Generationenwechsel in der Samtgemeinde Bardowick . Die Diskussion um eine Einheitsgemeinde gewinnt erneut an Fahrt

Bardowick. Die Hälfte aller Bürgermeister in der Samtgemeinde Bardowick gibt ihren Posten auf. Bei der Kommunalwahl im September kommenden Jahres treten Samtgemeindebürgermeister Günter Dubber (parteilos für die CDU), Bardowicks Erster Rathmann Horst Bosch (SPD) sowie die beiden CDU-Bürgermeister Werner Meyn (Barum) und Rudolf Harms (Mechtersen) nicht wieder an. Während beim Kampf um das Amt des hauptamtlichen Verwaltungschefs der Samtgemeinde mit Heiner Luhmann (CDU) und Burkhard Bisanz (SPD) zumindest schon zwei Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen haben, stottert der Motor beim Generationswechsel an den Spitzen der Mitgliedsgemeinden noch gewaltig: Weder in Bardowick und Barum, noch in Mechtersen sind bislang potenzielle neue Bürgermeister in Sicht.

Horst Bosch macht nach der Kommunalwahl nicht weiter als Erster Rathmann, weil er Bardowick verlässt. "Ich ziehe mit meiner Frau nach Brietlingen", sagt er. Noch sind bei der SPD keine Namen im Spiel für einen möglichen Kandidaten, der Bosch beerben könnte. "Für den Posten muss Erfahrung in der Kommunalpolitik mitgebracht werden. Ein Bewerber sollte mindestens fünf Jahre dem Rat angehört haben", sagt der Erste Rathmann.

Doch nicht nur die SPD hat es schwer. Auch die CDU hat Probleme - und das gleich in zwei Orten. Barums Bürgermeister Werner Meyn zieht sich aus Altersgründen aus dem Amt zurück, das er seit 1999 inne hat. "Ich bin 70 Jahre alt und möchte selber über meinen politischen Ruhestand entscheiden, bevor mich andere hinaustragen müssen", sagt er. Er kandidiert nicht mehr für den Gemeinderat und auch nicht mehr für den Samtgemeinderat. "Jetzt sind Jüngere an der Reihe."

Aber die finden sich bisher nicht. Weder in der Barumer CDU, noch in den anderen Ratsfraktionen. Meyn hat Verständnis dafür, dass junge Menschen zurückschrecken. "Bürgermeister zu sein, ist ein sehr zeitintensives Ehrenamt, das neben einer beruflichen Tätigkeit kaum möglich ist." Das habe er selber erfahren. Vor seinem beruflichen Ruhestand übte er den Posten vier Jahre lang nebenher aus.

"Sehr schwierig. Denn jeden Tag nimmt alleine schon die Verwaltungsarbeit im Schnitt dreieinhalb Stunden in Anspruch." Dazu komme noch viel Bürokratie, wenn es darum geht, Finanzhilfen aus Förderprogrammen für die Gemeinde einzuwerben und das Repräsentieren des Ortes bei offiziellen Terminen.

Und ein Bürgermeister hat nicht immer nur Freunde. Manchmal muss er Entscheidungen treffen, die nicht jedem Bürger gefallen. Das musste Meyn auch. "Doch trotz aller Querelen, die es gab, war ich Bürgermeister mit Leib und Seele."

Nicht anders klingt es bei Rudolf Harms in Mechtersen, der sich nach 15 Jahren als Bürgermeister verabschieden wird. "Mit viel Herzblut bin ich bei der Sache", sagt der 70-Jährige, der sich dennoch bei der Kommunalwahl nicht für weitere fünf Jahre wählen lassen will. "Am Ende der nächsten Legislaturperiode wäre ich 76 Jahre alt. Das ist niemandem zuzumuten."

Ein Kronprinz für Harms ist noch nicht in Sicht. Für den Bürgermeister heißt das nichts anderes, als sich zwangsläufig über eine neue Verwaltungsstruktur zu unterhalten, wie zum Beispiel die Umwandlung der Samt- in eine Einheitsgemeinde. Er ist dabei in bester Gesellschaft mit seinen Kollegen Bosch und Meyn. Auch sie sehen darin einen möglichen Ausweg aus der Misere, neue Kräfte für die Kommunalpolitik zu finden, weil nur noch Mandate in einem Rat statt wie bisher in acht Gemeinderäten besetzt werden müssten.

Meyn sagt, er sei immer Verfechter der Samtgemeinde gewesen, damit die kleinen Orte nicht untergehen. "Inzwischen glaube ich aber, dass die Einheitsgemeinde der richtige Weg ist. Sie würde vieles erleichtern."

Die kommunale Selbstverwaltung bleibt nicht auf der Strecke, sagt Harms. "Vieles müssen die Bürger doch schon jetzt bei der Samtgemeinde in Bardowick erledigen: Alles, was mit Meldewesen und Finanzen zu tun hat." Außerdem erstelle die Kämmerei der Samtgemeinde bereits die Etats der Mitgliedsgemeinden. "Der Aderlass der kleinen Gemeinden wäre nicht groß." Denn sie haben nur noch die Planungshoheit bei Bebauungsplänen, dem Kindergarten und dem Straßen- und Wegebau. "Ein Ortsvorsteher wäre allemal ausreichend als Brücke zwischen Bürgern und Verwaltung."

Der Noch-Bardowicker Horst Bosch sagt, es sei nicht verkehrt, über die Bildung einer Einheitsgemeinde nachzudenken. "Solange die Kommunen noch die Macht haben, etwas zu verändern, bevor Hannover eine Reform von oben diktiert." Er räumt aber ein, dass der Weg zu einer Einheitsgemeinde holprig ist: "Es gibt Gemeinden und Bürgermeister, die ihre Reviere nicht aufgeben wollen."

Inge Schmidt, CDU-Parteichefin in der Samtgemeinde Bardowick, sagt, vordergründig wäre eine Einheitsgemeinde hilfreich, um Mandate besetzen zu können. "Aber das Thema ist viel komplexer und kann nicht im Hauruckverfahren entschieden werden, sondern bedarf einer intensiven Diskussion." Die müsse jedoch nach der Kommunalwahl schnell beginnen, weil Hannover 2014 als das Jahr für eine Gebiets- und Verwaltungsreform nennt. "Die Einheitsgemeinde kann nur eine Option sein. Wir müssen uns andere Möglichkeiten offenhalten", sagt Schmidt. Als Beispiele zählt sie auf: Fusion mit Nachbarkommunen, Zerschlagung oder Erhalt der Samtgemeinde. Wobei ihr die Auflösung der Samtgemeinde als Option deutlich widerstrebe, sagt sie.