Lauenburg. Nicht allen Lauenburgern steht derzeit der Sinn nach feiern. Das hat viel mit der Lauenburger Tafel zu tun.

Die Nachricht entsetzte in der vergangenen Woche viele: Die Lauenburger Tafel musste einen Aufnahmestopp verhängen. Zu viele Bedürftige auf der einen Seite und zu wenig Lebensmittel auf der anderen Seite machten diesen Schritt unumgänglich. Und es dürfte noch schlimmer kommen, denn ein Ende der Teuerungswelle für Lebensmittel ist nicht in Sicht.

„Es ist dramatisch, dass gerade diejenigen, die sich bisher scheuten zur Tafel zu gehen, jetzt leer ausgehen. Dabei bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als Lebensmittelspenden anzunehmen“, sagt Gerhard Pehmöller, Vorsitzender des Bürgervereins Pro Lauenburg. Er und seine Mitstreiter waren sich darum schnell einig: Der Erlös des Getränkeverkaufs beim diesjährigen Maifest soll der Lauenburger Tafel zugute kommen.

Pro Lauenburg: 400 Besucher verfolgen den Zimmermansklatsch

Seit vielen Jahren richtet der Bürgerverein Pro Lauenburg das Maifest an der Alten Wache aus. Es steckt voller Traditionen und zieht nicht nur Lauenburger, sondern auch viele Gäste von außerhalb an. Diese verfolgten gestern zunächst, wie Lauenburger Zimmerleute den 16 Meter hohen Maibaum am Löwenbrunnen aufrichteten.

Das ist in Lauenburg eine Sache von wenigen Minuten, denn die Handgriffe sitzen. Trotzdem war es diesmal gut, dass auch die Lauenburger Feuerwehr vor Ort war. Mit der Drehleiter ging es in luftige Höhe, um die bunten Bänder am Kranz zu entwirren. Dafür gab es kräftigen Applaus von den etwa 400 Besuchern an der Alten Wache.

Die Feuerwehr rückt mit der Drehleiter an, um die Bänder des Maikranzes zu entwirren. 
Die Feuerwehr rückt mit der Drehleiter an, um die Bänder des Maikranzes zu entwirren.  © Elke Richel

Eine Tradition, die es wohl nur in Lauenburg gibt: Wenn der Maibaum steht, feiern die Zimmerleute die Stadt – und diesmal besonders die, denen es nicht so gut geht – mit dem Zimmermannsklatsch. Das Lied handelt von Kameradschaft und Zusammenhalt. „Darum aufgeschaut, fest Gerüst gebaut, und auf seinen Kamerad vertraut!“

Gerhard Pehmöller ist Vorsitzender von Pro Lauenburg. Alle Einnahmen aus dem Getränkeverkauf verdoppelt der Bürgerverein zugunsten der Lauenburger Tafel.
Gerhard Pehmöller ist Vorsitzender von Pro Lauenburg. Alle Einnahmen aus dem Getränkeverkauf verdoppelt der Bürgerverein zugunsten der Lauenburger Tafel. © Elke Richel

Der Getränkestand von Pro Lauenburg war eng umlagert. Bier, Wein, Sekt oder Cola gingen pausenlos über den Tresen. Viele Besucher machten es wie Milena Müller, sie rundeten den Betrag großzügig auf. „Es ist doch eine Schande, dass es im reichen Deutschland Menschen gibt, die auf die Tafel angewiesen sind. Umso schlimmer, dass nicht mal die gespendeten Lebensmittel ausreichen, um diese Menschen zu versorgen“, sagte die 39-Jährige.

Pro Lauenburg wird 350 Euro an die Lauenburger Tafel spenden

Der Bürgerverein Pro Lauenburg spendet den Überschuss nach Abzug der Kosten in jedem Jahr für einen guten Zweck. Schließlich ist dieser Gedanke schon in der Satzung des Vereins verankert, der 2001 zunächst als Stadtmarketingverein gegründet wurde.

Gegen 14 Uhr stand gestern das Ergebnis aus dem Getränkeverkauf fest: Aufgerundet wird Pro Lauenburg 350 Euro an die Lauenburger Tafel spenden. Ein Tropfen auf den heißen Stein? Vielleicht. Doch für Gerhard Pehmöller ging es bei der Aktion nicht nur ums Geld. „Wir haben bei den Besuchern die Lauenburger Tafel wieder mehr ins Bewusstsein gerückt. Vielleicht finden sich auf diese Weise ja auch weitere ehrenamtliche Helfer, die die Ausgabe der Lebensmittel mit organisieren“, hofft er.

Erster großer Auftritt für Bürgermeister Thorben Brackmann

Derzeit hat Pro Lauenburg 87 Mitglieder, was bemerkenswert ist, nachdem der Verein 2015 schon vor der Auflösung stand. Erklärtes Ziel bleibe es aber, das 100. Mitglied zu begrüßen, so Pehmöller. Für Bürgermeister Thorben Brackmann war die Eröffnung vor den vielen Besuchern des Maifestes wohl der bisher größte Auftritt seiner Amtszeit. Seit genau einem Monat ist der 32-Jährige im Amt. Mit lockeren Sprüchen und vielen Gesprächen am Rande meisterte er die Sache souverän.

Es war ein fröhliches Fest rund um den Löwenbrunnen. Traditionell bleib es bis zum Schluss – auch musikalisch. Der Feuerwehrmusikzug Lauenburg Süd und der Shantychor Die Kielschweine wechselten sich bei ihren Auftritten ab. Sowohl bei den schmissigen Märschen als auch bei den alten Seemannssongs und erst recht beim bekannten Lauenburg-Lied wippten die Füße der Besucher mit.