Designer Knud Plambeck hat sich im Harburger Hafen eine Kunst-Werft eingerichtet. Seine Arbeiten sind bald an Bord des Schiffs Greundiek zu sehen.

Harburg. Mal spiegelblank, mal sturmgepeitscht. Knud Plambeck liebt das Wasser in seiner häufig wechselnden Struktur, weil es für ihn das Leben widerspiegelt. Und er liebt Schiffe, große wie kleine, die sich im Ausgleich zwischen Schwerkraft und Auftrieb über wie auch unter der Wasseroberfläche bewegen. "Für mich sind Boote wie Lebewesen, wie wilde Pferde", sagt er, "man muss sie festbinden, wenn man sie nicht verlieren will." Die Schiffe, die der in Ottensen lebende Künstler aus dem Blech alter Stahlfässer zusammenschweißt, wirken zwar lebendig und sind als Raum-Dekoration schön anzuschauen, müssen aber nicht festgebunden werden, da sie allesamt nicht schwimmfähig sind und deshalb auch nicht über den großen Teich abhauen können.

Vor Kurzem hat Plambeck die Elbe überquert und ist in Harburg angekommen. Seine Werkstatt, in der er die Skulpturen schafft, hat er vom Gelände der Hitzler Werft in Lauenburg direkt auf das Wasser des Harburger Binnenhafens verlegt, auf das Deck seines kürzlich gekauften Arbeitsschiffs "Orti II". Es ist achteinhalb Meter lang und dreieinhalb Meter breit und diente früher der Hamburger Feuerwehr als Kampfmittelräumboot. "Näher kann ich bei meiner Arbeit dem Wasser nicht kommen. Es inspiriert mich, und ich werde hier in Harburg sicherlich neue Formen entwickeln", sagt Plambeck, den schon als Kind Schiffe und Meer faszinierten.

Vor 36 Jahren in Ulm an der Donau geboren, bekam er das Meer und richtig große Pötte nur zu sehen, wenn er als Kind in den Sommerferien zu Besuch bei den Großeltern in Kiel war und den Sommer am Ostseestrand verbringen konnte. "Das habe ich richtig genossen", schwärmt er noch heute, "und damals habe ich bereits angefangen, Boote aus allen möglichen Materialien zu bauen." Seine handwerkliche Begabung brachte er nach dem Abitur in eine Tischlerlehre ein, studierte anschließend Produktdesign in Schwäbisch Gmünd und in Kiel und arbeitete zwei Jahre lang, bis 2006, als selbstständiger Designer in Kiel.

Ein Bekannter hatte ihm in der Zeit ein Schweißgerät ausgeliehen. Blechschere, Hammer, Zange und einen elektrischen Winkelschleifer mit einer dünnen Flexscheibe zum Trennen von Metall besaß er bereits. Es war sein künstlerischer Einstieg in den Stahlbau. Boote in allen Größen und Formen liefen in seiner Werkstatt vom Stapel. Und es war die Zeit, in der er in Hamburg, in Ottensen, an der Mottenburger Twiete 1, sesshaft wurde und seine Galerie "Wasserspiegel" mit seinen Ausstellungsstücken füllte. Es kommen Leute vorbei, die sich die Nase am Schaufenster platt drücken. Die Internetadresse www.wasserspiegel.com ist an der Tür zu lesen und dient der Kontaktaufnahme. Schiffsformen von 30 Zentimeter bis 1,50 Meter Länge sind zu bewundern. Die Preisliste beginnt bei 1000 Euro.

Nicht weit von seiner Galerie entfernt, im Altonaer Museum an der Museumsstraße 23, hatte Knud Plambeck vor drei Jahren seine erste große Ausstellung. Museumsdirektor Prof. Dr. Torkild Hinrichsen schrieb damals über den Künstler mit den dunklen Wuschelhaaren auf dem Kopf: "Er beherrscht es, gewissermaßen aus dem Nichts, aus nutzlos gewordenem Material etwas zu machen. Seine blechernen Schiffe können sich sehen lassen. Sie sind Kunstwerke, deren Ästhetik dem Thema Schiff eine neue Sichtweise verleiht."

Seit Jahresbeginn steht vor dem Altonaer Museum auch eine von Knud Plambeck erstmals aus Beton gegossene Schiffsskulptur von fast vier Meter Länge. Plambeck: "Ich verbringe die Wintermonate im Nordwesten Spaniens, in Galizien. Dort habe ich eine neue Formensprache entwickelt, die es mir ermöglicht, in Zukunft größere Schiffsobjekte aus Stahl für den öffentlichen Raum zu bauen."

Die größeren Skulpturen müssten seinen Worten nach auf Werften gebaut werden, dafür reiche sein Werkzeug nicht. In seiner neuen Werkstatt auf der "Orti II" im Harburger Binnenhafen, am Ende des Harburger Hauptdeichs, brummt bereits der Generator und liefert Strom für den Winkelschleifer mit der Flexscheibe und für das Schweißgerät. Funken fliegen. Um sich zu schützen, hat sich der Künstler eine Gesichtsmaske mit Filtern für die Atemluft selbst gebaut. "Ich bin sehr gespannt, welchen Einfluss meine jetzt gewonnene Nähe zum Wasser auf meine Arbeit haben wird. Die Entwicklung von Formen ist ein unendlicher Weg. Ich baue ausschließlich Unikate." Sein Ausgangsmaterial sind im Wesentlichen ausrangierte Stahlfässer, die er von Hafenbetrieben geschenkt bekommt. Je mehr verbeult, desto besser. "Das Blech soll dem Betrachter von seinem früheren Leben erzählen", sagt Plambeck.

Wer sich die Arbeiten anschauen möchte, bekommt in Kürze an Bord des Küstenmotorschiffs Greundiek dazu den passenden maritimen Rahmen. Am Donnerstag, 31. Mai, 18 Uhr, beginnt im Heimathafen Stade, Nähe Hansestraße 1, an Bord des Schiffs die Ausstellung "Schiffskunst". Außer Arbeiten von Knud Plambeck sind auch Fotografien von Elvira Homfeld-Wichels zu sehen. Das Lyriktheater Sturmzucker tritt auf, und Jan de Grooth singt zur Gitarre Songs von Beatles bis Bee Gees. Am Freitag, 1. Mai, 11 Uhr, legt die Greundiek in Stade ab mit Ziel "Harburger Binnenhafenfest", Anleger Nähe Lotsekai. Beim Binnenhafenfest, Sonnabend, 2. Juni 11 bis 20 Uhr, und Sonntag, 3. Juni, 11 bis 17 Uhr, sind neben den Ausstellungen weitere Sturmzucker-Auftritte vorgesehen. Es besteht die Möglichkeit, mit der Greundiek von Stade nach Harburg und zurück zu fahren. Information gibt es unter der Telefonnummer 0177/702 14 99.