Lauenburg. „Wir werden überrannt“, sagt Tafelvorsitzende Friederike Betge. Warum der Aufnahmestopp nötig war und wen er hart trifft.

Jeder merkt es im Portemonnaie: Alles wird teurer, besonders Lebensmittel. Für das Geld, das früher für den Wocheneinkauf reichte, landen heute nur noch wenige Artikel im Einkaufswagen. Für Lauenburger, die jeden Euro dreimal umdrehen müssen, ist die Teuerung kaum zu stemmen. Einziger Ausweg ist dann oft die Ausgabe der Tafel. Doch die zieht jetzt die Notbremse und verhängt einen Aufnahmestopp.

„Wir werden überrannt. Unsere ehrenamtlichen Helfer schaffen das nicht mehr und auch die Menge der Lebensmittel reicht für die vielen Menschen nicht aus“, klagt Tafelvorsitzende Friederike Betge.

In Lauenburg wächst die Armut – sind 300 Senioren auf Grundsicherung angewiesen

Es sind vor allem Senioren, denen es schwerfällt, ihre Bedürftigkeit offen zu zeigen. 300 von ihnen erhalten von der Stadt Lauenburg Grundsicherung. Die Zahl derer, die Grundsicherung beantragen könnten, dürfte weitaus höher sein. Grundsicherung wird dauerhaft erwerbslosen Menschen gewährt, vor allem aber Senioren, deren Rente vorn und hinten nicht reicht. Aber Lebensmittel von der Tafel annehmen? Dazu war die Hemmschwelle für viele bisher zu hoch.

Und es gibt einen weiteren Grund, weshalb viele Bedürftige die Tafel bisher scheuten. Wenn freitags im Nachbarschaftstreff ToM die Ausgabe der Lebensmittel beginnt, haben sich vor den beiden Fenstern bereits lange Warteschlangen gebildet. Doch stundenlang zu stehen, schaffen viele Senioren nicht.

Lebensmittelpreise gehen weiter durch die Decke

Die Lage wird sich in der nächsten Zeit weiter zuspitzen. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes steigen die Preise bei Nahrungsmitteln weiterhin stark an. Vielen Menschen dürfte unter diesen Bedingungen gar nichts anderes übrig bleiben, als doch zur Tafel zu gehen.

„Ich hoffe, dass wir den Aufnahmestopp nur vorübergehend verhängen müssen“, sagt Friederike Betge. Sie weiß, dass der Aufnahmestopp jetzt die trifft, die bisher aus Scham auf die gespendeten Lebensmittel verzichtet haben, nun aber keinen anderen Ausweg mehr sehen.

Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass es auf die Lebensmittelausgabe der Tafel keinen gesetzlichen Anspruch gibt. „Obwohl die ehrenamtlichen Helfer alles tun, um zu helfen, ist es Aufgabe des Staates, sich darum zu kümmern, dass Bedürftige genug zu essen haben“, sagt die Tafel-Chefin.