Sperrung für den Schwerlastverkehr vor vier Jahren hat Melbeck nicht entlastet. B 4 ist weiter die Route in den Süden

Melbeck. Der Illusion, dass Verbotsschilder Mautflüchtlinge aufhalten könnten, hat sich Melbecks Bürgermeister Klaus Hübner (CDU) nur kurz hingegeben. Vor vier Jahren sperrte der damalige niedersächsische Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) öffentlichkeitswirksam die Bundesstraße 4 für Lkw über zwölf Tonnen. Auch die Ortsdurchfahrt Melbeck sollte davon profitieren, weil die Menschen links und rechts der B 4 unter den Belastungen des Schwerlastverkehrs leiden. "Anfangs hatte ich geglaubt, das Durchfahrtsverbot bringt etwas, würde die schweren Lkw tatsächlich aus dem Ort heraushalten. Aber sehr schnell wurde klar, dass die Sperrung für die Katz ist. Es hat nichts gebracht. Die ganze Aktion war damals nur Wahlkampfgetöse und kann deshalb in der Pfeife geraucht werden", sagt Hübner.

Die Lkw rollen weiter durch Melbeck wie an einer Perlenkette aufgezogen. "Fast 2000 am Tag waren es bei einer Zählung vor drei Jahren. Wir ersticken weiterhin im Verkehr, leiden unter Lärm und Gestank." Für Melbeck wird seinen Worten zufolge nur die geplante A 39 langfristig Entlastung bringen. "Aber als kurzfristige Lösung muss eine Lkw-Maut für Bundesstraßen kommen", fordert er. Prognosen sehen eine Verdoppelung des Lkw-Verkehrs.

Anfang des Monats hatte Landrat Manfred Nahrstedt (SPD) Verbotsschilder auf der Bundesstraße 209 in Hohnstorf/Elbe enthüllt. Die Sperrung war eine Reaktion auf den Streit mit dem Land Schleswig-Holstein, dass seinerseits die B 5 Lauenburg-Geesthacht für den Schwerlastverkehr dicht gemacht hatte, um Mautflüchtlinge von der Autobahn 24 aus den Ortsdurchfahrten zu verbannen. Der Kreis Lüneburg seinerseits befürchtet, dass der Schwerlastverkehr nun auf die B 209 ausweicht - und liegt damit nicht falsch. Der Schwerlastverkehr rollt, Verbotsschilder hin oder her.

"Ich bin auf die Bilanz in Lauenburg nach einem Jahr gespannt", sagt Klaus Hübner. Er glaubt nach den Erfahrungen als B 4-Anrainer nicht, dass sich die Situation verbessert. "Das Durchfahrtsverbot ist viel zu löchrig, weil es zu viele Ausnahmen gibt", so der Melbecker Bürgermeister. Unter anderem seien Leerfahrten und Lieferverkehr im Nahbereich von 75 Kilometer Luftlinie erlaubt. "Damit darf ein Lkw vom Hamburger Hafen nach Braunschweig über die B 4 fahren, ohne dass es Probleme gibt." Und dass die Route beliebt ist steht für Hübner fest: "Nach der Wirtschaftskrise hat der Hafen-Hinterlandverkehr sprunghaft zugenommen. Es sind wieder mehr Containertransporte unterwegs." Zudem sei die Autobahn 7 Hamburg-Hannover ständig verstopft. "Daher ist die B 4 der direkte Weg nach Süden."

Das Durchfahrtsverbot zu umgehen sei für Speditionen kein Problem. "Es gibt keine Verbotsschilder an den Einfahrtstraßen zur B 4 - das müssten Hunderte sein. Wir haben auch schon von Pseudo-Lieferadressen im Nahbereich gehört." Und sollte die Polizei doch mal einen Sünder erwischen, stellten die 20 Euro Ordnungswidrigkeit keine Abschreckung dar, so Hübner.

Steffen Grimme, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Lüneburg, sagt allerdings, die Polizei stelle nur wenig Verstöße fest. Die Mehrzahl der Lkw sei rechtmäßig auf der B 4 unterwegs. Das haben nach seinen Worten sporadische Kontrollen bei Schwerpunktaktionen ergeben.

Mit einer anderen Methode will die Bürgerinitiative (BI) für eine Ortsumgehung in Kirchweyhe Mautflüchtlingen auf die Spur kommen. Der Ort an der B 4 im Kreis Uelzen leidet nach Angaben der BI unter 3000 Lkw am Tag. Die BI-Mitglieder haben auswärtige Laster über zwölf Tonnen fotografiert und notierten die Kennzeichen. Zuerst in Melbeck, ein zweites Mal 30 Kilometer weiter in Kirchweyhe, ein letztes Mal am Suderburger Kreuz hinter Uelzen. "Wer am Suderburger Kreuz immer noch auf der B 4 war, fuhr weiter in Richtung Braunschweig oder Hannover - und war damit Mautflüchtling", so BI-Sprecher Hans-Jürgen Chlechowitz. Und wird von der BI angezeigt. Als Beweise werden die Fotos dem zuständigen Landkreis Uelzen zugeleitet.

"Die Sperrung in Melbeck ist Augenwischerei und von der Polizei nur schwer zu kontrollieren. Verstöße sind schwer nachzuweisen", sagt Chlechowitz. Auch er fordert die Maut für Bundesstraßen. "Ohne sie bleibt die B 4 immer die kürzeste und billigste Strecke. Das gilt auch für Melbeck, selbst dann, wenn die A 39 eines Tages gebaut werden sollte."