Der Verein Museumshafen Oevelgönne macht seine Schiffe für den Hafengeburtstag klar. Experten zur Unterstützung gesucht.

Hamburg. An einer alten Barkasse blitzt ein Schweißgerät auf, irgendwo hämmert jemand auf Metall, es riecht nach Farbe und Elbe: Wer die Flint-Schiffswerft am Reiherstieg besucht, dürfte sich gelegentlich viele Jahrzehnte in die Hafengeschichte zurückversetzt fühlen. Und das liegt vor allem an alten Hafenfahrzeugen wie der Barkasse oder dem Dampfschlepper "Claus D.", der dort in diesen Tagen hochgezogen auf einer Rampe auf dem Werftgelände steht.

Fast 100 Jahre alt ist der Schlepper, der mit seiner bauchigen Form an einen gestrandeten Wal erinnert und hier praktisch seit den 50er-Jahren routinemäßig auf der Slipanlage zur Inspektion an Land geholt wird. Frische, dunkelrote Unterwasserfarbe glänzt am Rumpf, gut ein halbes Dutzend Männer in blauen Overalls pinseln und werkeln an dem alten Schiff herum, das seit den 80er-Jahren Museumsschiff ist.

Eine Art Frühjahrskur, wie sie derzeit viele Schiffe des Museumshafens Oevelgönne erfahren. Der Besan-Ewer "Möwe" etwa war gerade bei der Schiffswerft Behrens auf Finkenwerder zu kleineren Reparaturen. Auch der Segelkutter "Präsident Freiherr von Maltzahn" des Vereins ist jetzt dorthin zur Überholung verholt worden. Und das mehr als 120 Jahre alte Feuerschiff "Elbe 3", das häufigste Postkartenmotiv des Museumshafens, bekam gerade auf der Norderwerft gleich neben der Flintwerft einen neuen Anstrich. Zum Hafengeburtstag in drei Wochen (11. bis 13. Mai) soll diese Flotte historischer Hamburger Schiffe wieder im Einsatz sein.

+++ Dampfmacher +++

+++ Zwei Premieren: "Aida"-Quartett und "Alex II" +++

"Unser Dampfer wird dann topfit sein, fast neu für seine beinahe 100 Jahre", sagt Andreas Westphalen, Obmann der ehrenamtlichen Schleppercrew der "Claus D." Das 1913 gebaute Dampfschiff gehört zu einer Flotte von rund zehn eigenen Fahrzeugen des 450 Mitglieder starken Vereins, der bei Neumühlen den ältesten Museumshafen Deutschlands betreibt. Bereits 1976 gründeten Liebhaber alter Schiffe Verein und Hafen, nach dessen Vorbild etliche andere Traditionshäfen im Norden Deutschlands entstanden.

Jedes Schiff hat dabei eine ehrenamtliche Crew, die es in Schuss hält und natürlich auch fährt. Fahrten mit Gästen stellen neben dem Sponsoring von Unternehmen einen wesentlichen Teil der Finanzierung dar. Basis aber, um diese schwimmenden Zeugnisse der Hamburger Hafengeschichte am Leben zu erhalten, ist die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder.

Aber man muss schon ein spezielles Verhältnis dazu haben, um wie die Männer der "Claus D." mit öl- und farbverschmierten Händen seine Freizeit zu verbringen. Oben auf einer Leiter stemmt beispielsweise Helmut Schulze-Trautmann faules Holz aus der Rammschutzleiste. "Wir sind wohl alle vor allem technikbegeistert", sagt der frühere Chemie-Ingenieur. Viele solcher Technik-Spezialisten zählen zu der Mannschaft, aber auch Pädagogen, eine Schifffahrtskauffrau und frühere Hafenschiffer mit Patent.

Wie Hermann Peters, 74, der den Schlepper in den 60er-Jahren bereits im echten Dienstbetrieb gefahren hat. "Das muss man schon können, so ganz ohne moderne Hilfsmittel", sagt er. Doch es gibt offenbar nicht mehr viele, die das können und ehrenamtlich auch in der Freizeit machen wollen. Peters muss daher oft ran, am Hafengeburtstag gleich an drei Tagen. "Wir brauchen einfach Verstärkung", sagt Schlepper-Obmann Westphalen. Mit seinen 46 Jahren ist er noch einer der Jüngeren. Bereits als Junge in Flensburg hat er sich für Dampfschiffe begeistert, die fast so leise und vibrationsfrei wie Segler auf dem Wasser unterwegs sind. Die Leidenschaft ging so weit, dass er Ingenieur wurde und heute einer der wenigen Spezialisten für modernen Kesselbau und Dampftechnik ist. Die Begeisterung für die historische Technik aber blieb. "Solche Schiffe", sagt Westphalen, "die haben eine Seele und Charakter."

www.museumshafen-oevelgönne.de ; www.clausd.de