Zum Hansetag präsentieren und versteigern Lüneburger Maler, Weber, Bildhauer und Goldschmiede ihre Arbeiten in Vierorten. Ende Juni geht es los.

Lüneburg. Lüneburg ist in diesem Jahr am letzten Wochenende im Juni Ausrichter des Hansetages. Dabei lassen die ehemaligen Mitgliedsstädte des Hansebundes eine alte Tradition aufleben: Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nahm die Hanse feste Formen an, zahlreiche norddeutsche Städte hatten sich inzwischen zu einer eigenen Organisationsform zusammengefunden. Vor allem wirtschaftliche Interessen vertraten sie gemeinsam: Ihr zentrales Gremium war die so genannte "Tagfahrt", der Hansetag, auf dem die abgeordneten Ratsherren aller Hansestädte Probleme erörterten und Beschlüsse fassten.

+++Kulturelle Highlights+++

Im 17. Jahrhundert verebbte die Tradition, der Hansebund verlor an Bedeutung, löste sich auf. Wieder gegründet wurde er im Jahre 1980 in der niederländischen Stadt Zwolle. Seitdem ist er die weltweit größte Städtegemeinschaft, er umfasst 178 Städte in sechs Ländern. Ein modernes Netzwerk hat sich gebildet, in dem die Mitglieder vor allem einen breiten Austausch von Informationen anstreben: Das gilt für die Bereiche Wissen und Soziales, Kultur, Wirtschaft und die Jugendarbeit.

Dazu beisteuern wollen in diesem Jahr auf dem Hansetag auch Lüneburgs freie Künstler etwas: Mit einer eigenen Veranstaltung, die die Teilnehmer selbst organisiert haben, wollen Maler und Skulpteure, Goldschmiede und Weber zeigen, was sie an moderner Gegenwartskunst zu bieten haben. "Das Ganze ist kein Hobbykunsthandwerkermarkt", sagt die Malerin Sigrid Weihser, die gemeinsam mit der Malerin Elisabeth Bohlen die Veranstaltung organisiert.

+++Das Hansetag-Programm gibt es jetzt online zu sehen+++

Auf die Idee zu einer Veranstaltung dieser Art kam Sigrid Weihser, als sie im Jahr 2005 den Hansetag in Tartu besuchte. "Das war ein schönes Fest, etwas ähnlich Vielfältiges wollte ich in Lüneburg auch gerne möglich machen", sagt sie. Gemeinsam mit 22 anderen Künstlern und Künstlerinnen aus der Region wird sie Bilder, Skulpturen, Webarbeiten und Schmuck präsentieren: Am Sonnabend, 30. Juni, und am Sonntag, 1. Juli, sind die Arbeiten von 11 Uhr bis 18 Uhr in der Salzstraße 1 zu sehen. Der Eintritt ist frei.

"Es geht auch darum, Kontakte zu knüpfen - unter den Künstlern, aber auch zu den Lüneburgern und ihren Gästen", sagt Elisabeth Bohlen. Alle beteiligten Künstler werden ein Kunstwerk spenden, das im Rahmen einer öffentlichen Auktion versteigert wird. "Die Erlöse gehen an Terre des Hommes und an das Theater im e.novum", sagt Sigrid Weihser. Auch der Verein Lüneburger Stadtarchäologie wird in Vierorten präsent sein.

"Seit drei Jahren lassen wir in Böhmen Repliken von Gläsern fertigen, die in Lüneburg bei Ausgrabungen gefunden wurden. Vor allem sind es Trinkbecher, die in Böhmen nach Originalvorlagen mundgeblasen werden", sagt Edgar Ring vom Verein Lüneburger Stadtarchäologie. Diese Repliken kann man in Vierorten nicht nur bestaunen, sondern auch erwerben.

+++Auch Mary Roos tritt beim Hansetag in Lüneburg auf+++

"Wir hoffen, dass wir auch Besucher des benachbarten Handwerkermarktes für unsere Ausstellung interessieren können", sagt Sigrid Weihser, die sich zum Hansetag eigens in einem Volkshochschulkurs eine Robe nach mittelalterlichem Vorbild gefertigt hat. Kostümiert sein werden auch die Teilnehmer der vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA) präsentierten "Alten Handwerkerstraße" rund um St. Michaelis. Dort zeigen Handwerker in Gewändern der Renaissance alte Handwerkskunst und liefern dabei einen Eindruck des alltäglichen Treibens im Lüneburg des 16. Jahrhunderts.

An den Ständen können die Besucher Handwerkern und Händlern bei der Herstellung ihre Waren zusehen. Zu Gast werden unter anderem Gewandschneider, Zimmerer, Schmiede, Glaser, Lederer und Kerzenzieher sein. Alte Trachten und Werkzeuge, aber auch die Gerüche und Geräusche in den historischen Gassen rund um St. Michaelis geben dann die Atmosphäre einer Stadt im Mittelalter wieder. Ganz wie damals kommen die Handwerker an ihren Ständen ohne Gas und Strom aus. Eröffnet wird der Handwerkermarkt am Freitag, 29. Juni, um 11.30 Uhr auf der Bühne am Johann-Sebastian-Bach-Platz. Am Eröffnungstag ist er bis 20 Uhr geöffnet, am Sonnabend, 30. Juni, von 11 bis 20 Uhr und am Sonntag, 1. Juli, von 11 bis 14 Uhr. Dann sind auch Chansonnier und Minnesänger Peter Siche und seine Partnerin unterwegs. Der dritte Publikumsmagnet soll der Hansemarkt werden, auf dem sich rund 100 Hansestädte am Rathaus von ihrer besten Seite zeigen. Eröffnet wird der Markt am Freitag, 29. Juni, um 10 Uhr von Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) und dem Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe (SPD), der auch Vormann der Hanse ist.