Schadstofffunde verzögern die Arbeiten in der ehemaligen Gaststätte in Lüneburg. Die Wiedereröffnung im Sommer ist vom Tisch.

Lüneburg. "Unser Zeitplan ist aus den Fugen geraten", sagt Architekt Henning Müller-Rost. Für die Lüneburger Wohnungsbau Verwaltungs GmbH saniert er im Auftrag der Stadt den Ratskeller unter dem Rathaus. Noch bis zum Herbst des vergangenen Jahres wurde hier eine Gaststätte betrieben. Die Hoffnung, das Restaurant zum Hansetag im Juni dieses Jahres wieder öffnen zu können, war anfangs groß. Doch inzwischen hat sie sich zerschlagen. Denn bei den Sanierungsarbeiten wurden Schadstoffe gefunden, die im Keller des Rathauses niemand vermutet hatte.

"Es handelt sich um polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, also um die sogenannten PAK", sagt Müller-Rost. PAK sind nachweislich krebserregend. Sie kommen in Kohle und Erdöl vor, auch in Autoabgasen und Tabakrauch spielen sie eine Rolle. Wie dieser Schadstoff in den Ratskeller kam, ist nicht abschließend geklärt. "Wir vermuten, dass während einer Feuchtigkeitssanierung des Kellers Pappen an den Wänden angebracht wurden, die mit PAK belastet waren", so Müller-Rost. Aber auch der Tabakrauch im Ratskeller könnte eine Rolle gespielt haben. Der Architekt sagt: "Auf jeden Fall dünsten die hölzernen Wandverkleidungen in den Räumen diese Schadstoffe jetzt aus."

Wie geht es nun weiter? "Wir probieren im Moment unterschiedliche Methoden der Schadstoffbeseitigung aus, die Raumluft wird gemessen. Die gesetzlichen Schadstoffgrenzen müssen auf jeden Fall eingehalten werden", sagt Müller-Rost. Die hölzerne Wandverkleidung im Ratskeller stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde von dem damaligen Architekten Franz Krüger in Auftrag gegeben. Die hölzernen Verkleidungen sind mit attraktiven Holzschnitzereien versehen, die unter Denkmalschutz stehen und als Blickfang unbedingt erhalten werden sollen.

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Die Sanierungsarbeiten sind aber auch in anderer Hinsicht schwierig. Denn nicht nur polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wurden in Ratskeller gefunden. "Wir sind auf geringe Spuren des Insektenbekämpfungsmittels DDT gestoßen und haben auch Asbest gefunden", sagt der Architekt. Während ihm das DDT wenig Sorgen bereitet, muss der Putz in den hinteren Räumen des Ratskellers vermutlich komplett entsorgt werden. Hier wurde mit Asbest gearbeitet. "Vermutlich hat man ganz arglos die Rundungen des Gewölbes mit asbesthaltigem Putz behandelt. Rundungen lassen sich mit diesem Putzmaterial gut ausstreichen", sagt der Architekt. Was ihn an anderen Stellen im Ratskeller vielleicht noch an Überraschungen bei den Sanierungsarbeiten erwartet, weiß er nicht. "Wir haben bisher erst zehn Prozent der Flächen bearbeitet und müssen behutsam sein, schließlich steht der Keller unter Denkmalschutz", sagte er. Einen Zeitpunkt für die Fertigstellung der Arbeiten kann er nicht nennen. "Das wäre reine Spekulation, ich weiß ja nicht, was vielleicht noch gefunden wird", sagt Müller-Rost.

Wesentlich besser ist die Lage nebenan im so genannten Klubraum des Ratskellers. Dort haben Restauratoren Wandgemälde saniert: Die Spezialisten haben sieben Lüneburg-Ansichten des Malers Hugo Friedrich Hartmann vor weiteren Schäden gesichert. Ganz einfach war auch diese Arbeit nicht. "Der Putz löste sich teilweise vom Mauerwerk. Der Grund dafür war das Eindringen von Salz und Feuchtigkeit in den Keller. Auch Gipsmörtel tut den Wandbilder nicht gut", sagt Restaurator Markus Tillwick.

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Die Werke des bekannten Malers Hugo Friedrich Hartmann, der 1960 in Bardowick verstarb, haben an einigen Stellen bereits Schaden genommen. Das Bild des Nikolaihofes in Bardowick, das eine der Nischen im Klubraum ziert, ist kaum noch erkennbar. "Es gibt aber zu jedem Wandbild eine exakte Reproduktion in Öl. Diese Bilder sanieren wir gerade in unserer Werkstatt", sagt der Restaurator.

Bis der Ratskeller als Restaurant wieder für die Öffentlichkeit geöffnet werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. "Wir sind mit verschiedenen Pächtern im Gespräch, aber etwas Konkretes gibt es noch nicht. Schließlich ist der Zeitpunkt der Wiedereröffnung schwer kalkulierbar", sagt Architekt Henning Müller-Rost. Ein Konzept entwickelt werden soll auf jeden Fall für eine neue Außengastronomie. Müller-Rost: "Vielleicht kommt der Innenhof des Rathauses neben der Touristeninformation dafür in Betracht. Wir möchten den Ratskeller für seine Gäste eindeutig attraktiver machen."