Nach Schafen ist das Virus jetzt wieder bei einem Rind gefunden worden. 127 Höfe sind betroffen

Recklinghausen. Das vor allem bei Schafen auftretende Schmallenberg-Virus ist jetzt erstmals in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen auch wieder bei einem Rind gefunden worden. Es handle sich um eine Milchkuh auf einem Hof bei Emmerich im Kreis Kleve, sagte der Sprecher des Landesumweltamts, Peter Schütz. Landesweit sind 127 Höfe mit Fällen bestätigt, neben dem Milchviehhof 122 Schaf- und vier Ziegenhaltungen. Dazu kommen 93 Verdachtsfälle. Das Virus wurde vermutlich im vergangenen Herbst durch Stechmücken übertragen. Erkrankte Muttertiere bringen missgebildete oder tote Junge zur Welt.

Mit einem vollständig getesteten Impfstoff sei voraussichtlich in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, sagte der Präsident des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas Mettenleiter. Für Menschen sei der Erreger höchstwahrscheinlich ungefährlich. Vorsorglich solle aber ein Test entwickelt werden. Frühestens im April wird es in Deutschland eine Meldepflicht für die Tierkrankheit geben.

Landwirte und der Schafzüchterverband NRW fordern die Bundesregierung auf, das Virus im Tierseuchengesetz anzuerkennen. Erst dann könnten Tierseuchenkassen Pflichtentschädigungen zahlen. Die Schafzüchter befürchten, dass bis zu 14 000 der 200 000 Lämmer 2012 tot oder verkrüppelt geboren werden. Ein sechs bis neun Monate altes Lamm werde mit 100 bis 120 Euro gehandelt, sagte Verbandsgeschäftsführer Ernst Brüggemann. Der Verband regte eine Entschädigung von 280 000 Euro an.

Das Virus wird sich nach Expertenangaben mit der Zeit immer langsamer ausbreiten und sogar zurückgehen, weil die Muttertiere dagegen immun werden. "Infizierte Muttertiere, die eine Immunität entwickelt haben, bringen wieder gesunde Lämmer zur Welt", sagte der Tierseuchenexperte Rolf Allmann aus Münster.