Seit einem halben Jahr wartet die Feuerwehr Brietlingen auf die Baugenehmigung für den Anbau einer neuen Fahrzeughalle.

Brietlingen. Feuerwehr, Politik und Verwaltung in der Samtgemeinde Scharnebeck sind zurzeit nicht gut zu sprechen auf den Landkreis Lüneburg. Grund für den Ärger ist die Baugenehmigung für den Anbau einer Fahrzeughalle an das Feuerwehrhaus in Brietlingen, die inzwischen fast ein halbes Jahr auf sich warten lässt. Die Folge ist, dass ein neues, wuchtigeres und längeres Löschfahrzeug mit einem großen 3000 Liter fassenden Wassertank in der alten Halle parken muss, obwohl das Gebäude dafür zu klein ist. Vor jeder Einsatzfahrt müssen bis zu vier Feuerwehrleute zuerst einmal Winden für die Löschschläuche und eine Leiter an den Wagen montieren, denn mit dem Aufbau passt das Fahrzeug nicht in die Garage. "Ohne die Aufbauten passt es gerade so hinein. Trotzdem ist es viel zu eng zum Ein- und Aussteigen", sagt Gemeindebrandmeister Arne Westphal.

Der Feuerwehrchef der Samtgemeinde räumt zwar ein, dass der Brandschutz nicht eingeschränkt sei, die "Geschichte ist dennoch ärgerlich, und es ist ein Unding, dass es so lange dauert". Geliefert wurde der 250.000 Euro teure Wagen im August 2011, sagt Brietlingens Ortsbrandmeister Falk Ahrens. Auch er sieht die Bürger im Ernstfall nicht gefährdet. "Aber der Wagen steht nicht zu 100 Prozent einsatzbereit in der Halle. Und das sollte so nicht sein", meint Ahrens. Die Situation sei nicht länger hinzunehmen. "Es ist nicht Sinn der Sache, vor jedem Einsatz Teile an das Fahrzeug zu montieren. Das ist weder für Mensch noch Technik gut", kritisiert er. Das sei untragbar, sagt Brietlingens Bürgermeister Herbert Meyn.

Das Dilemma der Ortswehr hat genau genommen eine viel längere Vorgeschichte, die nun schon zwei Jahre währt. Denn schon der Grundstückskauf für die neue Halle verzögerte sich, weil Mieter eines Hauses, das darauf stand, zunächst nicht ausziehen wollten. Es dauerte Monate, bis sie überzeugt waren, und der Grundstückskauf für die Feuerwehr endlich über die Bühne gehen konnte. "Viele Steine liegen diesem Projekt im Weg", sagt Meyn.

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Margrit Schmelter, Bauamtsleiterin der Samtgemeinde Scharnebeck, berichtet, dass im Oktober 2011 dann der Antrag für die Baugenehmigung beim Kreis eingereicht worden sei. "Eigentlich handelt es sich bei dem Anbau um kein kompliziertes Vorhaben", sagt sie. Es solle nur eine genormte Halle errichtet werden, wie sie sonst in der Landwirtschaft üblich sei. "Allerdings hat sich bei der Prüfung des Bauantrages durch den Kreis herausgestellt, dass eine landwirtschaftliche Halle anders zu behandeln ist als eine Fahrzeughalle", so Schmelter. Es seien weitere Unterlagen angefordert worden. Danach sei jedoch nichts mehr vom Kreis zu hören gewesen und auch die Firma, die die Halle liefere, sei als der zuständige Entwurfsverfasser für den Antrag nicht angesprochen worden. "Genau genommen ist es doch egal, ob nun ein Trecker oder ein Feuerwehrauto in der Halle steht", sagt sie. Die Genehmigung gab es trotzdem nicht. "Es ist alles wirr. Ich hatte ursprünglich gedacht, dass das Genehmigungsverfahren nicht länger als drei Monate dauern würde", gibt sie zu.

Doch mittlerweile ist Bewegung in die Sache gekommen. Katrin Peters, Sprecherin des Kreises, sagt auf Abendblatt-Anfrage, dass die Baugenehmigung jetzt erteilt worden, aber noch nicht zugestellt sei. "Es hat ein Kommunikationsproblem gegeben, weil die Unterlagen nicht vollständig waren. Das hat zu Verzögerungen geführt, die von beiden Seiten verursacht wurden", sagt sie. Das sei auch bei einem Gespräch zwischen den Spitzen der Kreisverwaltung und der Samtgemeindeverwaltung festgestellt worden. "Die Situation wurde dann aber geklärt", so Peters.

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Zudem habe der Kreis sich umgehend darum gekümmert, das Verfahren zu beschleunigen, als eigene interne Probleme erkannt wurden. "Trotzdem ist ein halbes Jahr für eine Baugenehmigung zu lange", sagt sie. Diese Dauer überschreite die sonst übliche Frist bei weitem. "In der Regel geht es viel schneller. Laut unserer Statistik dauert die Genehmigung von Anträgen, die mit vollständigen Unterlagen eingereicht werden, 22 Kalendertage. Bei mehr als der Hälfte sogar nur 14."

Ortsbrandmeister Ahrens sagt, er verstehe nicht, dass sich Kommunen gegenseitig Steine in den Weg legen. "Es muss doch klar sein, dass der eine nicht bauen darf, wenn der andere die Genehmigung nicht erteilt." Bürgermeister Meyn sagt, es sei auffällig, dass es immer wieder in Brietlingen zu Verzögerungen bei der Erteilung von Baugenehmigungen für größere Vorhaben komme. "Den Bau unserer Krippe hat die Gemeinde am 16. Dezember 2011 gestellt. Erst jetzt soll das Genehmigungsverfahren kurz vor dem Abschluss sein", sagt er. Meyn erinnert daran, dass es auch schon beim Bau der Turnhalle zu Verzögerungen gekommen sei.

Auch wenn der Kreis jetzt dem Bau der neuen Fahrzeughalle für die Feuerwehr zustimmt, heißt das für Gemeindebrandmeister Westphal nicht, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommen kann. "Jetzt haben wir gutes Wetter, und dieHandwerker, die für den Bau benötigt werden, dürften nach dem Winter wieder volle Auftragsbücher haben, sodass wir möglicherweise weiter warten müssen."