Der 34-jährige Marko Heyner ist der erste Stadtkinderfeuerwehrwart Lüneburgs. Unter anderem koordiniert er die Arbeit der Kinderfeuerwehren.

Lüneburg. Marko Heyner hat seit Anfang des Jahres ein drittes Ehrenamt. Das liegt daran, dass Deutschland ein Land mit klaren Strukturen ist. Marko Heyner stört das nicht, er macht seinen neuen Job gern: Der 34-Jährige ist der erste Stadtkinderfeuerwehrwart der Hansestadt Lüneburg.

Dass es diesen Posten überhaupt gibt, liegt an der Satzung der Lüneburger Kreiskinderfeuerwehr. Denn die sieht vor: Eine Gemeinde mit mehr als zwei Kinderfeuerwehren muss eine übergeordnete Ebene schaffen. Diese Ebene ist jetzt Marko Heyner, der im April 2010 die Kinderfeuerwehr in Rettmer gegründet hat - nach Häcklingen als zweite Ortswehr in Lüneburg.

Als dann die dritte Gruppe dazukam, in der Schwerpunktfeuerwehr Mitte, war es so weit. Ein Vertreter aller städtischen Kinderfeuerwehren musste her. Das war im November 2010. Doch damals hatten die Ehrenamtlichen genug damit zu tun, ihre neuen Gruppen aufzubauen - ein Zusatzamt zu übernehmen, dafür fand sich so schnell niemand. Bis sich Heyner bereit erklärte.

Als Kind und Jugendlicher hatte Heyner selbst mit Feuerwehr nicht viel zu tun, und nach dem Abitur ist er während seiner Bundeswehrzeit zwölf Jahre lang quer durch Deutschland gezogen - von der Heimat Sachsen-Anhalt übers Allgäu nach Hamburg, Itzehoe und Osterholz-Scharmbeck.

Seine Wahlheimat ist jetzt Lüneburg, genauer gesagt Rettmer. Lüneburg kannten seine Frau und er von Bekannten und haben es als guten Ort zum Leben befunden. Denn spätestens, als ihr Sohn kurz vor der Schule stand, war für Marko Heyner klar: Das unstete Leben muss ein Ende haben, und damit auch die Zeit bei der Bundeswehr. Der 34-Jährige wechselte den Job, lehrt seither im Bereich Personalmanagement an der Leibniz Universität Hannover. "Ich bin einer von Hunderten, die jeden Tag zur Arbeit von Lüneburg nach Hannover pendeln", sagt er.

2008 packten die Heyners in Rettmer ihre Kartons aus, und für den Zugezogenen stand fest: Er möchte Anschluss finden im Ort, Kontakte knüpfen, sich in der Dorfgemeinschaft engagieren. Er trat in die Feuerwehr ein. "Damals wusste ich noch gar nicht, dass man eine Kinderfeuerwehr braucht", sagt der junge Mann heute und lacht.

+++Ein großer Stellenmarkt für das Ehrenamt+++

Ein Jahr später kam Rettmers Ortsbrandmeister Volker Gätjens auf ihn zu und fragte, ob er nicht Lust habe, eine Kindergruppe zu leiten. Er hatte. "Wir veranstalteten einen Schnuppertag, und alle 21 Kinder, die dort waren, sind anschließend eingetreten", erzählt Heyner. Die Gruppe ist voll, es gibt eine Warteliste, und voriges Jahr sind bereits die ersten drei in die Jugendfeuerwehr gewechselt - Auftrag erfüllt.

Sein neuer Auftrag lautet nun: Die Arbeit der Kinderfeuerwehren koordinieren, ihnen eine Stimme geben, ihre Belange in den Gremien zur Sprache bringen. Das macht Marko Heyner seit Anfang des Jahres nicht nur in der Stadt, sondern auch im Kreis. Denn das ist sein drittes Ehrenamt: stellvertretender Kreiskinderfeuerwehrwart.

In der Stadt will er Ansprechpartner sein und Sprecher nach außen, Lehrgänge für die Kinderwarte organisieren. Er will mit der Brandschutzerzieherin für Schulen, Meral Fischer, zusammenarbeiten, und gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Mareike Raab im Sommer das erste Zeltlager aller vier Kinderfeuerwehren der Stadt in Rettmer veranstalten.

Heyner sieht seine Arbeit und die seiner Kollegen dabei gar nicht als reine Nachwuchsförderung für die Feuerwehr. "Wir leisten einen Teil der Jugendarbeit", sagt der Vater zweier Kinder. "Wir zeigen den Kindern eine sinnvolle Arbeit und machen sie mit ehrenamtlichem Engagement vertraut." Auch sein neues Amt genießt Heyner. "Schön ist die Gestaltungsfreiheit, wenn man als Erster eine Rolle einnimmt." Der 34-Jährige sieht den Posten auch nicht bloß als Zeugnis deutscher Bürokratie. Dass ein Stadtkinderfeuerwehrwart wichtig ist, hat Heyner bereits bei der Jahresversammlung des Verbands Anfang März gemerkt. Da hat er die Arbeit der Lüneburger Kinderfeuerwehren vorgestellt - und das Thema zum ersten Mal überhaupt auf die Tagesordnung einer solchen Sitzung gebracht.