Stefan Haar.

Dabei gilt in Deutschland seit acht Jahren eine Energiesparverordnung (EnEV), die vom Hauseigentümer die Erstellung eines Energiepasses verlangt. Der Energiepass soll Auskunft über den Energieverbrauch des jeweiligen Gebäudes geben. Doch Heizkosten zu sparen, ist in Altbauten oft schwierig. "Für ältere Gebäude taugt der Energiepass meist gar nicht, da sind die Bauverhältnisse ganz anders als bei modernen Bauten. Alte Häuser sollte man nicht hermetisch von Luft abschotten, das kann böse Folgen haben", sagt Haar.

Doch seit der EnEV in Kraft ist hat sich der Druck zur Durchführung von Energiesparmaßnahmen im Haus erhöht - ein Bau mit schlechter Energiebilanz lässt sich schwer verkaufen. "Das ist ein Problem, zumal sich bisher wenige Fachleute mit der Frage beschäftigen. Eine Spezialisierung lohnt für viele Baufachleute wohl nicht, nur drei bis fünf Prozent des Gebäudebestandes deutschlandweit ist denkmalgeschützt", sagt Christian Burgdorff, 2. Vorsitzender des Lüneburger Altstadtvereins (ALA).

Ausnahmen für denkmalgeschützte Häuser nach der EnEV und Sonderförderprogramme für die energetische Sanierung von denkmalgeschützten Bauten fordern daher Bundesarchitektenkammer und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. "Derzeit droht die Gefahr, dass durch falsche Dämmung oder ungeeignete Sanierungsmethoden wertvolle Bausubstanz Schaden nimmt oder ganz verloren geht", heißt es in einem Appell der Denkmalschützer an die Bundesregierung aus dem Frühjahr 2010.