Potenzieller Investor stellt sich Ratsfraktionen vor. Die Entscheidung über den Bau der Seniorenwohnanlage fällt wahrscheinlich noch in diesem Jahr

Vögelsen. Das Aus für das Wohnprojekt 50plus scheint abgewendet. Noch in diesem Jahr soll die Entscheidung fallen, ob ein neuer Investor und Bauträger den Zuschlag für den Bau und den Verkauf der 22 Doppelhäuser und zwei Einzelhäuser auf der sogenannten Pferdewiese im Wohngebiet Süderfeld erhält. Nach Informationen der Rundschau hat sich ein potenzieller Investor den Ratsfraktionen bereits vorgestellt. Jetzt beraten die Fraktionen intern, bevor der Gemeinderat sein Votum bei einer seiner nächsten Sitzungen abgibt. Ehe der neue Projektträger jedoch den Auftrag erhält, wird er sein Konzept den Bürgern öffentlich vorstellen.

Das Altenwohnprojekt in Vögelsen hat schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich, obwohl der Grundstein noch nicht gelegt wurde. Bundesweit in die Schlagzeilen geriet das Vorhaben vor drei Jahren, weil sich Anwohner gegen das Projekt wehrten und sogar eine Bürgerinitiative gründeten. Doch der Konflikt zwischen Bürgern und Gemeinde konnte beigelegt werden. Anstatt der anfänglich geplanten 36 sollen nun nur 24 Wohneinheiten gebaut werden. Darauf drängte die Bürgerinitiative.

Obwohl das Kriegsbeil begraben wurde, drohte das Wohnprojekt dennoch zu scheitern. Ein anderes Problem tauchte plötzlich auf. Der ursprüngliche Erschließungsträger sprang ab, bevor er angefangen hatte, das etwa 8000 Quadratmeter große Gelände zu erschließen. Er trat von dem Vertrag mit der Gemeinde zurück, weil sich seinen Worten zufolge das Projekt nicht in die Tat umsetzen lasse. Und das, obwohl es dem Vernehmen nach in der Vergangenheit schon rund 50 Interessenten für das Wohnprojekt gegeben hatte. Vögelsen stand mit leeren Händen da.

Trotzdem sei die Idee nicht gestorben, sagte Bürgermeister Heinz Fricke (SPD) schon im Sommer. Deshalb wurde nach einem neuen Investor gesucht, der sich dann auch in Schleswig-Holstein fand und der schon woanders in Norddeutschland Senioren- beziehungsweise Mehrgenerationenprojekte verwirklicht hat.

Das Konzept für die Pferdewiese stammt von dem Projektentwickler Wolfgang Smercek aus Lüneburg. Er fand auch den neuen möglichen Investor. "Unter dem Vorbehalt, dass der Gemeinderat für ihn stimmt, sehe ich eine 100-prozentige Realisierungschance für das Vorhaben." Er sieht in dem Wohnprojekt 50plus ein Modell mit Vorbildcharakter für die Region Lüneburg. "Weil die Weichen für den demografischen Wandel gestellt werden."

Das Ziel müsse sein, dass die Menschen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung und ihrem sozialen Umfeld wohnen und leben. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Altenpflege in den dafür vorgesehenen Einrichtungen immer teurer werde. "Für ein autarkes Leben im Alter muss jetzt die Infrastruktur geschaffen werden. Doch daran hakt es", sagt Smercek.

Anders wäre es in Vögelsen, wenn das Wohnprojekt 50plus kommt, das sich laut einer Vereinbarung mit der Gemeinde zunächst in erster Linie an Vögelser und ehemalige Bürger der Gemeinde richtet, die älter als 50 Jahre sind, so Smercek. "Ab 150 000 Euro werden Häuser mit einer Wohnfläche von 70 Quadratmetern und einem 200 bis 400 Quadratmeter großen Garten als Alterswohnsitz zu kaufen sein." Je nach individuellem Ausstattungswunsch sei der Preis nach oben offen. Alle Häuser sind barrierefrei. Zur Anlage gehören zudem eine Gemeinschaftsfläche und ein Hausmeister, der ein eigenes Gebäude bezieht. "Er soll kleine Serviceleistungen wie etwa Rasen mähen und Abflussreparaturen übernehmen und außerdem die Gemeinschaftsflächen pflegen."

Gespräche mit Pflegediensten sind Smercek zufolge bereits geführt worden. "Zurzeit werden die Angebote geprüft." Hintergrund ist, dass tagsüber in der Wohnanlage eine ambulante Pflegestation besetzt sein soll und die nachts über ein Notrufsystem erreichbar ist.

Der Projektentwickler glaubt an den Erfolg des Vorhabens in Vögelsen. "Sobald der Rat für das Wohnprojekt gestimmt hat, beginnen wir erneut mit der Werbung." Dass Bedarf vorhanden ist, daran zweifelt er jedenfalls nicht. "Viele Ältere wollen sich verkleinern", sagt er.