Lauenburg. Wenn Dirk Eisermann fotografiert, entstehen Kunstwerke. Schifferstadt ist für den gebürtigen Hamburger inzwischen das liebste Motiv.

In Lauenburg ist alles Sehenswerte schon tausendfach abgelichtet worden, könnte man meinen. Das stimmt wahrscheinlich auch, aber wer Fotografie von der Pike auf gelernt hat, findet immer noch den besonderen Moment, auf den Auslöser zu drücken – so wie Dirk Eisermann. Seit sechs Jahren lebt der 64-Jährige in Lauenburg – der Liebe wegen. Zunächst war es jedoch nicht der Charme der kleinen Stadt, die den gebürtigen Hamburger betörte. In der Schifferstadt lernte er seine Frau Anne kennen. Grund genug für ihn, seine Zelte in der Großstadt abzubrechen.

Lange dauerte es jedoch nicht, bis Dirk Eisermann die kleine Stadt an der Elbe auch mit professionellen Augen sah. Viele Jahre lang hatte er als Fotojournalist für „Spiegel“ und „Stern“ gearbeitet. Heute ist er für verschiedene Zeitschriften, Magazine, für Agenturen und Unternehmenspublikationen unterwegs. Außerdem hat er in Lauenburg seinen eigenen Kunstverlag Edition Rufer gegründet.

Lauenburg: Neuer Fotokalender „Stadt-Land-Fluss“ von Dirk Eisermann

Über seinen Verlag bekommt man Lauenburg in allen Formaten – von der Ansichtskarte bis zur großdimensionalen Panoramaansicht, auf Leinwand gezogen. Seine besondere Leidenschaft aber sind Fotokalender. Wenn die seine Handschrift tragen, sind das zwölf Kunstwerke in einem. Unter dem Titel „Design in freier Wildbahn“ hatte er in der Vergangenheit mit dem Lauenburger Designexperten Karsten Legeler zwei Kalender produziert. Die Idee dahinter: Ausgefallene Designerstücke werden so in der Landschaft platziert, dass sie entweder mit ihr verschmelzen oder einen provozierenden Kontrast ergeben.

Der Hamburger Fotograf Dirk Eisermann hat vor sechs Jahren in Lauenburg seinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt gefunden.   
Der Hamburger Fotograf Dirk Eisermann hat vor sechs Jahren in Lauenburg seinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt gefunden.   © Elke Richel | Elke Richel

Für 2024 hatte sich Dirk Eisermann ein Kalenderprojekt vorgenommen, das im ersten Moment viel schlichter erscheint. Doch unter dem Titel „Stadt-Land-Fluss“ zeigt er Lauenburg auf überraschende Weise. Was allen Aufnahmen gemeinsam ist: Der Fotograf lässt den Betrachter innehalten. Selbst dann, wenn man selbst schon oft an dem Motiv vorbeigegangen ist, ohne ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Licht setzt in den Fotos von Dirk Eisermann besondere Akzente

Und es ist immer wieder das Licht, das besondere Akzente in den Bildern setzt. Mal ist es die Sonne, die im richtigen Moment durch die Äste eines Baumes scheint, mal ein diffuser Schein, der das Motiv beleuchtet. „Fotografieren ist wie malen mit Licht“, ist einer der Lieblingssätze von Dirk Eisermann. Dabei nutzt er auch künstliche Lichtquellen, die er so geschickt platziert, dass der Betrachter der Bilder davon nichts merkt.

Dieser spürt nur die Magie des Augenblicks, ahnt aber nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt. Dirk Eisermann überlässt da nämlich nichts dem Zufall. So kann es passieren, dass er fünfmal vergeblich zu früher Morgenstunde aufsteht. Erst beim sechsten Mal beleuchtet die aufgehende Sonne das Motiv so, wie er es geplant hat. Manchmal bleibt für ein Foto ein Zeitfenster von nur wenigen Minuten.

Blick auf Lauenburgs winterliche Kulisse vom anderen Elbufer aus.   
Blick auf Lauenburgs winterliche Kulisse vom anderen Elbufer aus.    © DIRK EISERMANN | Dirk Eisermann

In dem neuen Fotokalender ist Lauenburg menschenleer

Wie lange Dirk Eisermann an dem Kalender gearbeitet hat, lässt sich schon beim Durchblättern ermessen. Das Monatsblatt Januar zeigt die winterliche Kulisse von Lauenburg – aufgenommen von der anderen Elbseite aus. Himmel und Wolken spiegeln sich im Fluss, Raureif liegt auf den Bäumen, und die Dächer der Altstadt tragen eine frische Schneehaube.

Trotzdem strahlt das Bild keine Winterstarre aus. Vielleicht, weil sich auf der Elbe keine Eistorten drehen und es offenbar völlig windstill ist. Man meint, die wärmenden Strahlen der Wintersonne auf der Haut zu spüren. Überhaupt fällt auf, dass jedes Monatsblatt auf den Betrachter irgendwie beruhigend wirkt. Die Natur spielt die Hauptrolle, es ist höchstens mal ein Schiff zu sehen. Lauenburg ist menschenleer auf diesen Kalenderblättern.

Lauenburger Denkmal ins rechte Licht gerückt

Für die meisten Hobbyfotografen ist es ein Albtraum, wenn über dem ausgewählten Motiv plötzlich Nebel wabert. Dirk Eisermann spielt mit diesem Effekt. Das Monatsblatt April zeigt eine Aufnahme der historischen Palmschleuse in Lauenburg. Wie in einem Filmklassiker von Edgar Wallace schafft der Nebel eine mystische Atmosphäre. Vielleicht auch deshalb, weil im Vordergrund die Sonne scheint. Oder ist es eine der versteckten Lichtquellen, die Dirk Eisermann für den besonderen Effekt manchmal nutzt?

Auf jeden Fall spürt auch der Betrachter, der sich nicht in Lauenburg auskennt, dass es sich bei diesem Motiv um etwas ganz Besonderes handelt. Die Palmschleuse ist nämlich schon 625 Jahre alt. Sie wurde 1338 im Verlauf des Stecknitzkanals gebaut und konnte bis zu zwölf Kähne gleichzeitig aufnehmen. Im 17. Jahrhundert wurde die Schleuse ausgebaut und nach dem damaligen Schleusenwärter Palm benannt.

Verkauf des neuen Lauenburg-Kalenders hat begonnen

Unaufdringlich macht Dirk Eisermann mit seinen Aufnahmen Lust, hinter so manches Geheimnis von Lauenburg zu kommen. Freunde seiner Fotoarbeiten haben übrigens die Qual der Wahl. Neben dem Kalender „Stadt-Land-Fluss“ hat Dirk Eisermann für 2024 wieder einen Kalender „Tiere der Elbtalaue“ aufgelegt.

Die Kalender kosten jeweils 20,95 Euro und können ab sofort in der DHL-Filiale Deko for Seasons (Berliner Straße 17), in der Touristinformation (Elbstraße 59) und im Geschäft Fadenkätzchen (Elbstraße 9) erworben werden. Eine Bestellung ist auch online möglich über die Seite www.edition-rufer.de.